Wie hältst Du’s mit der Integration?
In Frankreich hat es nicht geklappt, in Belgien und Holland auch nicht. Nun kämpft sogar Schweden mit Problemen bei der Integration von Flüchtlingen und dem neuen Antisemitismus. Was kann Deutschland aus den Erfahrungen in Stockholm und Malmö lernen?
Schweden erlebt derzeit eine Welle antisemitischer Gewalt mit Brandanschlägen auf Synagogen und ähnlichen Ausschreitungen, die glücklicherweise bisher ohne schwere Verletzungen abgegangen ist. Diese Taten konzentrieren sich vor allem auf die Bevölkerungszentren, besonders Malmö und Stockholm.
Das sind gleichzeitig die Orte, in denen der Großteil der von Schweden angenommenen Flüchtlinge und Asylbewerber der letzten Jahre (kein Land hat gemessen an der Bevölkerungszahl so viele Flüchtlinge aufgenommen wie Schweden) leben. Twitter-User jfkr_ hat dazu diesen Tweet geschrieben.
Schweden jedenfalls hat tatsächlich ein importiertes Antisemitismusproblem. Es würde mich wundern wenn sich die Haltung muslimischer Einwanderer & Nachkommen in Schweden grundsätzlich von der der gleichen Gruppe im Rest der EU unterscheidet.
— jfkr_ (@jfkr_) December 12, 2017
Das ist in der Tat eine interessante Feststellung. Und sie wirft die altbekannte Frage auf: was tun im Angesicht dieses Problems?
Es ist an dieser Stelle so richtig wie nutzlos festzustellen, dass Schweden dieses Problem nicht hätte, wenn man nie Flüchtlinge aufgenommen hätte. Dann wäre das Problem jetzt in einem anderen EU-Staat.
Das nur vorneweg, bevor jemand in der Kommentarspalte loslegt.
Wir müssen nicht wieder damit anfangen, ob es Merkels größter Fehler oder gar ein Verbrechen war, die Leute aufzunehmen. Mir geht es um die Frage, was jetzt passiert.
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Denn tatsächlich ist es zweifelsohne so, dass Einwanderer aus dem Mittleren Osten andere kulturelle Präferenzen und Einstellungen mitbringen als die Mehrheitsgesellschaft in Europa. Das hat nie jemand bestritten.
Was daher notwendig ist, ist dass diese Menschen sich in diese Mehrheitsgesellschaft integrieren und integriert werden. Wie die Konservativen und Neurechten nicht zu betonen müde werden funktioniert das nicht sonderlich gut. Und das ist korrekt.
Aber Integration ist keine Einbahnstraße.
Bisher haben sich beide Seiten nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Man sehe sich nur diese Kaskade von Vollidioten an, die die Berliner Boulevardpresse aufgetan hat.
„Sollte ich hier auf der Straße einen Israeli oder Amerikaner treffen, wäre er tot. Ich schwöre auf meinen Gott.“ Toxische Männlichkeit, kultureller Chauvinismus und falsch verstandene Religiosität geben sich die Hand.
Auf der anderen Seite aber bleibt seitens der Europäer ein Hauptproblem bestehen: dass sie auch keine Integration wollen und möglich machen.
Wir haben das Problem schon seit Jahrzehnten mit den Türken, denen nie erlaubt wurde, Deutsche zu werden und die immer „Ausländer“ bleiben, selbst wenn sie einen deutschen Pass haben und hier geboren wurden.
Zwar redet niemand so viel von der Notwendigkeit der Integration wie die Rechten, aber gleichzeitig wehrt sich auch niemand so heftig gegen Integration wie sie.
Denn wann genau ist jemand denn „integriert“? Wenn sich die Person an die Gesetze hält? Das wird die übergroße Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland überraschen zu hören.
Wenn die Person ein glühender Verfechter der liberalen Werte wird? Das hat noch keinen türkischstämmigen Politiker vor Hassbotschaften und Ablehnung beschützt.
Wenn sie Bockwurst mit Sauerkraut essen, Lederhosen tragen und in breitestem Dialekt sprechen? Machen wir uns nicht lächerlich.
Denn das ist die gerne verdrängte andere Seite der Integrationsmedaille. Seit drei Jahrzehnten labern die Rechten ständig von Leitkultur, weil sie sich für’s „Ausländer raus!“-Brüllen zu fein sind.
Was diese Leitkultur genau sein sollte wurde dabei nie abschließend definiert, schon allein, weil der eigenen Seite bei jedem ernsthaften Versuch schwerwiegende Defizite attestiert werden müssten.
