Angriff auf Iran: Nun ist es Trumps Krieg
Mit dem US-Angriff auf iranische Atomanlagen hat sich US-Präsident Trump den Krieg der israelischen Regierung Netanjahu zu eigen gemacht. Daraus lassen sich erste, beunruhigende Schlüsse ziehen.
- S. Hersh hatte recht, Trump hat nur geblufft. Statt innerhalb von zwei Wochen kam der Angriff schon an diesem Wochenende – wie der US-Journalist Hersh vermutet hatte. Die Entscheidung fiel wohl schon am Mittwoch.
- Trump ist über die Forderungen der Uno, der EU und seiner eigenen Parteibasis nach einer diplomatischen Lösung hinweggegangen. Er fühlt sich offenbar an keine Regeln und Programme gebunden. Das Völkerrecht ist tot.
- Damit ist seine “legacy” als “Friedenspräsident” beendet. Trump hat sich den Angriff der rechtsextremen israelischen Regierung Netanjahu zu eigen gemacht, ohne dass die USA bedroht waren; nun ist es sein Krieg.
- Da Netanjahu mit seinem Angriff ganz offenbar darauf abzielte, die laufenden, US-geführten Verhandlungen über das iranische Atomprogramm zunichte zu machen, ist auch Trumps Diplomatie nicht mehr zu trauen.
- Dies hat weitreichende Implikationen für Russland und die Ukraine, aber auch für China und andere US-Rivalen. Eine friedliche Konfliktlösung ist mit diesem amerikanischen Präsidenten grundsätzlich nicht zu erwarten.
- Auch Kanada, Grönland und Panama müssen sich große Sorgen machen. Trump hat im Iran bewiesen, dass er zum Einsatz militärischer Gewalt bereit ist und dabei auch auf Täuschung und andere schmutzige Tricks setzt.
- Trump hat der EU unmißverständlich klar gemacht, dass er auf sie keinerlei Rücksicht nimmt. Weder beim Handel, noch bei Gipfeltreffen wie zuletzt in der G-7, und schon gar nicht bei Fragen um Krieg und Frieden.
Siehe auch Im Iran droht der Irakkrieg 2.0 – und wieder versagt EUropa sowie Krieg gegen Iran: einige geopolitische Implikationen. Debatte im Leserforum hier
Monika
23. Juni 2025 @ 17:24
Schaffen eines “verpflichtenden Gesellschaftsjahrs” klingt harmlos – ist aber de facto Kriegsdienst im Tarnanzug.
Zeitenwende heißt nicht nur Haltung zeigen. Sondern knallhart: Marschieren, Funktionieren, Opfern.
Und am Ende? „Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft.“ – Brecht
Wir sehen uns harten Zeiten gegenüber.
KK
23. Juni 2025 @ 16:01
„Schaffen eines “verpflichtenden Gesellschaftsjahrs” klingt harmlos“
Nein, das klingt nicht harmlos – sondern nach eigentlich verfassungsmässig verbotener Zwangsarbeit im Stile eines „Reichsarbeitsdienstes“!
Monika
24. Juni 2025 @ 12:21
Ich hatte einen längeren Text von mir mit dem Titel Mission Zeitenwende für mein Parteiblättchen zu einem Kommentar und einem socialMedia-tauglichen Statement (siehe oben) “verbastelt”. Der Kommentar beleuchtet Ihren Punkt deutlicher. Hier der Kommentar, die Länge des Originaltext ist to much für einen Blogbeitrag.
Gesellschaftszeit oder Kriegsdienst im Tarnanzug?
Verteidigungsbereit. Kriegstüchtig. Kampfbereit. Wer so spricht, meint mehr als bloß Teamgeist. Die geplante „verpflichtende Gesellschaftszeit“ mag harmlos klingen, doch sie ist Teil eines tiefgreifenden Perspektivwechsels: Der Ruf nach Wehrhaftigkeit wird zur moralischen Pflicht stilisiert – und tarnt ein ungleiches Opferprinzip. Während einige über gesellschaftlichen Zusammenhalt philosophieren, sollen andere ihn mit ihrer Arbeitskraft oder gar ihrem Leben beweisen.
