Weber top, Le Pen flopp

Das neue Europaparlament hat sich konstituiert und die Ausschüsse besetzt. Wie üblich halten Deutsche wichtige Schlüsselpositionen. Die Sieger der Europawahl hingegen zählen im neuen Parlament meist zu den Verlierern. Eine total subjektive Übersicht.

  • J.C. Juncker: Der offizielle Sieger der Europawahl ist in Wahrheit ein Verlierer. Er hängt von einer ganz großen Koalition ab und muss die “strategische Agenda” der EU-Chefs abarbeiten. 6 Punkte.
  • M. Schulz: Der Erfinder der Spitzenkandidaten wurde nur Zweiter und durfte nicht einmal EU-Kommissar werden – Mutti war dagegen. Nun muss er Parlamentspräsident bleiben – wie vor der Wahl. 3 Punkte
  • N. Farage: Der EU-Gegner von der Insel hat eine eigene Fraktion gebildet und die Grillinis aus Italien mit ins Boot geholt. Zudem hat er Cameron in einen sinnlosen Anti-Juncker-Kampf getrieben. 8 Punkte
  • K. Lucke: Mr. AfD hat es immerhin geschafft, bei den britischen Konservativen anzudocken – angeblich gegen den Willen Merkels und Camerons. Aber einen Ausschuss darf er nicht leiten. 4 Punkte
  • M. Le Pen: In Paris gewonnen, in Straßburg verloren – die Führerin des Front National hat keine eigene Fraktion zustande bekommen, trotz oder wegen ihres Partner G. Wilders. Ein Fehlstart. 0 Punkte
  • G. Verhofstadt: Der Chef der Liberalen wollte eigentlich Schulz beerben und das EP leiten. Stattdessen ist seine Fraktion zurückgefallen; sie ist nur noch die viertgrößte. Das ist Pech – 2 Punkte
  • M. Weber: Außerhalb Brüssels ein Unbekannter, darf der CSU-Innenexperte nun die größte Fraktion leiten – die von Merkels EVP. Und das, obwohl die CSU bei der Europawahl abgeschmiert ist. 10 Punkte
  • S. Keller und J. Bové: Die beiden Spitzen der Grünen sind von der Bildfläche verschwunden. Bové wurde gar nichts, Keller nur Vize. Und dann auch noch das YouTube-Video… 1 grüner Gummipunkt
  • T. Händel: Der linke Gewerkschafter leitet künftig den Beschäftigungsausschuss im EP. Der hat zwar nicht viel zu melden, ist in Zeiten der Rekordarbeitslosigkeit aber symbolisch wichtig. 5 Punkte
  • hier fehlt noch eine/r: vielleicht haben die Leser dieses Blogs noch einen Lieblings-MEP, oder eine VIP zum Nachtragen?

Insgesamt schneiden die Spitzenkandidaten erstaunlich schlecht ab. Auch die Rechtspopulisten konnten ihren Wahlerfolg – wie erwartet – nicht verwandeln.

Volkes Stimme hat nicht viel bewirkt, dafür sorgt schon die ganz große Koalition in Berlin und Brüssel. Sie hält die Fäden fester denn je in der Hand…