Das Bundesrepublik-Trivial-Pursuit, dass der Einbürgertest ist, mit seinen Fragen nach der Kunst der Romantik, Goethe und Mozart, ist Papier gewordener Ausdruck dieser Farce.
Integrationswillige Einwanderer – und das ist immer noch die Mehrzahl – haben schlichtweg keinen Normenkatalog, an den sie sich halten könnten. Es gibt keinen Punkt, an dem sie von denen, die ständig nach ihrer Integration schreien, je anerkannt werden würden.
Und es ist wahrlich nicht so, als ob die Leute das nicht bemerken würden. Die Heuchelei der Deutschen, die ihnen auf der einen Seite das Einhalten von Werten, die ihnen als „deutsch“ vorgesetzt werden, penibel abverlangen und sie ihnen andererseits nicht selbst zugestehen, ist allzu offenkundig.
Dazu kommt, dass diejenigen Deutschen auf der progressiven Seite des Spektrums, die sich ernsthaft und guten Willens um die Einwanderer bemühen, oft in falsch verstandener Toleranz Verstöße gegen elementare deutsche Grundnormen akzeptieren, die dann zu einer unwidesprochenen Verbreitung von solchen Ansichten wie den oben zitierten führen.
Denn das absurde an der Situation ist ja, dass solche muslimischen Einwanderer gleichzeitig Täter und Opfer sind: Den gleichen Hass, den sie kübelweise auf Juden ausschütten, erhalten sie durch die deutsche Gesellschaft ja selbst.
Es dürfte unbestritten sein, dass in Deutschland massive Vorurteile bis hin zum Fremdenhass gegenüber Muslimen bestehen; die AfD verdankt ihre fortgesetzte Existenz nichts anderem als dem dumpfen Hass der Verbohrten.
Solange wir in Deutschland nie die ernsthafte und unangenehme Diskussion führen, was denn nun eigentlich als mindeste Integrationsleistung zu werten ist und dies dann auch akzeptieren, wird sich diese unsägliche Debatte immer im Kreis drehen.
Die Rechten werden immer auf irgendwelche Integrationsverweigerer, Gewalttäter und Terorristen verweisen können. Die Progressiven werden immer auf den offenen Rassismus der Mehrheitsgesellschaft verweisen. Die Einwanderer werden über genau diesen klagen.
Und jeder hat Recht damit, und keinem ist auch nur ein Stück geholfen.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf “Deliberation daily”, das Original steht hier
Art Vanderley
30. Januar 2018 @ 23:15
@Hella-Maria Schier
Zustimmung zu beiden Kommentaren.
„Leitkultur“
Vielleicht ist unser Problem, daß wir im innerdeutschen Miteinander zumindest teilweise soweit sind, eine erhebliche Vielfalt der „deutschen Kultur“ anzuerkennen (jetzt erstmal nur den deutschen Anteil ohne Migranten gedacht), aber in Bezug auf Migration dann plötzlich glauben, eine homogene Vorstellung der Leitkutltur finden zu müssen.
Das ist antipluralistisch, widerspricht sich und wird in der Umkehrwirkung dazu führen, daß diejenigen Oberwasser bekommen, die die LK auf die sattsam bekannten Dinge reduzieren, die als typisch deutsch zu gelten haben.
Die deutsche Kultur ist vielfältig (nicht zu verwechseln mit beliebig), wenn es sowas wie eine Leitkultur gibt, dann diese, und in der Tat, Migranten haben diese in ihrer Vielfalt zu respektieren, wozu auch das Recht gehört, sie zu kritisieren, wenn jemand eine gewisse Zeit hier gelebt hat.
Unser Problem ist nicht die mangelnde Assimilation, sonder ein Teil der Immigranten, der von vorneherein faschistisch oder einfach nur respektlos denkt gegenüber der deutschen Kultur an sich, ohne überhaupt zu wissen, wie sie aussieht, und ohne dies je wissen zu wollen.
Das es diesen Teil gibt, ist übrigens normal und könnte gehandhabt werden, hätten wir nicht diese freiheitsfeindliche Korrektheit, die jeden Konflikt unter den Teppich kehrt, vor allem die Liberalen lähmt und den Rechten den braunen Teppich ausrollt.
Dixie Chique
19. Januar 2018 @ 11:57
Der Neoliberalismus braucht keine Massen von selbstbewussten, in der eigenen Kultur sicher verankerten und entsprechend gebildeten Bürgern. Das wäre ja am Ende verbindend, womöglich sogar schön und der Gesundheit förderlich.
