Wie Brüssel auf Tsipras reagiert

„Der Syriza-Triumph schockiert Brüssel“ – behauptet SPON. Ich habe mich umgehört und einen ganz anderen Eindruck gewonnen.

Wenn überhaupt, dann ist nur EU-Kommissar Oettinger schockiert. Er fordert natürlich 150-prozentige Vertragstreue und lehnt jedes Entgegenkommen ab.

Wesentlich moderater hat sich Parlamentspräsident Schulz geäußert. Er hat mit Tsipras – seinem ehemaligen Gegner bei der Europawahl – telefoniert und Kompromisse gefordert.

An der Spitze der EU-Kommission sieht man die Lage gelassen. Dort ist man sogar offen für eine Debatte über eine Umschuldung und betont, dass die Wahl zu respektieren sei.

Bei der Eurogruppe, die heute Abend in Brüssel tagt, sind keine Beschlüsse zu erwarten. Die Ansage ist dort, erst einmal die Regierungsbildung in Athen abzuwarten.

Die Finanzmärkte, die Brüssel auf dem Höhepunkt der Eurokrise in Atem gehalten haben, reagieren kaum. Der Euro sackte kurz ab, der Dax klettert schon wieder.

Schock und Panik sieht anders aus, oder? Letztlich hat nur Berlin Grund zur Sorge, weil nun eine ernste Probe auf das „deutsche Europa“ zukommt.

Brüssel tanzt nicht mehr automatisch nach Kanzlerin Merkels Pfeife, Kommissionschef Juncker möchte am liebsten sogar die Troika abschaffen, genau wie Tsipras…