Und wer sich bedroht „fühlt“, darf losschlagen – ganz ohne Rücksicht aufs Völkerrecht. Eine neue Ära beginnt, getragen vom Geist der Abschreckung und ökonomischen Opportunität.
Es ist Zeitenwende. Aber der Richtung nach müsste man fragen: Fortschritt – oder Marsch zurück? Brechts warnender Satz bleibt erschreckend aktuell: “Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft.”
KK
24. Juni 2025 @ 13:09
“…für mein Parteiblättchen…”
Sind Sie nicht in der SPD?
Ihre Leidenfähigkeit möchte ich haben 😉
Reykjavik
23. Juni 2025 @ 17:17
Weitere beunruhigende Schlüsse: das Teheraner Regime hat jetzt aufgezeigt bekommen, dass sie sehr wohl Atomwaffen benötigen – hätten sie sie schon gehabt, hätte sie weder Israel noch die USA angegriffen. Iran wird sich vermutlich bemühen, hier den nordkoreanischen Weg zu gehen. Macht das die Welt sicherer?
Das Völkerrecht als eine der tragenden Säulen der internationalen Beziehungen ist derart in den Dreck gezogen worden, dass wir es getrost entsorgen können. Eine Lehre aus der Geschichte: die Erosion des Rechts ist – hat sie einmal begonnen – genauso schwer aufzuhalten und zu begrenzen, als einen heißen Krieg. Macht es die Welt sicherer, dass die Regeln des internationalen Zusammenlebens nicht mal mehr das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden?
Ich muss leider einigen Mitforisten recht geben: wir werden von Irren und Verbrechern regiert, die für War Porn und markige Posts auf X bereit sind, das Leben von Hunderten von Milionen Menschen aufs Spiel zu setzen und alle zivilisatorischen Errungenschaften Europas (u.a. die Entwicklung des Völkerrechts seit dem Westfälischen Frieden) in die Tonne zu treten.
KK
23. Juni 2025 @ 16:13
Das Parlament in Teheran hat wohl heute beschlossen, aus dem Atomwaffensperrvertrag auszusteigen.
https://www.jungewelt.de/artikel/502465.naher-und-mittlerer-osten-iran-steigt-aus.html
Das haben die Faschisten in Tel Aviv und Washington DC nun mit ihrem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg immerhin erreicht!
Mezzomate
23. Juni 2025 @ 16:36
Aus aktuellem Anlass möchte ich nochmals auf die Rolle Netanjahu’s hinweisen: beängstigend und aufschlussreich sein Auftritt im US Kongress im September 2002. Man kann es auf YouTube in einer Kurzfassung oder in voller Länge (über zwei Stunden) sehen. Einen Monat später hat dieser Kongress die Regierung zu einem militärischen Vorgehen gegen Irak ermächtigt. Das Ende, oder besser gesagt kein Ende ist bekannt.
Lucki
23. Juni 2025 @ 14:06
Gore Vidal (Mitglied des Kennedy-Clan):
“Der (US)-amerikanische Präsident ist auch nur ein kleiner Angestellter”.
Arthur Dent
22. Juni 2025 @ 16:02
Ich vermute, dass USA und Israel nichts erreicht haben. Alle Staaten der Region werden jetzt auf Abstand zu den USA gehen. Wenn der Iran clever ist und sich nicht provozieren lässt – die USA links liegen lässt – aber Israel über Monate weiter bombardieren wird, was dann?
China und Iran haben gerade erst eine neue Eisenbahnlinie in Betrieb genommen – da gibt’s keine US-Militärbasen.
umbhaki
22. Juni 2025 @ 21:49
Danke für den Hinweis, diese neue Eisenbahnlinie hatte ich gar nicht mitbekommen. Nachdem ich mich nun ein klein wenig dazu schlau gemacht habe, halte ich es für möglich, dass diese Bahnlinie ein wesentliches Argument für die US-Strategen war, den Militärschlag gegen den Iran auszuführen.