Nein, der Neoliberalismus braucht isolierte, in einer artifiziellen Post-Kultur freiflottierende Subjekte, am besten verschuldet, süchtig (Alkohol, Antidepressiva, Drogen, Smartphone, pick your poison..), aus dem Familienzusammenhalt herausgelöst, halbgebildet und mit dem Tiefenbewußtsein, selbst am eigenen Magerlohn und der ganzen Misere schuld zu sein. Sowas hält natürlich psychisch niemand lange aus, ohne noch schnell was einkaufen zu müssen. Tataa, der perfekte Merkel- (Macron-, Obama-, Kurz-, Juncker-, Rajoy-, Renzi-, May-, usw.-) bürger.
Wir die Burger, die die Kings 🙂
Hella-Maria Schier
18. Januar 2018 @ 20:11
Die Diskussionen über das Thema Leitkultur und kulturelle Identität, sofern überhaupt vorhanden, sind unbefriedigend, weil die Thematik eigentlich viel tiefer und grundsätzlicher ist und auch in dieser Tiefe und Grundsätzlichkeit erfasst und diskutiert werden müsste. Davor schreckt man jedoch zurück. Da ergeben sich Fragen wie die, ob man Menschen generell das Recht auf eine eigene charakteristische Kultur zugestehen sollte oder nicht. Es ist nat. nicht möglich, diese Frage auf grundsätzlicher Ebene für die eine Kultur so und für die andere anders zu beantworten. Das wäre nämlich kultureller Rassismus. Hat man also ein Recht auf die Bewahrung der eigenen kulturellen Identität und ein entsprechendes Umfeld oder nicht? Man kommt nun nicht umhin zu sehen, dass diese Frage für die jeweiligen Kulturen eben nicht gleich beantwortet und gehandhabt wird, auch gerade von den Linken nicht. Diese sind sofort dabei, wenn es um die Kulturen der Zuwanderer, indigener Völker und unterdrückter Minderheiten, wie etwa Kurden geht. Diesen wird das Recht auf die Behauptung, Pflege und Wertschätzung ihrer kulturellen Identitäten von den „fortschrittlichen “ Kräften ausdrücklich zuerkannt. Wenn jedoch Europäer, vor allem Deutsche sich darauf ebenfalls berufen wollen, dann ist das und sind sie automatisch rechtsradikal. Da sie dadurch ins moralische Abseits geraten, laufen sie dadurch Gefahr dann auch tatsächlich dort zu landen, da es dann keinen anderen Ort gibt für sie. Es ist logisch, dass sich dadurch das rechte Spektrum verstärkt und sollte einem doch mal zu denken geben. Der häufige Einwand wenn das Thema tatsächlich mal offen diskutiert wird, lautet, die europäischen Kulturen seien ja sowieso dominant.Gleichzeitig wird den Europäern aber dauernd eine Zukunft mit offenen Grenzen und unbegrenzter Zuwanderung in Aussicht gestellt und auch gefordert. Es ist doch logisch, dass sich das Gleichgewicht der Dominanzsphären der Kulturen so natürlich verändern würde.Und darauf reagiert die Bevölkerung natürlich. Von den Linken und dem Mainstream wird ihr sodann nahegelegt, auf ihre eigene Kultur keinen Wert zu legen und von Neubürgern nicht zu verlangen, dass sie diese respektieren- oder wie bitte soll man das sonst verstehen? Lederhosen, Goethe … das sind doch vor allem Symbole, die die Frage aufwerfen sollen: haben wir auch etwas Eigenes, das einen Wert hat, oder ist alles Eigene „rechts“ , verbrecherisch oder lächerlich? Und wenn wir nichts Eigenes haben, bzw. haben dürfen, wird das Andere , das wir, anders als uns selbst, wertschätzen sollen, uns aufsaugen. Und was haben wir dann für die kulturelle Bereicherung eigentlich einzubringen, wenn wir kulturell nichts sind ausser „offen für andere“? Dann haben wir als typisch deutsch nur unsere Exportstärke – und unser Dominanzverhalten als Spardiktatverkünder und Ordnungsmacht, gern auch militärisch. Das bleibt als typisch deutsch und darauf fixieren wir uns dann, denn etwas Eigenes braucht jede Kultur, um.überhaupt offen für andere Kulturen zu sein, und wenn Goethe, Heine, Karneval, Volkslieder und Weihnachtsmärkte und al die friedlichen Dinge lächerlich, doof und rechts sind, dann wird eben mit Grossmachtgelüsten und all den Dingen kompensiert, die wir dich eigentlich nicht haben wollten? Manche allerdings doch. Bringe nie eine Kultur dazu, sich selbst abzulehnen und zu verachten, denn dann wird sie destruktiv, wie ein Individuum.auch! Warum ist das so schwer zu verstehen?
