26 von 27 EU-Staaten verfehlen Erneuerbaren-Energien-Vorgabe
Die EU-Kommission hat Vertragsverletzungsverfahren wegen mangelnder Umsetzung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie eingeleitet – gegen fast alle EU-Staaten.
Betroffen sind 26 von 27 EU-Staaten, auch Deutschland gehört zu den Nachzüglern. Kritik kommt von der CDU-Europaabgeordneten A. Wechsler:
Dass auch Deutschland die Richtlinie noch nicht umgesetzt hat, ist erschütternd. Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium lässt sonst keine Gelegenheit aus, sich für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland zu loben. Gerade die Genehmigungsverfahren sind in Deutschland oft zu langwidrig. Es fügt sich leider nahtlos ein in das Bild, das die Ampelregierung gerade wirtschaftspolitisch seit ihrem Amtsantritt abgibt.
Das stimmt zwar. Allerdings stimmt es auch nachdenklich, wenn so gut wie alle EU-Staaten die Vorgaben ignorieren. Möglicherweise liegt es ja auch an den Vorgaben?
Und wahrscheinlich werden sich dann auch die Ziele nicht mehr erreichen lassen? Höchste Zeit, sich auch bei den Erneuerbaren ehrlich zu machen!
Siehe auch Der Green Deal ist schon Geschichte
Helmut Höft
28. September 2024 @ 22:29
„Möglicherweise liegt es ja auch an den Vorgaben?“ Jau, vllt. legt man die Messlatte auf den Boden, dann besteht zumindest eine kleine Chance, dass ein paar mehr Länder drüber kommen.
Der Punkt ist: Klimapolitik bedeutet nur anders leben – was allerdings mit Verzicht gleichgedeutet wird … ohne Gegenbuchung! Eine mögliche Gegenbuchung eines anderen Lebens könnte ja auch in Gewinnen bestehen: Mehr Zeit für ein soziales und solidarisches Leben, weniger Hetze weniger „keeping up with the Joneses“, weniger Verbrauch und Müll dafür mehr Bewusstsein und gutes Gewissen ohne Blabla … Aber wer braucht schon Bewusstsein oder gar ein gutes Gewissen?
Arthur Dent
29. September 2024 @ 09:03
@Helmut Höft
In Dänemark ist der Strompreis noch höher als in Deutschland, kaufkraftbereinigt allerdings niedriger, da die Dänen vergleichsweise besser verdienen. Weil dort das Geld vom Himmel fällt? Die niedrigsten Strompreise gibt es zur Zeit in der Ukraine. Noch niedriger waren sie im 18. und 19. Jahrhundert, da war Strom noch nicht sehr verbreitet, man fuhr auch noch nicht Auto. Die meisten Menschen lebten ein kurzes und entbehrungsreiches Leben, verdingten sich als Mägde und Knechte in der Landwirtschaft. Finanzmanager und Programmierer waren überflüssig. Influencer auch. Diabetes, Blinddarm-, Lungenentzündung, ein verlagerter Weisheitszahn bedeuteten oft das vorzeitige Ende. Die Temperaturen waren im Durchschnitt kühler, es kam oft zu Missernten, Hungersnöten und Seuchen. Ich für meinen Teil würde lieber Fabrikschlote anstatt Bäume umarmen, die haben mehr dazu beigetragen, dass heute viele Menschen ein biblisches Alter erreichen.
Arthur Dent
28. September 2024 @ 14:41
Tatsächlich, Dänemark hat es geschafft – da sollten wir zusehen, dass kein Land der EU mehr als zwei Millionen Einwohner hat. Dann klappt das vielleicht.
Offensichtlich fehlt es den politischen Eliten der EU an Vorstellungsvermögen wie die Welt funktioniert. Das Hauptproblem aller Erneuerbaren Energien ist ihre geringe Energiedichte und damit ihr immenser Flächenverbrauch. (Deutschland betreibt daher Land-Grabbing in Afrika).
Einfach CO2-Neutralität herstellen? Der Haken dabei: Wir sind eine von fossilen Brennstoffen angetriebene Zivilisation, deren wissenschaftlicher und technischer Fortschritt, deren Lebensqualität und deren Wohlstand auf der Verbrennung riesiger Mengen fossilen Kohlenstoffs basieren und wir können uns von dieser entscheidenden Determinante nicht innerhalb von zwei Jahrzehnten verabschieden. Heute leben fast 80 Prozent der Menschen in Städten, sollen die in Zelten wohnen oder in Holzhütten? Kein Zement oder Beton ohne fossile Energieträger. Auch keine Kunststoffe. Ohne Kunstdünger dürften die landwirtschaftlichen Erträge um 70 – 80 Prozent schrumpfen. Wer heute beim Klimaschutz tatsächlich macht, was er sagt, wird Nachteile erleiden – schlimmstenfalls bis zum Verhungern. Deshalb empfahl Machiavelli seinem Fürsten immer nur den Anschein der Tugend zu erwecken. Die Tugend selbst sei
hinderlich. Es wird noch viele, viele Jahrzehnte dauern, ohne Einsatz fossiler Energieträger und Rohstoffe die Bevölkerung unseres Planeten zu ernähren.
