Brüssel wartet auf Godot

Nach dem Putschversuch in der Türkei haben die EU-Außenminister keine klare Stellung bezogen. Die maue Haltung erinnert an die Reaktion auf den Brexit: Man wartet auf Godot – pardon: May, Erdogan und wie sie alle heißen.

Ein Land, in dem der Präsident alle Macht an sich reißt und in dem das Militär putscht, kann kein EU-Mitglied werden. Man muss kein Europarechtler sein, um das zu verstehen.

Doch die EU-Außenminister haben es nicht einmal fertig gebracht, mit der Aussetzung der Beitrittsgespräche zu drohen. Sie erinnern an demokratische Werte, die es in der Türkei nicht mehr gibt.

Dahinter steht offenbar das „Prinzip Hoffnung“ und der Versuch, auf Zeit zu spielen. Irgendwann, so die vage Vermutung, werde Sultan Erdogan schon auf den Pfad der Tugend zurückkehren.

Wohin das führt, lässt sich bereits in UK besichtigen: Trotz des „Wishful thinking“ de EUropäer sind nun die Brexiteers an der Macht; sie haben das Gesetz des Handelns übernommen.

Doch in Brüssel wartet man immer noch – nun auf den EU-Austrittsantrag von Mrs. May. Es erinnert wirklich an das Warten auf Godot…