Die andere Alternative ist, zum kulturlosen Konsumentenmitläufer zu werden, denn eine echte Weltkultur könnte nur aus einer gegenseitigen Befruchtung der Kulturen erwachsen, wozu man nun mal auch die eigene benötigt. Und das geht nicht von heute auf morgen und nicht in einem Klima des Zwangs aufgrund ökonomischem und geostrategischen Drucks, wo ja die eigentlichen Hintergründe zu suchen sind, die nicht so schön klingen.
Giovanni
12. Januar 2018 @ 07:01
Wa mich in der ganzen Debatte über GRenzschutz nervt.
SPanien hat schon seit 2005 einen 6 Meter hohen Grenzzaun zu Afrika. Zu 75% übernahm die EU die Kosten,
https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzzaun_bei_Ceuta
Die EU-Politiker hatten bisher nie gewagt die Spanier für diesen Grenzzaun der teilweise mit Stacheldraht versehen ist, zu kritisieren. Nur als Ungarns Regierungschef Orban auf die Idee kam auch einen Grenzzaun zu bauen, kochten alle EU-Politiker vor Wut. Alle waren entsetzt es wurde mit Klagen und EU-Strafverfahren gegen Ungarn gedroht. Leiden die EU-Plitiker an einer besonders extremen Form von Schizophrenie?
Rajoy der Ministerpräsident von Spanien ist seit 4 Jahren damit beschäftigt die Demokratie in Spanien abzuschaffen, Autonomien aufzuheben, den Volkswillen mit Füßen zu treten, Gesetze werden erlassen die Demonstrationen mit Terrorismus gleichsetzen, Politiker aus konkurrenten Parteien weggesperrt, regierungkritische Künstler verfolgt Kunstfreiheit abgeschafft.
Gegen Rajoy laufen seit Jahren viele Strafverfahren wegen Korruption. Kein einziger EU-Politiker regt sich darüber auf, warum eigentlich nicht?
Ungarn kämpft unter Orban seit Jahren gegen Sklaverei und Menschenhandel in Europa, den die EU-Politiker in Brüssel völlig ignorieren.
Auch wird nie erwähnt, dass auch Länder wie Portugal, Spanien oder Frankreich wenig oder kaum Flüchtlinge aufnehmen. Stattdessen wird selektiv gegen Osteuropa gehetzt.
Portgual ist z.B auf dem vorletzten Platz:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156549/umfrage/asylbewerber-in-europa-2010/
bei höheren BIP/Kopf als die meisten osteuropäischen Länder…
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/188766/umfrage/bruttoinlandsprodukt-bip-pro-kopf-in-den-eu-laendern/
Art Vanderley
7. Januar 2018 @ 23:00
Unser Hauptproblem sind unsere eigenen Integrationskriterien, die wiederum eine Folge des neoliberalen Wertekahlschlags sind. Arbeiten und deutsch sprechen, dann bist du integriert. Schon an vielen Deutschen kann man sehen, wie unsinnig das ist.
Die Drahtzieher des euro-islamistischen Terrors kommen v.a. aus dem muslimischen Mittelstand Europas, viele mit guten Jobs und einwandfreien Sprachkenntnissen.
Wer Kontakt zu mittelständischen Moslems hat(te) und die Augen nicht verschloß, weiß schon lange, daß es da ein massives faschistisches Potenzial gibt, das nicht das geringste mit erlebter Diskriminierung zu tun hat, sondern ganz einfach einem Weltbild entspringt.
Auch reden wir ständig über Flüchtlinge und machen damit den Rechten das Leben leicht. Flüchtlinge aber kommen mit einer offenen Haltung her, wir haben viel größere Probleme mit Teilen der Arbeitsimmigranten und ihrer Nachfahren, andere Länder mit Teilen der kolonialen Immigranten.
Fatal auch die politisch korrekten positiven Vorurteile, die jeden konstruktiven Streit unterminieren, wo nicht gestritten werden kann, kann auch nicht zusammen gelebt werden.