Michael Conrad
27. September 2024 @ 15:55
Der Flop der sogenannten Energiewende hat bei uns bis jetzt nur dazu geführt, dass eine Form der CO2 freien Stromerzeugung durch Kernenergie ersetzt wurde durch eine
andere Form. Der ganze Vorgang hat ca. 600 Milliarden Euro gekostet und hat zu keiner nennenswerten Reduktion des CO2 Ausstoßes geführt. Alles gut nachvollziehbar dargestellt in einer Untersuchung der Universität Trondheim.
Die von Habeck Ende 2023 erwähnte kleine CO2 Reduktion in Deutschland ist nur eine Folge der Deindustrialisierung . Da die betroffenen Produkte weiterhin auf dem Markt verlangt werden, kann davon ausgegangen werden, dass die Produktion samt damit verbundenem CO2 Ausstoß jetzt halt woanders stattfindet.
Energiewende und Elektro Mobilität bieten weiterhin viele Möglichkeiten, sich gegenseitig etwas in die Tasche zu lügen.
Die gute Nachricht für alle Gläubigen: GB hat das letzte Kohle Kraftwerk still gelegt.
Die schlechte Nachricht ist: In China kommen jede Woche zwei neue dazu.
Monika
27. September 2024 @ 13:00
…Der gelebte Zentralismus alla Brüssel funktioniert nicht…
Wo bleiben denn dann die Vorschläge zur Abhilfe unserer wirtschaftstheoretischen Weisen, ich dachte es sei längst wissenschaftlich erwiesen, dass “Planwirtschaft” im Kapitalismus immer zum Scheitern verurteilt ist! ?Nationen die planwirtschaftlich arbeiten haben doch immer? den Kürzeren gezogen im Vergleich zur ungezügelten, freien “kreativen” Wirtschaft, oder etwa nicht? Und jetzt wundert man sich, dass supranationale Planwirtschaft nicht funktioniert? Was für eine Überraschung…Vielleicht liegts ja daran, dass der neokapitalistische “Plan” des me first und me alles einfach ein Sch…ßplan ist?
Skyjumper
27. September 2024 @ 15:53
Paßt zwar nicht zum Thema des Artikels, trotzdem ein kurzer Einwurf: Ich bin gegen Planwirtschaft auf Staatsebene, und noch mehr auf supranationaler Ebene. Dennoch sage ich das Planwirtschaft funktioniert. Das ist (meiner Meinung nach) kein Widerspruch.
Jeder Haushalt, jede Firma basiert auf Planwirtschaft. Ohne Plan würde es wohl gründlich in die Hose gehen. Aber Planwirtschaft funktioniert nur bis zu einer gewissen Einheiten-Größe. Bereits Konzerne scheitern häufig, bzw. werden uneffektiv mit ihrer Planwirtschaft. Je Größer um so schlechter funktioniert Planwirtschaft. Der „Plan“ von Staaten sollte/müßte sich daher auf die Gestaltung eines demokratisch entwickelten Rahmen beschränken.
Karl
27. September 2024 @ 08:30
Es ist sehr traurig, dass die EU auch diesen Beitrag zur Zivilisation nicht leisten kann. Nach dem Frieden hat sie nun auch die günstige Energie aus Sonne, Wind und nachwachsenden Rohstoffen in voller Ignoranz zum Teufel geschickt.
Stattdessen stimmt die EU ein in Chor der Krakeeler und Profiteure von Krieg, Atombombe und Versteppung.
Europa ist dabei, sich selber aufzugeben, und der Rechtsruck liefert die passenden Polizeistaats- und Mordmethoden für die Folgen, die uns allen bevorstehen.
european
26. September 2024 @ 18:29
Wir sind zwar nicht mehr EU, aber ein paar Hindernisse kann ich beisteuern.
Ein großes Problem ist die Zinslage. Privatinvestoren scheuen im Moment die Ausgaben, denn die Anlagen bezahlt niemand aus der Portokasse. Zumindest ist es selten.
Ein richtig großes Problem ist Grit. Wir hatten gerade hier die Geschichte, dass jemand in Windenergie investieren wollte, aber es jetzt schon feststand, dass die Anlage vor 2029 nicht ans Netz gehen kann. Damit verschwand der Plan wieder in der Schublade. Der Netzausbau hinkt deutlich hinterher. Soweit ich weiß, ist das in Deutschland auch der Fall. Dort kommt noch die Südlink-Geschichte dazu und die unzähligen Bürgerinitiativen gegen diese Trasse. Wie bekommt man denn nun den Strom von Nord nach Süd?
Frankreich hatte unlängst das Problem, dass es Beschwerden gab wegen Infraschall. Sämtliche Vorhaben wurden auf Eis gelegt, um ein Prüfungsverfahren für Windkraftanlagen einzuführen, nach dem solche Anlagen nur dann gebaut werden dürfen, wenn dieses Prüfungsverfahren ergibt, dass es kein Infraschallproblem gibt.
