Afghanistan: Die EU spricht von “Desinformation” – in Russland
Geht’s noch? Nachdem die EU und die Nato jahrelang falsch über Afghanistan berichtet haben, klagen die EU-Experten von “EUvsDisinfo” nun über angebliche Fake News aus Russland zum Fall von Kabul.
Haben sie sich getäuscht, waren die Erfolgsmeldungen aus Afghanistan nur Illusionen? Oder wurden wir von den USA, der Nato und der EU jahrelang über die Lage am Hindukusch belogen? Dies ist eine Frage, die sich die Experten für “Desinformation” dringend vornehmen sollten.
Schließlich mehren sich die Hinweise, dass die USA spätestens seit 2019 wußten, wie es wirklich um Afghanistan steht. Damals wurden von der „Washington Post“ die sog. „Afghanistan Papers“ veröffentlicht, in denen 400 hochrangige US-Offizielle das Versagen einräumten.
Auch das Auswärtige Amt und andere Stellen der Bundesregierung waren spätestens seit dem Fall von Kandahar und Masar-e Scharif gewarnt. Die Deutsche Botschaft in Kabul soll sogar kurz vor dem Machtwechsel noch Hilfe angefordert haben – vergeblich, wie wir heute wissen.
Da wurden offenbar Warnungen ignoriert und Informationen unterdrückt. In den Hauptquartieren von Nato und EU tat man bis zuletzt so, als verlaufe der Abzug der westlichen Truppen nach Plan. Als es ernst wurde, hüllten sich die Verantwortlichen in Brüssel in Schweigen.
Vor diesem Hintergrund wirkt es absurd, dass der Auswärtige Dienst der EU nun ausgerechnet Russland der “Desinformation” zu Afghanistan beschuldigt. Der neue Newsletter von “EUvsDesinfo” präsentiert wie üblich einige Kostproben von russischen “Fake News“.
Doch diese sind völlig irelevant im Vergleich zum massiven Propaganda– und Desinformations-Programm, das westliche Dienste (und viele Medien) seit 20 Jahren in Sachen Afghanistan verfolgen. Wer Kritik an der westlichen Politik übte, wurde ignoriert oder verunglimpft.
Die EU sollte daher lieber ihre eigenen Fehler aufarbeiten, bevor sie mit dem Finger auf andere zeigt. Die schlimmsten “Fake News” zu Afghanistan kamen bis zuletzt nicht etwa aus Russland, sondern aus Washington. Manch einer beschuldigt sogar US-Präsident Biden der Lüge…
Siehe auch “In der Falle der US-Großmachtpolitik” Mehr zu Afghanistan hier
Armin Christ
20. August 2021 @ 17:43
Der “Wertewesten” kapiert einfach nicht, daß er verloren hat. 20 Jahre eine falsche Politik betreiben und dann nicht mal dem Schutz der Angestellten (Ortskräfte, kollaborateure oder wie man immer sie nennen mag) gewährleisten. Heuchler und Lügenbolde allesamt.
european
19. August 2021 @ 11:08
Was würden wir nur machen, wenn wir Russland nicht hätten?
Sobald unlösbare Probleme auftauchen, schieben wir es einfach den Russen in die Schuhe, rufen “Freiheit für Nawalny” und setzen uns den Heiligenschein auf.
Das Leben ist schön. 😉
El Zorro
20. August 2021 @ 10:31
Die Gelassenheit, mit der Putin und Lawrow solche Vorwürfe übergehen, entsprechen ihren Fähigkeiten als Staatsmänner. Keiner kann ihnen das Wasser reichen – außer vielleicht Xi Jinping.