Alle schimpfen über Cosco und China – Hapag-Lloyd ist genauso aggressiv
Darf man mit China noch Geschäfte machen? Diese Frage bewegt kurz vor der China-Reise von Kanzler Scholz die Gemüter. Als abschreckendes Beispiel gilt der Einstieg von Cosco im Hamburger Hafen. Dabei macht es ein bekanntes Hamburger Unternehmen auch nicht besser.
„Sie durften sich jahrelang absprechen und in drei Kartellen die Fahrtrouten auf den Ozeanen diktieren. Jetzt verdient der deutsche Reederei-Marktführer mehr als der weltgrößte Autobauer.“ So steigt das „Handelsblatt“ in eine Story über Hapag-Lloyd ein.
Hapag-Lloyd und andere große Container-Reedereien profitieren, folgt man dem „Handelsblatt“, von drei globalen Kartellen, mit denen sie seit Jahren Hafenanläufe und Fahrtrouten absprechen – und das sogar mit Billigung der EU-Kommission in Brüssel.
Doch das ist nicht das einzige Problem.
Bedenklich ist auch, dass Hapag-Lloyd sein Netz an Hafenbeteiligungen immer mehr ausbaut. Das Hamburger Unternehmen hat für eine Milliarde Euro einen chilenischen Hafenbetreiber übernommen – und beteiligt sich somit an gleich zehn Häfen gleichzeitig.
USA, Mexiko, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador: in sechs Ländern ist Hapag-Llyod über den Umweg Chile eingestiegen. Zu dem Deal gehören auch zahlreiche Immobilien sowie das Logistikgeschäft, wie der NDR meldet.
Es ist also keineswegs so, dass nur die Chinesen auf Einkaufstour wären – und Hamburg zum hilflosen Opfer machen. Vielmehr ist auch der Hamburger Konzern Hapag-Lyloyd auf Einkaufstour im begehrten Sektor der „kritischen Infrastruktur“.
Doch im Gegensatz zu China muß Deutschland deshalb keine Kritik aus Brüssel fürchten. Ganz im Gegenteil – die EU-Kommission drückt beide Augen zu…
Siehe auch EU-Handelskammer zu China: “Gespenster an die Wand gemalt” Mehr zu China hier
P.S. Dass China jetzt in den Fokus gerät, ist kein Zufall. Vielmehr folgt es einer gezielten US-Strategie, wie Außenminister Blinken bei jeder Gelegenheit betont. Blinken will nun sogar den Cosco-Deal ansprechen und Scholz den Kopf waschen…
Elli
5. November 2022 @ 22:45
Kleopatra hat sich ihre Eins in Demagogie redlich verdient! Bitte setze Dich eine Bank rauf!
KK
3. November 2022 @ 11:12
Das grösste Problem sind doch die Produkte der Computerindustrie, deren Hersteller auf Anweisung ihrer Geheimdienste Backdoors in jedes ihrer Produkte einbauen.
Da können Apple und Co. noch so sehr von „abhörsicher“ usw. schwadronnieren… alles nur Marketing-BlaBla. Was die Amis mit Ihren vielen marktbeherrschenden Firmen auf allen Ebenen tun, wird auch in anderen Ländern wie China gang und gäbe sein. Und was die USA mit Apple, Microsoft, Intel, Oracle usw. vorgemacht haben, macht Huawei mit 5G nun nach. Würde Deutschland genauso machen, wäre die heimische Industrie auf dem Sektor nur irgendwie relevant.
Machen wir uns doch nichts vor, mit der Digitalisierung haben uns die Herkunftsländer USA, aber zunehmend auch Nachzügler wie China, bereits unwiderbringlich an den Eiern. Und wenn ich keinen Hafen kaufen kann, pfusche ich eben per IT in dessen Logistik herum! Da muss ich noch nicht mal irgendwas am Meeresboden sprengen.
Armin Christ
3. November 2022 @ 09:33
Nun will eine chinesische Firma einen Teil eines Terminals (davon gibt es viele) im Hamburger Hafen übernehmen und besonders die “Grünen” schreien, in Tateinheit mit dem USRegime, Zeter und Mordio.
Haben sie das Schreckensszenario vor Augen, das auf die Übernahme des chinesichen Hafens TsingTau vor ca.130 Jahren folgte ?
Warum gibt es kein Aufbegehren gegen Infrastukturkaperungen durch BlackRock und Consorten ?
european
3. November 2022 @ 10:30
Als China die Mehrheit des Hafens von Piräus übernahm – inmitten der sogenannten Griechenlandrettung – wurde das ganz besonders von Deutschland begrüßt. Soll doch das Land sein Tafelsilber verscherbeln. Je mehr Druck seitens EU und Deutschland umso mehr „Investoren“ im Land, so das gepflegte Ammenmärchen. WIR waren ja schon mit dem Billigdeal um die Flughäfen in Griechenland beschäftigt. Die Fraport bekam den Zuschlag ohne einen einzigen Mitbieter.
Dann griff China nach Italien. Häfen, Geschäfte, Unternehmen. Alles muss raus. Dazu empfehlen sich die Berichte von Petra Reski über Venedig und was das mit dem Stadtbild bzw. dem Charakter und der Kultur dieser wunderschönen Stadt gemacht hat und immer noch macht.
Aber das waren ja bloß die Südländer, die PIGS, die Schweine, die ja alle bloß auf unsere Kosten leben.
Und nun geht China in Deutschland auf shopping-tour und es erfolgt der Aufschrei.
Arthur Dent
3. November 2022 @ 09:15
Definiert mal Demokratie! Wo werden die beiden großen Versprechen der Demokratie – politische und soziale Gleichheit – eigentlich noch angestrebt? In der Aussenwirtschaft handelt es sich zumeist um „Erpressung“ zwischen den Staaten, siehe Freihandelsabkommen. Bezeichnend, was man so unter Beseitigung von Handelshemmnissen versteht.
Michael Erhard
3. November 2022 @ 08:56
#Kleopatra
Aber eine Firma, die offenbar von der EU und dem deutschen Staat protegiert wird. Und in den internationalen Beziehungen – oder sollte man Machtkämpfen sagen? – ist nicht entscheidend, ob eine Land eine Demokratie ist, sondern ob es versucht, andere Länder durch Einmischung und Kriege – Verzeihung: Krisenreaktionseinsätze – zu destabilisieren bzw. einen regime-change herbei zu führen. Die Idee, Einflussnahme und wirtschaftliche Erpressung seien weniger schlimm, wenn sie von einer Demokratie ausgehen, passt weder zum Völkerrecht noch zu einer Erfolg versprechenden Friedenspolitik.
Kleopatra
3. November 2022 @ 07:06
Hapag-Lloyd ist anders als Cosco keine Staatsfirma eines totalitären Staates.
ebo
3. November 2022 @ 08:50
Beide Firmen arbeiten auf dem selben globalen Markt. So zu tun, als werde der Hamburger Hafen an China verscherbelt, während der Hamburger Konzern die halbe Welt aufkauft, zeugt von einer großen Heuchelei
Kleopatra
3. November 2022 @ 09:00
Hapag-Lloyd ist ein Problem für den wirtschaftlichen Wettbewerb, Cosco ist Bestandteil der aggressiven chinesischen Expansionstrategie. Das heißt nicht, dass HL unproblematisch wäre, aber es ist ein anderer Gesichtspunkt.