Zur Bedeutung dieser Linie habe ich einen sehr informativen Artikel gefunden:
https://de.reseauinternational.net/chine-inauguration-de-la-ligne-ferroviaire-vers-teheran-limportance-du-detroit-de-malacca-se-voit-relativisee/
Der Iran spielt eine bedeutende Rolle in den Plänen Chinas – den friedlichen, handelsorientierten Plänen wohlgemerkt. Das können Gottes eigene Landsleute wohl nicht zulassen. Jene Landsleute, die von dem religiösen Irren namens Peter Thiel und seinen Kumpanen angeführt werden. Die „Florida-Orange“ mit dem roten Schlips ist ja nur eine Marionette von denen.
KK
22. Juni 2025 @ 13:05
Es sind offenbar nur noch geistesgestörte Irre an den Schaltstellen der Macht… und dazu gehören nicht nur die, die Bomben schmeissen, sondern auch die, die das nicht verurteilen oder sogar dazu gratulieren und Beifall klatschen!
Helmut Höft
22. Juni 2025 @ 13:00
Tzja, wer die Schoiße vom Stiefel weg haben will muss sich sowohl von dieser USA also auch von dieser €U trennen.
KK
22. Juni 2025 @ 13:06
Von dieser Welt, meinen Sie wohl… da stehen die Chancen ja recht gut!
Guido B.
22. Juni 2025 @ 12:46
Man muss in der aktuellen geopolitischen Lage, in der sich die USA wieder einmal als Aggressor betätigen, die Frage stellen, warum die Trump-Administration Israel militärisch maximal unterstützt, sich aber aus der Unterstützung der Ukraine zurückziehen will.
Das dürfte zwei Gründe haben:
1) Trump muss in seinem Land eine enorm starke jüdische Lobby bedienen. Gegen sie kann kein POTUS regieren. Dazu kommt die nach wie vor starke Gruppe der Neocons sowohl im Parlament als auch im Deep State. Sie unterstützen Israel vorbehaltlos. Das weiss auch Netanjahu. Selenski und die Ukraine haben keinen vergleichbaren Einfluss in der US-Aussenpolitik.
2) Der Hauptrivale der USA ist China und damit verbunden BRICS. Ein Waffengang mit dem Iran scheint im US-Kalkül der einfachere Weg, um BRICS und damit auch Russland zu schwächen, als ein Waffengang mit Russland selbst. Um die Zerreibung der russischen Armee sollen sich die Europäer kümmern.
Guido B.
22. Juni 2025 @ 12:10
“Trump ist über die Forderungen der Uno, der EU und seiner eigenen Parteibasis nach einer diplomatischen Lösung hinweggegangen. Er fühlt sich offenbar an keine Regeln und Programme gebunden.”
Ich würde bezüglich EU/UK die Formulierung “diplomatische Lösung” durch “SCHEINdiplomatische Lösung” ersetzen. Es gibt im Westen eine transatlantische Harmonie, was mit “Diplomatie” wirklich gemeint ist, nämlich das Folgende: “Entweder du kapitulierst bedingungslos, oder wir eliminieren dich.”
Dieses einheitliche westliche Diplomatieverständnis kommt sowohl im Ukrainekrieg als auch im Nahost-Konflikt zur Anwendung. Entweder erfüllt der “Schurke” die Forderungen des Westens, oder es wird Krieg geführt, bis der Westen siegt.
Daher auch das irrsinnige Aufrüstungsprogramm.
“Scheindiplomatie” trifft die Sache besser, vielleicht noch ergänzt durch das Adjektiv “imperialistische”.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die USA, Israel, das UK und die EU in allen zentralen Fragen des “Wertewestens” einig sind. Lang lebe das Imperium der Lügen!
ebo
22. Juni 2025 @ 12:11
Das kann man so sehen. Ich habe das Treffen der Außenminister am Freitag ja auch als Alibi bezeichnet.