Alle gegen von der Leyen

Neuerdings lässt Ursula von der Leyen von ihren Pressesprechern italienische oder spanische Gedichte verlesen – das soll Mut machen. Dabei braucht die CDU-Dame nun selbst ganz viel Mut. Es ist ein Shitstorm losgebrochen.

Bayerns Ministerpräsident Söder, Ex-Außenminister Gabriel, Italiens Premier Conte: Alle ziehen über von der Leyen her und bescheinigen ihr Versagen in der Coronakrise.

Es sei „merkwürdig still in Brüssel„, sagt Söder. „Offensichtlich haben wir eine Schönwetter-EU, denn in der größten Bewährungsprobe seit ihrer Gründung versagt sie bisher vollständig“, erklärt Gabriel.

„Die Europäische Union hat eine Verabredung mit der Geschichte, und die Geschichte wartet nicht, man muss auf ihrer Höhe sein“, warnt Conte.

Was ist passiert?

Nun, erst hat die studierte Medizinerin die Coronakrise komplett verschlafen. Dann hat sie ein paar PR-Termine vor laufenden Kameras gemacht, ohne wirklich zu handeln. Das ist unangenehm aufgefallen – nicht nur in diesem Blog.

Als größter Fehler könnte sich aber Leyens Schwenk nach dem schicksalshaften EU-Gipfel letzter Woche erweisen. Vorher hatte sie noch so getan, als werde Brüssel alles unternehmen, um die Krise zu bekämpfen. „Whatever it takes“, rief sie aus.

Doch nachdem Kanzlerin Merkel am Donnerstag laut „Nein“ zu Coronabonds sagte, war plötzlich auch Frau Leyen dagegen.

„Das Wort Corona-Bond ist ja eigentlich nur ein Schlagwort“, sagt die Merkel-Vertraute nun. „Dahinter steht doch eher die größere Frage der Haftung. Und da sind die Vorbehalte in Deutschland, aber auch in anderen Ländern berechtigt.“

Das kommt gar nicht gut an. Schließlich hatten sich neun EU-Länder für Coronabonds ausgesprochen – neben Italien auch Spanien und Frankreich, aber auch Belgien und Luxemburg. Angeblich wollen auch die baltischen Staaten mitmachen.

Mit ihren unbedachten Äußerungen und einer ungeschickten Presserklärung, die sehr auffällig unauffällig am Samstagabend abgesetzt wurde, hat sich von der Leyen mit all diesen Mitgliedstaaten angelegt – und einseitig für Merkel Partei ergriffen.

Dabei ist es ihr Job als Kommissionspräsidentin, für alle Mitglieder zu sprechen, nicht nur für Deutschland. Deshalb darf sie nun schon froh sein, wenn es nur bei einem Shitsturm bleibt…

Siehe auch „Wie Merkel die EU-Institutionen ausbooten will“. Das jüngste Beispiel für das Versagen der EU-Kommission findet sich hier