Warum die Roaming-Gebühren abgeschafft werden
Noch eine gute Nachricht: Die EU schafft die verhassten Roaming-Gebühren fürs Surfen im Ausland ab! Und das rechtzeitig vor den Sommerferien. Dahinter steckt allerdings nicht nur Verbrauchernähe.
Nein, es geht um große Politik. Den ersten Anlauf machte die EU-Kommission schon 2007, um den Frust über das Scheitern des EU-Verfassungsvertrags in zwei Referenden in Frankreich und Holland vergessen zu machen.
Die Idee hatte damals M. Selmayr, seinerzeit Kabinettschef der damals zuständigen Kommissarin V. Reding. Heute ist er Kabinettschef von Kommissionspräsident Juncker – und einer der mächtigsten Deutschen in Brüssel.
Auch jetzt kommt die Entscheidung für Juncker & Co. wie gerufen. Kurz vor den Wahlen in Holland, Frankreich und Deutschland in diesem Jahr will sich die EU wieder bürgernah zeigen.
Allerdings ist die Abschaffung auch Teil der Wirtschaftsförderung. Die Kommission will so einen digitalen Binnenmarkt schaffen – bisher gibt es nicht einmal einen europaweiten Anbieter im Telekombereich.
Außerdem steckt die EU heute in einer noch tieferen Krise als vor 10 Jahren. Was damals wie ein bürgerfreundlicher Geniestreich aussah, dürfte die Bürger heute kaum noch mit Brüssel versöhnen..
F.D.
2. Februar 2017 @ 11:06
Der Pressesprecher der EU aber trat zu ihnen und sagte: Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn Euch sind heute die Roaming-Gebühren erlassen worden! Da rief es in allen EU-Landen: Ehre sei der EU in Brüssel! Wie Wachs vor dem Feuer zerschmilzt, so müssen die EU-Skeptiker vergehen vor dem Antlitz der Geschichte! Die supranational Orientierten aber sollen sich freuen und fröhlich sein vor Jean-Claude Junckers Angesicht und mit Freuden frohlocken! Singet der EU, lobsinget ihrem Namen! – Und der Pressesprecher der EU war’s zufrieden und segnete das Volk, das da fromm hinanstrebte zum europäischen Superstaat und sein nationales Erstgeburtsrecht freudig verkaufte für die Abschaffung von Roaming-Gebühren.
S.B.
1. Februar 2017 @ 21:52
Ich hab da mal ne Frage: Ist so eine Aktion vor den Wahlen nicht ausgesprochen populistisch?
BTW: Wahrscheinlich wird dafür zu Beginn und am Ende jedes Mobil-Gesprächs eine Ansage eingespielt: “Das Du keine Roaming-Gebühren für dieses Gespräch bezahlen musst, verdankst Du allein Deiner EU.” 😉
Peter Nemschak
2. Februar 2017 @ 07:14
So eine Aktion ist nicht populistisch sondern populär. Populisten dagegen glauben, die Vertreter des “wahren” Volks zu sein und erkennen nicht an, dass die Gesellschaft pluralistisch ist. Ich würde jedem misstrauen, der vorgibt, den Willen des Volkes “erschaut” zu haben und darauf einen Alleinvertretungsanspruch aufbaut. Solche Typen gab es immer wieder in der Geschichte. Intoleranz ist keine Erfindung dieses Jahrhunderts.
S.B.
2. Februar 2017 @ 08:52
@Peter Nemschak: Sie sind in diesen Fragen ein notorischer Realitätsverdreher. Nicht die Populisten sind intolerant, sondern die “Wohlwissenden” (= Intellektuellen-Idioten), also die sich als “linksliberal” bezeichnenden Weltverbesserer. Auch Sie könn(t)en diesen Fakt leicht daran erkennen, wie “tolerant” dieses “Establishment” gegenüber dem demokratisch gewählten US-Präsidenten auftritt. Und das allein deswegen, weil er eine Politik betreibt, die konträr zu derjenigen der Neoliberalen ist. Daran sieht man auch ohne weiteres, wer hier einen Alleinvertretungsanspruch erhebt. Man muss es nur erkennen wollen. Das ist bei Ihnen nicht der Fall.
hyperlokal
1. Februar 2017 @ 19:32
Wir wäre es mit der europaweiten 4-Tage-Woche. Das wäre eines “Europa für alle” würdig.und bringt endlich Fans.
F.D.
1. Februar 2017 @ 19:08
Kommt und seht, wie bürgerfreundlich die EU ist! Wohl dem, der auf sie traut! Achtet die EU, ihr Europäer, denn die sie achten, haben keinen Mangel. Amerikaner müssen darben und hungern, aber die in der EU wohnen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut.
S.B.
1. Februar 2017 @ 19:07
Wenn die europäischen Dummschafe auf ein derart durchschaubares Manöver hereinfallen…. Leider muss man davon ausgehen. Es ist ja unabdingbar, dass man gerade im Auslandsurlaub permanent mit denen telefoniert, von denen man sich eigentlich erholen will. Oh Gott, was für eine Gesellschaft!
Peter Nemschak
1. Februar 2017 @ 22:25
Seien Sie nicht so streng mit Ihren Mitmenschen. Im Grunde haben Sie natürlich recht. Es steht jedem frei, sein Handy auszuschalten, ein Buch zu lesen und aufs Meer zu schauen. Das eigentliche Problem besteht darin, dass die Aufhebung der Roaminggebühren von den meisten Menschen als Selbstverständlichkeit und nicht als Errungenschaft empfunden wird. Ergo: Dankbarkeit ist keine politische Kategorie..
Peter Nemschak
1. Februar 2017 @ 17:00
Was spricht gegen einen digitalen Binnenmarkt?