Abkehr von Schäubles Sparkurs zeigt Früchte
Wenn es um Kernaufgaben wie Verbraucherschutz (Dieselgate!) oder Lebensmittelsicherheit (Glyphosat!) geht, kriegt die EU nichts gebacken. Aber wenigstens beim Sorgenkind Eurozone geht es voran.
Die EU-Kommission prophezeit nun das stärkste Wachstum seit zehn Jahren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte 2017 um 2,2 Prozent zulegen – und damit stärker als noch im Frühjahr erwartet.
Für 2018 erhöhte die Kommission ihre BIP-Schätzung auf 2,1 (bisher: 1,8). Für 2019 rechnet sie mit 1,9 Prozent Wachstum. Spitzenreiter ist ausgerechnet das Steuerparadies Malta mit über 5 Prozent.
Die deutsche Wirtschaft wächst laut Prognose 2017 mit 2,2 Prozent genau so schnell wie der gesamte Euro-Raum. Deutschland ist also keine „Konjunkturlokomotive“ mehr, von „Überhitzung“ keine Spur.
Zudem zeigt sich jetzt, dass die Abkehr vom deutschen Sparkurs richtig war. Die neue EU-Kommission setzt seit 2014 auf Investitionen und eine „intelligente“ Auslegung des Stabilitätspakts.
Das war richtig – auch wenn Kanzleramtschef Altmaier – im Nebenberuf Finanzminister – behauptet, der deutsche Kurs zeige Früchte. Nein, die Abkehr vom deutschen Kurs zeigt Früchte, endlich!
Leider haben dies noch nicht alle verstanden. So will Altmaier nun den Fiskalpakt in EU-Recht überführen. Und Buba-Chef Weidmann fordert schärfere Budgetkontrollen – ohne die EU-Kommission.
Die Brüsseler Behörde genau in dem Moment zu entmachten, da ihre Politik Früchte trägt – darauf muss man erstmal kommen…
Matti Illoinen
11. November 2017 @ 11:23
Wenn alle gleich viel sparen, und die „schwarze null“ als Maßstab allem ansehen, woher sollen die neuen Arbeitsplätze kommen, wenn Millionen von Menschen in der EU, keine Vollzeit Stellen mehr bekommen, und wenn dann für nicht mehr als für Kost und Logis? Deutschland hat mit Einführung des größten Niedriglohsektors in Europa, die Krise in Europa mit zu verantworten. Deutschland wird im Ausland schon spöttisch als dritte Welt Land in Europa bezeichnet. Aber Deutschland ist Exportweltmeister?
Claus
10. November 2017 @ 09:55
Ich lese: „Zudem zeigt sich jetzt, dass die Abkehr vom deutschen Sparkurs richtig war.“?
Kann Wachstum, „finanziert“ mit Neuverschuldung und billigem Geld, auf Dauer richtig sein? Ist das alles hinterlegt mit einem Tilgungsplan, wie und in welchem Zeitraum man denn bitte die Neu- wie auch die Altschulden zu tilgen gedenkt? Ach nein, das schert uns alles nicht, das nötige Geld drucken wir uns einfach selbst.
Ponzi lässt grüßen. Und irgendwann wird es ganz furchtbar knirschen.
Peter Nemschak
9. November 2017 @ 16:36
Die positive Dynamik begann in Frankreich mit Macron. Außerdem sind Konjunkturen zyklisch. Ein Aufschwung lebt von positiven Erwartungen.
Peter Nemschak
9. November 2017 @ 15:27
Der Zusammenhang zwischen dem Abgang Schäubles und einem in der Eurozone erfreulichen Wirtschaftswachstum ist nicht kausal. Schon vorher hat das Wirtschaftswachstum angezogen. Oder?
ebo
9. November 2017 @ 16:01
Das hat auch niemand behauptet. Der Kurywechsel begann Ende 2014 mit Juncker und Moscovici, den Schäuble von Anfang an bekämpft hat.