Wir retten die Falschen, na und?
Diese Meldung kommt genau ein Jahr zu spät: Weniger als fünf Prozent der Hilfsmilliarden haben Griechenland geholfen – mehr als 95 Prozent flossen in europäische Banken zurück.
Das ist zwar nicht neu, wurde nun aber auf Heller und Pfennig nachgerechnet. „Mit den Hilfspaketen wurden vor allem europäische Banken gerettet“, sagt ESMT-Präsident Rocholl, der die Studie leitete.
Pikanterweise bezieht sich dieses Ergebnis auf das erste und zweite Hilfspaket – also auch auf das Programm, das auf massiven deutschen Druck vor einem Jahr nochmals verlängert wurde.
Die Syriza-Regierung wollte damals aus den „Hilfen“ aussteigen, Berlin sagte Nein – und oktroyierte Athen sogar noch ein drittes Programm auf, das auch schon wieder Probleme bereitet!
Leider scheint niemand bereit, aus diesem Skandal irgendwelche Konsequenzen zu ziehen. Wir retten die Falschen – aber was soll’s, die Deutsche Bank will ja schließlich auch überleben…
Ewerth
6. Mai 2016 @ 10:33
Das waren und sind die Folgen, der immer weiter fortschreitenden Deregulierungen der Finanzmärkte. Das hatte und hat zur Folge, dass die weltweite Wirtschaft, nur noch ein Anhängsel der Finanzwirtschaft ist. Mittlerweile ist der Handel alleine mit den bekannten Derivaten, um das ca 12 fache höher, als das gesamte globale Bruttoinlandsprodukt. Also alles was weltweit jedes Jahr produziert wird.
bluecrystal7
5. Mai 2016 @ 02:05
Was viele schon länger wussten, wird jetzt noch mal bekräftigt und ist schwarz auf weiß verfügbar.
S.B.
4. Mai 2016 @ 11:53
Man kann es nur immer wieder wiederholen: Diese EU ist nicht für die europäischen Bürger gemacht, sondern für die großen Unternehmen in Export- und Finanzindustrie. In Sachen Bankenrettung ist nicht umsonst der Begriff Bankensozialismus relativ schnell populär geworden. Mit Recht. Es geht um leistungslose Umverteilung von klein zu groß bzw. von unten nach oben.
Peter Nemschak
4. Mai 2016 @ 13:28
Sie haben Ihren Beitrag geschrieben bevor Sie meinen lesen konnten. Lassen Sie sich durch Agitatoren nicht beeinflussen und überlegen Sie selbst, wie die Dinge zusammenhängen könnten.
Stefan
5. Mai 2016 @ 22:10
Man kann aber auch die These vertreten, dass die relativ billiger gewordenen Produkte aus Deutschland (und auch aus anderen Niedriglohnländern) den Import Griechenlands und den Export Deutschlands gefördert haben. Ebenso wurde die Kreditvergabe an Griechenland in der Illusion einer solidarischen Finanzgemeinschaft unternommen. Dieses Umfeld hat der Industrie in GRE geschadet und natürlich auch der Arbeitsmarkt- und Lohnentwicklung in D.
Peter Nemschak
4. Mai 2016 @ 11:32
Was heißt floss zurück im Klartext? Mit dem Rettungspaket bekam Griechenland zusätzlichen Liquiditätsspielraum, da die öffentlichen Schulden gestreckt, Zinsen vermindert und knappe Liquidität zur Begleichung von Importüberschüssen des Landes verfügbar wurde. Ganz offensichtlich sind die griechischen Importe aus Deutschland stärker gewachsen als die Exporte nach Deutschland oder in andere EU-Länder. Als Folge steigen die Guthaben der deutschen Exporteure bei den deutschen Banken. Für griechische Konsumenten und Unternehmen besteht in vielen Bereichen keine Alternative griechische Produkte statt deutsche oder andere Importprodukte zu kaufen, da sie in Griechenland nicht produziert werden. Das hat nichts mit dem Hilfspaket sondern mit der strukturellen Schwäche der griechischen Wirtschaft zu tun. Ein Beispiel: Haushaltskleingeräte, aber auch Mobiltelefone der Oberklasse kommen heute aus China und nicht aus Südeuropa.