All das weiß ich nur, weil der beste Ehemann von allen in der Branche arbeitet, die mittlerweile in einigen Ländern sogar zum Erliegen kommt, so dass Leute entlassen werden, weil Verkaufsziele nicht erreicht werden können.
Der gelebte Zentralismus alla Brüssel funktioniert nicht, auch wenn noch so viele Verfahren eröffnet werden, noch so viel Austerität verschrieben wird, noch so viele Zwangsmaßnahmen verhängt werden. Es schürt nur weiter den Aufstieg der Extremisten, meistens von Rechts. Und die sind in der Regel gegen die Erneuerbaren und bevorzugen z.B. Atomkraft. Es gab auch eine Häuserverordnung mit Dämmvorschriften etc., die z.B. von Italien direkt abgelehnt wurde. Bestimmt noch von anderen Ländern, aber von Italien weiß ich es eben.
Mein dumpfer Verdacht ist, dass der Ukrainekrieg das einzige Band ist, was den Laden noch zusammenhält und genau deshalb hält man so mit Macht daran fest.
Skyjumper
26. September 2024 @ 17:22
Da erlebt man gerade wieder Korinthenkackerei seitens der EU-Kommission, gepaart mit Scheinheiligkeit seitens des CDU-Abgeordneten.
Es geht bei den fraglichen Vertragsverletzungsverfahren nämlich mitnichten um ein nicht eingehaltenes Ergebnis (Gesamtanteil der erneuerbaren Energie am Energiemix), sondern lediglich um die Nichteinhaltung eines formalen Mittels für die Ergebniserreichung. Vorliegend die vorgegebene Beschleunigung der Genehmigungsverfahren.
Wären die Verfahren in DE (vermutlich sieht es in einer Reihe anderer EU-Staaten ähnlich aus) tatsächlich schneller als jetzt, hätten wir das heutige Dilemma noch schneller und umfassender erreicht.
Die Netzbetreiber wissen nicht wohin mit den Strom an sonnigen und/oder windigen Tagen. Schon heute stehen eine Menge Klein- und Mittelstandsunternehmen (und das auch in Süddeutschland) vor der obskuren Situation, dass sie ihre selbstproduzierte Energie nicht nur nicht einspeisen dürfen, sondern nicht einmal selbst verwenden dürfen. Und damit sind KEINE Energieunternehmen gemeint, sondern Bäcker, Räucherein und ähnliche produzierende Gewerbebetriebe. Die Privatanlagen werden zwangsabgeschaltet und die Unternehmen müssen zwangsweise Strom aus dem Netz abnehmen um dieses zu entlasten.
Der unzureichende Trassenausbau ist da sicher ein Faktor, aber letztlich heißt das Hauptproblem „hohe Volatilität der Stromproduktion, bei fehlender Speichermöglichkeit und nicht realisierbare Syncronisierung von Produktion und Verbrauch“. Beschleunigte Genehmigungsverfahren ändern da nichts dran.
KK
26. September 2024 @ 18:01
Was mich interessieren würde: Welches Land erfüllt denn als einzigstes die Kriterien?
Und warum, wenn alle anderen nicht können und/oder nicht wollen? Ist das nicht unsolidarisch?
ebo
26. September 2024 @ 18:12
Nur Dänemark hat’s geschafft.
To date, only Denmark has notified full transposition of these provisions by the legal deadline of 1 July 2024. The Commission is therefore sending letters of formal notice to Belgium, Bulgaria, Czechia, Germany, Estonia, Ireland, Greece, Spain, France, Croatia, Italy, Cyprus, Latvia, Lithuania, Luxembourg, Hungary, Malta, the Netherlands, Austria, Poland, Portugal, Romania, Slovenia, Slovakia, Finland and Sweden. They now have two months to respond and complete their transposition. In the absence of a satisfactory response, the Commission may decide to issue a reasoned opinion.
KK
26. September 2024 @ 22:49
Hab ich mir gedacht, war aber nicht sicher.
BTW, ich hab mal gelernt, dass gesetzliche Bestimmungen, die tatsächlich eigentlich niemand einhalten kann, verfassungswidrig und damit nichtig sind.
Dänemark ist ja nun ein zwar kleines , aber recht wohlhabendes Land mit vergleichweise wenig Bevölkerung, rundrum von Wasser umgeben, wo dauernd der Wind bläst und offshore viel geht, was eben in anderen Ländern nicht geht. Nur Dänemark, wo Windenergie schon recht lange genutzt und ausgebaut wird, überhaupt in der Lage war, ist ja offenbar sowas wie ein kariertes Mailöckchen.
Offenbar sind die Vorgaben der EU nur bei optimalsten Bedingungen überhaupt ansatzweise erfüllbar, was in meinen Augen zu deren Nichtigkeit und Neubewertung führen müsste.