Wieder ein geschönter Stresstest?
Beim Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht EBA haben sich die 51 untersuchten Geldhäuser überwiegend als krisenfest erwiesen. Auch die Deutsche Bank bestand die Prüfung – allerdings wenig glaubwürdig.
Hier laut CNBC die Banken mit der schwächsten Kernkapitalquote (unter 7% gilt als unzureichend):
- •Raiffeisen Landesbanken (Austria) 6.14 percent
- •Banco Popular (Spain)7.01 percent
- •Unicredit (Italy) 7.12 percent
- •Barclays (U.K.) 7.30 percent
- •Allied Irish Banks (Ireland) 7.39 percent
- •Commerzbank (Germany) 7.42 percent
- •Bank of Ireland 7.69 percent
- •Deutsche Bank (Germany) 7.8 percent
- •Societe Generale (France)8.03 percent
Man sieht, dass – abgesehen von der italienischen Monte dei Paschi – nur eine weitere Bank Probleme haben soll, witzigerweise eine österreichische.
Demgegenüber wurde die Deutsche, aber auch die Banco Popular und die Unicredit als knapp ausreichend eingestuft. Da stellt sich doch die Frage, wie glaubwürdig diese Ergebnisse sind.
Die letzten Stresstests der EBA haben sich im Nachhinein immer als geschönt erwiesen. Auch diesmal würde ich davon ausgehen, dass alle hier genannten Institute Probleme haben.
Eine neue Bankenkrise in Euroland ist jedenfalls noch längst nicht ausgeschlossen. Der erste Test dürfte die Stützung bzw. Abwicklung der Monte dei Paschi sein…
GS
30. Juli 2016 @ 14:22
ebo, das Ziel des Stresstests ist doch gar nicht, ernsthaft herauszufinden, welche Banken rekapitalisiert oder gar abgewickelt werden müssten. Es geht darum, allen die Stabilität des Bankensystems zu versichern.
Peter Nemschak
30. Juli 2016 @ 12:01
Angeblich war der Stresstest für deutsche Banken strenger als für italienische: umso besser. Interessant, dass die Commerzbank schlechter als die Deutsche Bank abschnitt. Die nordischen Banken waren wieder einmal in der Spitzengruppe. Warum wohl? Stresstests sind problematisch, weil sie von Annahmen ausgehen, die sich im nachhinein als zu optimistisch oder pessimistisch erweisen können. Die miserable Ertragslage der Banken durch die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der EZB wurde in den Stresstests überhaupt nicht berücksichtigt, obwohl sie laut EZB, welche für das Design der Stresstests verantwortlich ist, eine große Gefahrenquelle für die Banken darstellt. Lesenswert der Artikel „Beruhigungsmittel statt starke Medikamente“ von Peter A. Fischer in der heutigen NZZ: Marktkräfte und Wettbewerb sollten endlich für eine nachhaltige Bereinigung der europäischen Bankenszene sorgen. Dem kann man voll zustimmen.