Wird Macron Opfer des eigenen Erfolgs?
Der parteilose französische Präsidentschaftskandidat Macron wird nun auch von einem prominenten Sozialisten unterstützt. Ex-Premier Valls hat sich für ihn ausgesprochen – doch dieser Schuss könnte nach hinten losgehen.
Denn zum einen versetzt Valls damit den darbenden Sozialisten den Todesstoß. Er verrät den per Urwahl gewählten sozialistischen Kandidaten Hamon – und desavouiert seine eigenen Genossen.
Zum anderen verschafft die unverhoffte Hilfe aus dem linken Lager nun auch dem angeschlagenen bürgerlichen Kandidaten Fillon wieder Aufwind. Das sei „ein Geschenk des Himmels“, kommentiert „Le Monde“.
Im Fillon-Lager fühlt man sich bestätigt: Nachdem die halbe Regierung von Noch-Präsident Hollande zu Macron übergelaufen ist, sei klar: „Macron ist der Widergänger von Hollande“, jubiliert Fillon.
Ganz ähnlich dürften es die verwaisten Sozialisten und der Linke Mélenchon sehen, der auf einer viralen Welle der Zustimmung schwimmt (auch wenn die deutschen Medien darüber kaum berichten).
Für sie war Macrons liberale Doktrin schon immer die Fortsetzung des Hollandismus mit anderen Mitteln. Der Liebling der (deutschen) Medien sei der Kandidat von Merkel und Mainstream, so die Kritik.
Für Macron ist diese Einschätzung gefährlich: Er könnte zum Opfer des eigenen Erfolgs werden…
hintermbusch
30. März 2017 @ 12:49
„Fortsetzung des Hollandismus mit anderen Mitteln“
„Zu Hilfe, Hollande kommt zurück!“ lautete der Titel des März-Heftes des eher rechten Causeur: http://www.causeur.fr/macron-hollande-ophuls-gauchet-bensoussan-42994.html
Seine Kandidatur gegen Hamon mit Unterstützung von großen Teilen der SP galt von Anfang an als das Ende der Sozialistischen Partei.
Und der Verfall der SP ist inzwischen so offensichtlich, Hamon taumelt so schwach durch den Wahlkampf und sogar hinter Mélenchon her, dass er auf Vergeltung sinnen könnte. Das wäre ein weiteres Risiko für Macron: wenn Hamon aufgibt und seine Kandidatur zugunsten von Mélenchon zurückzieht, könnte auch er noch Macron überholen, um gegen Le Pen um die Präsidentschaft zu kämpfen. Das wäre der GAU für die EU und die deutsche Politik. Das Rennen bleibt spannend.
Peter Nemschak
30. März 2017 @ 15:51
Wohin werden sich die Bürgerlichen in der zweiten Runde schlagen, wenn sie nicht überhaupt von der Wahl fern bleiben?