Werden wir Schäuble noch vermissen?

Die “Welt” nennt ihn den “Mann, der Europa war”. Auch andere deutschen Zeitungen überbieten sich mit Lobhudeleien an Noch-Finanzminister Schäuble. Werden wir ihn am Ende doch noch vermissen?

Tja. Griechen, Iren, Spanier, Portugiesen und Zyprioten werden ihn bestimmt nicht vermissen. Sie alle haben unter Schäubles Knute gelitten, nur die Portugiesen konnten sich erfolgreich von seiner Politik lösen.

EU-Währungskommissar Moscovici wird ihn auch nicht vermissen. Hinter vorgehaltener Hand hat er immer wieder betont, dass Schäuble nicht der nächsten deutschen Regierung angehören dürfe. Das ist geschafft.

Bleiben “wir”, also die Deutschen. Bei der Bundestagswahl haben zwei Drittel nicht für Schäuble und seine C-Partei gestimmt. Fast alle Parteien, Grüne und FDP eingeschlossen, fordern einen Kurswechsel.

Also auch hier kein großes Trauerpotential. Der Schäuble-Hype ist, objektiv betrachtet, vor allem ein massenmediales Phänomen, wie wir im Schuldendrama um Griechenland 2015 gesehen haben.

Bleibt die Frage, wer sein Nachfolger wird – und was der noch verbocken könnte. Was Steuern und Investitionen in Deutschland  betrifft, kann es eigentlich nur besser werden. Auch da sind sich alle einig.

Selbst in der Eurozone kann man nicht mehr viel falsch machen. Die monatelange Hängepartie, die Schäuble im Streit mit dem IWF um Schuldenerleichterungen für Athen hingelegt hat, ist zum Glück vorbei.

Dennoch hat FDP-Chef Lindner, so er es denn ins BMF schafft, noch ein paar Bomben im Gepäck. Wenn er den Eurorettungsfonds ESM auflöst und eine Insolvenz für Staaten einführt, kann dies die Märkte erschüttern.

Auch das haben wir aber schon erlebt – mit Dr. Schäuble. Immerhin ließ sich der Alte am Ende immer von Mutti korrigieren. Das wird bei Lindner schwieriger, denn er ist ja in einer anderen Partei…

Siehe auch “Schäuble geht zur rechten Zeit” und “Schäubles bitteres Erbe”