Albanien eröffnet Asyllager – EU eröffnet Beitrittsgespräche
Zufälle gibt es! Gleich zweimal ist Albanien heute in den europäischen Nachrichten, doch nur eine Meldung ist wirklich erfreulich.
Meldung Nummer eins: Erste Migranten in Flüchtlingslagern in Albanien erwartet. Nach monatelanger Verzögerung beginnt Italien mit der umstrittenen Überführung von Migranten in Aufnahmezentren im Nicht-EU-Land Albanien. Die Ankunft einer ersten Gruppe von Migranten in den Lagern auf albanischem Boden werde am Mittwoch erwartet, teilte das italienische Innenministerium mit. Die 16 Männer aus Ägypten und Bangladesch hatten sich zuvor auf den Weg über das zentrale Mittelmeer nach Europa gemacht und wurden von den italienischen Behörden auf offener See an Bord genommen. Quelle: Merkur
Meldung Nummer zwei: EU und Albanien haben inhaltliche Verhandlungen begonnen. Rund zwei Jahre nach dem offiziellen Beginn der Gespräche über einen EU-Beitritt Albaniens haben die inhaltlichen Verhandlungen begonnen. Vertreter beider Seiten trafen sich in Luxemburg. Im ersten Verhandlungskapitel geht es unter anderem um die Rechtsstaatlichkeit in Albanien. Als problematisch gelten vor allem die Korruption und die organisierte Kriminalität im Land. Albanien hatte 2009 den Beitritt zur Europäischen Union beantragt. Regierungschef Rama strebt einen Vollzug bis 2030 an. Quelle: Deutschlandfunk
Es ist natürlich reiner Zufall, dass beide Meldungen am selben Tag kommen. Nun dürfen Sie raten, welche davon wirklich erfreulich ist… 🙂
P.S. Ein weiterer “lustiger” Zufall ist es, dass EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen heute einen Vorschlag für sog. “Return hubs” angekündigt hat – also Abschiebelager wie in Albanien. Sie hat dabei den EU-Gipfel im Blick, der am Donnerstag in Brüssel beginnt…
european
15. Oktober 2024 @ 19:31
Die Heinrich-Böll-Stiftung hat im Januar einen umfassenden Bericht über die Westbalkan-Länder herausgebracht und die ureigenen Interessen der EU an Bodenschätzen benannt, insbesondere Lithium, für das man auch die Umweltschutzansprüche, die für den EU-Raum gelten, gern mal unter den Teppich kehrt. (Anm: Erinnert so ein bisschen an die Probleme mit dem ukrainischen Weizen, für den Pflanzenschutzmittel im großen Stil verwendet werden, die in der EU schon seit langem verboten sind)
https://www.boell.de/de/2024/01/16/suedosteuropa-der-grosse-raubzug
In Albanien soll in einem Naturschutzgebiet ein Flughafen entstehen, an dem eine Tochter des Flughafen München beteiligt ist. In der EU soll derweil weniger geflogen werden, weil wir doch klimaneutral werden sollen. Gleichzeitig soll ein großes LNG Terminal in Zusammenarbeit mit US-Konzernen Exxon und Excelerate Energy entstehen. Von dort soll Flüssiggas nach ganz Europa geleitet werden.
Ein lesenswerter Artikel in dem nahezu jedem der Beitrittskandidaten ein kleines Kapitel gewidmet wurde. Interessant ist auch, dass die Westbalkanländer auf Transparency-International bezüglich Korruption hoch im Kurs sind. Aber ich bin sicher, dass es nichts ausmachen wird. 😉
Interessant auch der Teil über Serbien, an dessen Lithium wir so interessiert sind. Ich kann mich an einen Artikel und eine Karte auf russia-briefing erinnern, das mittlerweile abgeschaltet wurde, wonach Serbien das einzige Land im europäischen Raum ist, das mindestens mit allen ursprünglichen BRICS-Ländern Freihandelsverträge hat. Die Freundschaft mit Russland wird auch im Artikel erwähnt. Da schau her.
Zu den BRICS kam heute noch die interessante Meldung, dass Kuba beitreten möchte. Das dürfte spannend werden.
https://watcher.guru/news/north-american-countries-start-applying-for-brics-membership
KK
15. Oktober 2024 @ 21:44
“In Albanien soll in einem Naturschutzgebiet ein Flughafen entstehen, an dem eine Tochter des Flughafen München beteiligt ist. In der EU soll derweil weniger geflogen werden, weil wir doch klimaneutral werden sollen.”
Sie müssen die Logik dahinter verstehen: Das EUropäische Klima soll ja gerettet werden (auch wenn das der restlichen Welt dabei vor die Hunde geht).
Immer noch nicht verstanden? Dann müssen die Politiker das sicher nur besser erklären… 😉
Michael
15. Oktober 2024 @ 18:25
Auf jeden Fall hat Albaniens Premierminister Edi Rama im Interview mit der Berliner Zeitung schon mal Unterwürfigkeit gegenüber der EU verlautbaren lassen: “BRICS ist ein Witz“. Woraufhin sein serbischer Kollege umgehend widersprach! In Brüssel denkt man inzwischen wohl dass es handbarer sei Albanien aufzunehmen als Serbien und auch die Türkei!
KK
15. Oktober 2024 @ 14:40
Wenn Albanien aufgenommen wird, ist das gerade dort eröffnete Aufnahmelager ja nicht mehr exterritorial (in einem Drittstaat). Die EU frisst ihre Lager – oder sind die direkt als Wanderlager konzipiert?
Im übrigen würde ich es begrüssen, wenn es solche Abschiebelager auch für EU-Politiker gäbe, die sich als korrupt und/oder unfähig erwiesen haben… die erste Kandidatin wird bereits im Artikel namentlich genannt.
ebo
15. Oktober 2024 @ 14:48
Haha, aber jetzt haben Sie meine Quizz-Frage nicht beantwortet…
KK
15. Oktober 2024 @ 17:24
Das war keine rhetorische? Ach…
Nun, ich finde beide Meldungen eher unerfrelich – insofern: aus Brüssel nichts neues!