Wie Macron sein Land spaltet

Frankreichs neuer Staatschef Macron war mit dem Versprechen angetreten, sein Land zu einen. Doch nun spaltet er die französische Gesellschaft – mit seiner Arbeitsmarktreform und bösen Worten.

Erst hat Macron seine “Loi travail” durch das Parlament gepeitscht – im Eiltempo, ohne das übliche Gesetzgebungs-Verfahren. Nun beschimpft er Kritiker und Gegner als “Faulenzer” und “Zyniker”.

Die bösen Worte fielen schon am Freitag, bei Macrons Besuch in Athen. Doch sie zünden erst jetzt, da die Gewerkschaft CGT ihren ersten Aktionstag gegen die Flexibilisierung der Arbeit abhält.

Offenbar sind mehr Menschen auf die Straßen gegangen, als erwartet. Sie sind wütend auf einen Präsidenten, von dem sie sich mißachtet und provoziert fühlen. Der “Faulenzer” schafft böses Blut.

“Das war ungeschickt und könnte ihn noch lange verfolgen”, urteilt “Le Soir” aus Brüssel. Kritisch äußert sich auch “Le Monde” aus Paris in einer ausführlichen Analyse der Reform. Zitat:

La réforme Macron n’introduit pas une « flexisécurité » tant elle est déséquilibrée. Elle penche fortement du côté de la flexibilité et offre peu de droits nouveaux aux salariés. Rien n’assure que, en facilitant les licen­ciements – ce qui, aux yeux de Véronique Descacq, secrétaire générale adjointe de la CFDT, relève d’une« câlinothérapie au patronat le plus bête d’Europe » –, elle réduira le chômage.

Zu gut deutsch: Die Reform ist unausgewogen, sie bringt nicht die versprochene “Flexicurity” – und nichts garantiert, dass nun die Arbeitslosigkeit sinkt. Dennoch loben Brüssel und Berlin den Präsidenten.

Der “Spiegel” bringt sogar eine Jubelstory unter dem Titel “Wie Macron sein Land neu erfindet”. Mag sein. Doch zumindest heute wäre der passendere Titel: “Wie Macron sein Land spaltet”…

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