Warum jagt ihr Schulz? (II)

Wochenlang haben die Medien SPD-Chef Schulz kritisiert, weil er gegen eine neue GroKo war. Nun attackieren sie ihn, weil er die Möglichkeit einer neuen GroKo in Betracht zieht. Was soll das?

Wochenlang haben sie auf das (von Anfang an unwahrscheinliche) Jamaika-Bündnis und FDP-Chef LIndner gesetzt. Nun schonen sie den Aussteiger Lindner – und legen Schulz den Rücktritt nahe.

Nach derselben Logik könnte man Merkel den Rücktritt nahelegen.

Hat sie nicht auf Jamaika gesetzt?
Hat sie nicht bei CSU, Grünen und FDP um Stimmen gebettelt?
Ist sie es nicht, die sich nun wieder der SPD andient?

Aber nein, die großen Geschichte über Merkels verzweifelten Machtkampf lesen wir nicht. Stattdessen wird Schulz gejagt – manche Medien möchten ihn am liebsten zum Rücktritt treiben.

Oft sind es dieselben, die vorher „Jamaika“ hochgejubelt haben. Manch‘ einer glaubt wohl, ein SPD-Chef Scholz könne besser mit Merkel zusammenarbeiten. Doch das ist ein Trugschluss.

Denn Scholz würde die SPD spalten – mehr noch, als es die GroKo-Phantasie schon jetzt tut. Das „Bündnis der Verlierer“ („Spiegel“) wäre dann noch instabiler als „Jamaika“…

Für EUropa wäre es deshalb auch kein Fortschritt. Wer auf EU-Ebene wirklich etwas bewegen will, muss daher auf Schulz‘ neues Europaprogramm setzen – oder auf eine Minderheitsregierung.

Immerhin will Schulz will die Europäische Union bis 2025 in die Vereinigten Staaten von Europa mit einem gemeinsamen Verfassungsvertrag umwandeln. Das ist doch mal eine Ansage!

Neuwahlen wären auch eine denkbare Lösung – wenn die Parteien ihre Politiker (incl. Kanzlerkandidaten) und Programme neu sortieren…

Siehe auch „Warum jagt ihr Schulz?“ (Teil 1) sowie die Serie „Warum schont ihr Merkel?“ (3 Teile)