Ampel statt Jamaika: Söders durchsichtiges Spiel

In Berlin stehen die Zeichen auf „Ampel“. Nach den Grünen hat sich auch die FDP für Sondierungen mit der SPD ausgesprochen. CSU-Parteichef Söder sprach von einer „de-facto Absage an Jamaika“ – doch meint er das auch so?

Ich glaube: nein. Söder geht es vor allem darum, seinen Rivalen, den CDU-Chef Laschet, zum Verzicht zu bewegen. Der klammert sich an „Jamaika“ – also eine Schwarz-grün-gelbe Koalition – wie an einen rettenden Strohhalm.

Doch diesen Strohhalm möchte ihm Söder entreißen. Nun müsse man sich damit vertraut machen, dass es sehr wahrscheinlich eine Regierung ohne die Union geben werde, erklärte der hinterfotzige Bayer.

Denn CDU und CSU kämen nur dann wieder ins Spiel, wenn die Koalitionsbildung von SPD, Grünen und FDP scheitern sollte. „Wir bleiben zwar gesprächsbereit, aber nicht in einer Art Dauer-Lauerstellung.“

Zu gut deutsch: Laschet soll sich keine falschen Hoffnungen mehr machen und die Wartezeit nicht noch unnötig verlängern. Er soll gehen – und den Platz für andere räumen, zum Beispiel Söder.

Es ist ein durchsichtiges Spiel, das der Möchtegern-Kanzler aus München längst nicht mehr alleine spielt. Zu oft und zu deutlich haben Liberale und Grüne signalisiert, mit einem neuen Kopf sähe die Lage ganz anders aus.

Baerbock, Habeck und Lindner wollen sich trotz der ersten Vorentscheidung alle Optionen offen halten. Selbst wenn sie jetzt über eine Ampel reden, brauchen sie Jamaika, um sich von der SPD nicht vorführen zu lassen.

Gut möglich, dass die erste Runde der Sondierungen scheitert – zum Beispiel, weil sich die FDP quer stellt. Wäre es nicht wunderbar, wenn dann Söder als Kanzler einer Jamaika-Koalition bereit stünde?

Dann könnten am Ende sogar vielleicht die Grünen umdenken – wie schon so oft.

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P.S. Habeck erklärte, der Schwenk zur SPD sei keine „Komplettabsage“ an Jamaika. Na dann…