Albanien: “No future”, aber beitrittsreif?

Die EU-Kommission hat grünes Licht für Beitrittsverhandlungen mit Albanien und Nord-Mazedonien gegeben. Nur Frankreich hält noch dagegen – Deutschland hingegen drängt zu Eile. Dabei weiß man auch in Berlin, dass Albanien längst nicht beitrittsreif ist.

Dafür reicht ein Blick in die jüngere Geschichte. 2015 flüchteten Zehntausende Albaner nach Deutschland; zusammen mit Kosovaren und Syrern stellten sie das größte Kontingent. “Ein Land ohne future” schrieb die FAZ.

Und dieses Land soll vier Jahre später fähig sein, Beitrittsverhandlungen aufzunehmen – während Nationalisten die Grenzen verschieben wollen, um durch den Anschluß des Kosovo ein “Großalbanien” zu schaffen?

Das glaubt nicht einmal der Bundestag, der Ende September grünes Licht für Verhandlungen gab. Bis zur ersten Beitrittskonferenz sollen das Verfassungs- und das Oberste Gericht arbeitsfähig gemacht werden, fordern die MdB.

Beide Gerichte liegen brach, der Rechtsstaat existiert nur auf dem Papier. Albaniens Verfassungsgericht ist derzeit nur mit einer Richterin besetzt, andere Top-Juristen wurde entweder abgesetzt oder sie traten selbst zurück.

Gefordert wird auch eine Wahlrechtsreform – denn Albanien hat es bisher noch nie fertig gebracht, eine ordentliche Wahl ohne Manipulationsvorwürfe durchzuführen. Stimmenkauf scheint gang und gäbe zu sein.

Und dann sind da natürlich noch Korruption und organisiertes Verbrechen – wie (fast) überall auf dem Balkan.

Doch obwohl die EU-Kommission es bis heute nicht geschafft hat, diese Probleme in den EU-Ländern Bulgarien und Rumänien abzustellen, will sie nun Albanien den Beitritt anbieten!

Dies lässt nicht nur Frankreich zweifeln, sondern auch die Niederlande, Spanien und Dänemark. Der Beitritt Albaniens zur EU sei dort alles andere populär, sagt ein EU-Diplomat.

Und warum soll er trotzdem forciert werden? Nun ja, aus “geopolitischen” Gründen. Angeblich warten Russland und China nur darauf, die EU auf dem Westbalkan auszubooten.

In Wahrheit sind es aber vor allem die USA und die Türkei, die dort längst engagiert sind. Also ausgerechnet jene Länder, die die EU immer noch als “Partner” bezeichnet…