Altmaier will schon die Waffen strecken
Kaum dass die USA ihre Abschottungs-Zölle verhängt haben, bröckelt die europäische Abwehrfront schon wieder. Wie üblich prescht Bundeswirtschaftsminister Altmaier vor – er will die Waffen strecken.
Zwar habe die EU ihre Gegenmaßnahmen bereits bei der Welthandelsorganisation (WTO) angemeldet, sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Ob sie auch umgesetzt werden, “werden wir gemeinsam diskutieren”.
Damit stellt Altmaier die Vergeltungszölle auf Jeans, Whiskey und Motorräder made in USA infrage, noch bevor sie in Kraft treten. Das könnte ohnehin noch einmal einen Monat dauern – Zeit für einen neuen “Deal”?
Frankreich hält davon nichts. Staatschef Macron geißelt den amerikanischen “Wirtschaftsnationalismus” und warnt vor “Krieg” – genau dahin habe der Protektionismus in den 30erJahren geführt.
Das klingt zwar übertrieben. Doch immerhin haben Deutschland und Frankreich in einer eilig herausgeschickten Erklärung zugesichert, die weiteren Schritte abzustimmen. Bisher war das nicht der Fall – Altmaier preschte vor.
Damit stelle er die Einheit der EU infrage, sagte B. Lange, Chef des Handelsauschusses im Europaparlament. Ein Beispiel sei, dass in den Gesprächen mit den USA jetzt ein Deal herauskommen sollte.
“Nein, wir verhandeln nicht über einen dirty Deal unter Erpressungsdruck. Nur wenn wir auf Augenhöhe partnerschaftlich miteinander reden, dann können wir über gemeinsame Herausforderungen reden. Aber unter Druck werden wir keine Deals abschließen.”
So sieht man das auch in Paris. Anders als Deutschland hat Frankreich keinen exorbitanten Exportüberschuss mit den USA. Wenn Altmaier einen Deal machen will, dürfte Macron eine Gegenleistung fordern…
Claus
2. Juni 2018 @ 08:20
Tja – dumm gelaufen, das Ganze. Mit einer weniger russophob verbohrten Ideologie könnte man jetzt doch mal den Wladi in Moskau anrufen und nach Berlin, Paris oder Brüssel einladen zu einem Gespräch, was sich gemeinsam und zum gegenseitigen Vorteil in den unendlichen Weiten des Ostens alles machen ließe. Mal ganz abgesehen vom schnellen Bau von Northstream II, allen Kontrakten ex-US-Dollar etc, etc. Dazu könnte einem doch so einiges einfallen, auch ließe sich etwas US-Exportüberschuss dahin umleiten und es bliebe wohl nicht ohne Wirkung in Washington.
Ach, ich vergaß: Dazu müssten noch weitere Leute in den Regierungen der EU-Länder ausgetauscht werden.
Peter Nemschak
2. Juni 2018 @ 09:11
Zuerst einmal den Minsker Prozess lückenlos umsetzen. Solange die EU nicht für ihre eigene Sicherheit sorgen kann, sind Annäherungen an Russland problematisch. Für die Sicherheit sorgen heißt, die französische Nuklearmacht zu einer wirksamen Abschreckungsmacht und die konventionellen nationalen europäischen Armeen auf eine glaubwürdige Abschreckungswirkung gegen potentielle Gegner hochrüsten. Das würde zum einen ein besseres strategisches Gleichgewicht zwischen Frankreich und Deutschland herstellen und Europa militärisch unabhängiger vom Wohlwollen der USA machen. Der dadurch gewonnene Handlungsspielraum kann geopolitisch genützt werden. Alles andere ist zahnlose Illusion. Falsch verstandener Pazifismus hilft nicht weiter.
Peter Nemschak
1. Juni 2018 @ 20:34
Das Prozedere mit der WTO einzuhalten, macht Sinn, auch wenn es ein wenig dauert. Allerdings sollten danach Retorsionsmaßnahmen der EU greifen. Verhandeln kann man später immer noch.
ebo
2. Juni 2018 @ 08:58
Genau!