Was hecken Merkel und Juncker aus?
Das hat es noch nie gegeben: Mitten im Wahlkampf stützt Kommissionschef Juncker die Kanzlerin. Und dann verhängt er auch noch eine Nachrichtensperre. So geschehen am Mittwoch in Berlin.
Juncker war zum Arbeitsweisen mit Merkel gekommen. “Das Treffen ist als vertraulich eingestuft, eine Medienunterrichtung ist nicht vorgesehen” – mit diesem Hinweis wurde die europäische Presse abgespeist.
Fast noch unverschämter der Tweet, den Juncker nach seinem Gespräch bei der Chefin des deutschen EUropa absetzte:
Gutes Gespräch mit Bundeskanzlerin #Merkel über die Zukunft #Europas. pic.twitter.com/F4eKlYKf7I
— Jean-Claude Juncker (@JunckerEU) 30. August 2017
Sie haben also über die “Zukunft Europas” gesprochen – vier Wochen vor der Bundestagswahl. Doch wie diese Zukunft aussehen soll, wie es weiter geht mit der EU, das soll geheim bleiben.
Das ist eine Unverschämtheit. Denn nicht nur die deutschen Wähler haben ein Anrecht darauf zu wissen, was Merkel und Juncker aushecken. Auch die übrigen 400 Mio. Europäer haben es.
Dass Merkel der Presse vorher ein paar Stichworte hingeworfen hat – das weitere Vorgehen gegen Polen, die deutschen Grenzkontrollen – macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil.
Es stärkt den Eindruck, dass die EU-Kommission eine Extrawurst für Deutschland plant (bei den Grenzkontrollen) – und dass es letztlich Merkel ist, die über das Schicksal Polens entscheidet.
Skandalös. Ich bin mal gespannt, ob SPD-Kandidat Schulz wenigstens diese Chance nutzt, die Kungelei der EU-Eliten zu denunzieren. Oder wagt er es nicht, weil er selbst dazu gehört?
Siehe auch “Polen ignoriert Juncker (Deutschland auch)”
GS
1. September 2017 @ 14:29
Bei welchen Wählern kann man denn mit Juncker noch punkten?
Claus
31. August 2017 @ 16:12
Was soll man dazu sagen? So sieht es halt aus, wenn es in einer Regierung keine Opposition gibt, die einem solchen Spuk ein Ende bereiten könnte. Sonst nichts.
Kleopatra
31. August 2017 @ 00:13
Tja. Juncker wollte ja eigentlich nie ein europäisches Amt, solange er luxemburgischer Regierungschef war. Erst als ihn die Luxemburger mit Schimpf und Schande wie einen Hund vom Hof gejagt haben, war er bereit, ein europäisches Amt in Erwägung zu ziehen; und da hat ihn Merkel als christdemokratischen Kandidaten proklamiert, weil sie gegen den Schulz’en einen ebenfalls deutschsprechenden Kandidaten brauchte. (Wir erinnern uns noch an die nationalistischen SPD-Sprüche von wegen “Wer einen Deutschen als Kommissionspräsident will, muss SPD wählen!”). Das Ergebnis ist bekannt. Juncker weiß also, dass er eine Kreatur Merkels ist, und verhält sich entsprechend bzw. lässt sich, wenn er es je vergessen haben sollte, jedesmal wieder daran erinnern.