Und linke Standard-Begriffe wie „toxische Männlichkeit“ sind hochgradig dumm und außerdem sexistisch, deren Verwendung trägt jetzt auch nicht gerade bei zu einer liberalen Armosphäre. Als ob die Zahl der bescheuerten Frauen nicht genauso groß sei wie die der Männer, egal, aus welchem Kulturkreis.
Hella-Maria Schier
19. Januar 2018 @ 00:00
Muss die Frage, ob es kulturelle Identitäten und überhaupt verschiedene Kulturen gibt, nicht grundsätzlich und für alle gleich beantwortet werden? Nicht: bei Indianern, Kurden, Katalanen, Massai, Inuit, Israeli, Tibetanern … ist eine kulturelle Identität o.k., wertvoll und schützenswert, bei Europäern aber nicht. Wozu immer diese modisch-schicke Selbstverachtung, in der sich vor allem viele Linksliberale gefallen? Da diese Haltung, eine Reaktion auf früheren Größenwahn, auch immer noch neurotisch ist, provoziert sie als Gegendynamik Rechte Bewegungen, durch die sie sich dann wiederum in ihrer Selbstablehnung bestätigt fühlt usw….Affentheater. Ein gesunder und stabiler aber unverkrampfter Bezug zur eigenen Kultur ist ebensowenig fremdenfeindlich wie gesundes Selbstbewusstsein gute Beziehungen behindert – im Gegenteil, es ermöglicht sie erst! Es wäre doch schön, wenn man zum fruchtbaren Kulturaustausch auch etwas beizutragen hätte, statt nur bei den anderen Kulturen zu schmarotzen! Wie soll jemand, der seine eigene Kultur leugnet oder ablehnt, statt in der Auseinandersetzung mit ihr zu wachsen und andere dazu einzuladen, andere Kulturen respektieren und würdigen können?? Wenn er eine eigene Kultur überflüssig findet, findet er Kultur an sich überflüssig. Dann verbindet uns nichts als die konsumgeprägte Ersatzkultur des Marktes und der will naturgemäß als einziger Gott verbleiben. Es ist der entfesselte Kapitalismus, der antikulturell ist, das ist nicht links, er verkauft sich nur so!! Das wird ja permanent nicht durchschaut.
Die deutsche Kultur konnte sich erst durch Hitler und dann die weitere fast ausschließliche Prägung durch die US -Kiltur nicht gut zeitgemäß weiterentwickeln. Viele haben kaum etwas davon mitgekriegt und was sie nie hatten, können sie nicht konkret vermissen. Aber ist es gut, dieses Loch in großem Maßstab mit anderen Kulturen zu füllen?
Kein Mensch, und daher auch keine Kultur, findet die Haltung: “Ach ich bin deutsch, das ist so doof und schlecht, ich will viel lieber sein wie du. Bitte hab mich lieb, ich bin auch ganz brav und stelle keine Ansprüche,” besonders anziehend, auch wenn sie vielleicht erstmal geschmeichelt ist, letzten Endes ist die Antwort “Lieb dich doch erstmal selbst, Idiot ” Eine echte Weltkultur, nicht die abgeflachte globale Konsumvariante, die der Kapitalismus schafft, entsteht aus gegenseitiger Befruchtung der einzelnen Kulturen und lässt ausserdem Raum für lokale Unterschiede. Jede trägt dazu bei und sollte daher erhalten werden, natürlich auch die europäische! Sie soll nicht überheblich sein, aber sie soll sich auch nicht ablehnen! Ein bisschen differenzierte Sichtweise müsste doch möglich sein! Dabei hilft eine gute kulturelle Bildung allemal.
Peter Nemschak
19. Januar 2018 @ 13:49
Es geht doch um die Frage, wie viel Fremdes kann eine Kultur in einer bestimmten Zeitspanne in sich aufnehmen, ohne Abstoßungsreaktionen zu entwickeln. Auch unsere Kultur ist in beständigem Wandel, was Gewohnheiten und Lebensart betrifft. Zu- und Abwanderung hat es immer gegeben. Die Befürchtung mancher, dass überspitzt formuliert, der Kölner Dom abgerissen und durch eine Moschee ersetzt wird, erscheint mir übertrieben. Die mittlerweile abgeebbte Stoßwelle an Migranten im Jahr 2015 mag diesbezügliche Ängste beflügelt haben. Europa braucht eine klar definierte und begrenzte Einwanderungspolitik, vor allem ausgerichtet an der Absorptionsfähigkeit des Arbeitsmarkts, dem wohl wichtigsten Integrationsinstruments. Das wäre eine Aufgabe der EU. Sonst schiebt man das Problem bloß hin und her.