Wie mit Bildern Politik gemacht wird
Je weniger Inhalt, desto mehr zählen die Bilder. Der letzte EU-Gipfel machte von dieser Regel keine Ausnahme. Mehr denn je wurde mit Bildern Politik gemacht – zugunsten von Merkel und zulasten von May.
Besonders leicht hat es die Kanzlerin. Sie muss sich nur zusammen mit Frankreichs Macron zeigen, und schon fällt der Glanz des “Sonnenkönigs” auf sie. “Jamaika” ist vergessen, hier wird EUropa gemacht!
Noch besser wird es, wenn sich zu Macron auch noch die britische Premierministerin May gesellt. Dann geht es gleich um Sein oder Nichtsein (Brexit oder nicht Brexit) oder um die große Weltpolitik.
Ein Bild macht besonders Furore. Es zeigt die “großen Drei” im Gespräch – doch Merkel und Macron halten die Hand vor den Mund, als wollten sie sich vertraulich etwa zutuscheln. Was war da los?
Der “Guardian” hat aus dem Foto eine eigene Geschichte gemacht. Haben sie über den Brexit geredet? Über Geld? Über Sport? Oder ging es in Wahrheit um den Iran und den Atomdeal?
Egal, für Merkel und Macron ist dieses Foto überaus nützlich. Äußerst unwillkommen für May war hingegen ein Bild, das sie mutterseelenallein in einem Besprechungszimmer des Gipfelgebäudes zeigt.
In Windeseile verbreitete sich das Foto im Internet. Zahlreiche Nutzer werteten es als Sinnbild für Mays Isolierung in der EU sowie in ihrer eigenen konservativen Partei.
“Dieses Foto sieht aus wie eine Metapher dafür, wie die Verhandlungen laufen”, schrieb ein Twitter-Nutzer mit Blick auf die Brexit-Verhandlungen.
In einem anderen Tweet hieß es: “Ich dachte zuerst, es wäre ein Illustrationsbild für absolute Einsamkeit. Aber nein. Es ist unsere Premierministerin heute in Brüssel.”
Die zitierten Medienberichte zu den Fotos stehen hier und hier. Siehe auch “Mayday in Brüssel”
Ein Europäer
23. Oktober 2017 @ 13:14
Die Daily Telegraph sägt schon an Theresa Mays Stuhl
http://www.telegraph.co.uk/news/2017/10/22/theresa-may-described-despondent-rings-eyes-leaked-account-brexit/#comments
Ute Plass
22. Oktober 2017 @ 15:31
Klar, mit Bildern wird und wurde immer schon Politik gemacht.
“Der Macht von Bildern” nicht alleine Glauben zu schenken bedarf
der ständigen Aufklärung. An Letzterem sind diejenigen, die für Bild und Ton posieren
nicht immer interessiert. 😉
Peter Nemschak
21. Oktober 2017 @ 11:58
Wie waren die Bilder in den englischen Zeitungen? Der Boulevard kommuniziert für seine Zuseher, von sinnerfassenden Lesern in diesem Milieu kann man nicht wirklich sprechen, vorrangig in Bildern.