Was die EU im Fall Germanwings moniert

Der Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen hat ein europäisches Nachspiel. Hier sind die Details!

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die EU-Kommission Deutschland bereits im November 2014 wegen einer zu laschen Aufsicht über die Flugtauglichkeit von Piloten gerügt. Nun erwägt die Brüsseler Behörde ein Vertragsverletzungs-Verfahren gegen das größte EU-Land.

Bei dem Absturz Ende März waren 150 Menschen ums Leben gekommen. Der Crash war offenbar absichtlich von dem Kopiloten herbeigeführt worden, der unter Depressionen litt und Selbstmord-Absichten hegte.

Die große Frage ist nun, ob diese Probleme des Kopiloten bekannt waren – und ob die medizinischen Kontrollen in Deutschland ausreichen. Genau daran haben die EU-Behörden Zweifel.

So hat die für die Luftfahrt zuständige EU-Agentur EASA bereits im Herbst 2014 bemängelt, dass das deutsche Luftfahrtbundesamt zu wenig Personal beschäftige, zu wenig Zugang zu medizinischen Akten habe sowie die Ärzte und die für Piloten-Tests zuständigen Medizinzentren zu wenig überwache.

Diese Rüge führte dann im November 2014 zu einer schriftlichen Nachfrage der EU-Kommission.

“Eine Reihe von Fragen”

Nach Angaben aus EU-Kreisen hat die Kommission beanstandet, dass die deutschen Behörden die Ausstellung von Flugtauglichkeits-Bescheinigungen für Piloten zu wenig kontrollierten und damit gegen EU-Regeln verstießen.

Man habe „eine Reihe von Fragen“ gestellt, nun würden die Antworten ausgewertet. „Wenn die Abhilfemaßnahmen nicht den EU-Standards entsprechen, wird die Kommission die notwendigen Schritte einleiten”, teilte die EU-Behörde mit.

Der nächste Schritt wäre eine Klage gegen Deutschland wegen Verletzung des EU-Vertrages. Damit würde sich der Germanwings-Fall erheblich ausweiten.

Deutschland ignoriert die Kritik

 

Denn dann stünde nicht mehr nur die Verantwortung der Fluggesellschaft und ihrer Mutterfirma Lufthansa in Frage, sondern auch die der deutschen Behörden und der Bundesregierung. Dies könnte zu Millionenklagen der Familien der Opfer führen.

Allerdings hat sich die deutsche Öffentlichkeit bisher kaum für die Kritik aus Brüssel interessiert – ganz im Gegenteil. Erste Berichte über die EASA-Rügen im  „Wall Street Journal“ vom Osterwochenende wurden schlicht ignoriert.

Lieber glaubte man den Beteuerungen der Lufthansa und des Luftfahrtbundesamts, alles Menschenmögliche getan – und von den gesundheitlichen Problemen des Kopiloten nichts gewusst – zu haben…