Von echten Monarchisten und falschen Demokraten

An ihrem Jubeltag war die EU nicht willkommen

Alle Welt spricht von der royalen Hochzeit zwischen Prinz William und Kate Middleton in London – nur die EU nicht: Das Großereignis ist der EU-Kommission heute keine einzige Zeile wert – was vielleicht auch daran liegt, dass weder Behördenchef Barroso noch die Außenbeauftragte Ashton – immerhin eine britische Baroness – nach London eingeladen waren. Thema Nummer eins in der Brüsseler Behörde war heute die traditionelle Pflanzenheilkunde…

Immerhin können sich Barroso & Co. damit trösten, dass auch US-Präsident Obama und Frankreichs Staatschef Sarkozy auf der offiziellen Gästeliste der Windsor‘s fehlen. Die Queen hat zwar 40 Staatschefs zur „Hochzeit des Jahres“ nach London geladen, doch die meisten gehören entweder dem Commonwealth an oder sind selbst Royals. Die übrigen 1900 Gäste sind meist Promis und Sternchen – also gewiß nicht Barrosos Kragenweite.

Aber genau hier liegt auch ein Problem. Barroso & Co. haben es in 50 Jahren europäischer Einigung nicht geschafft, auch nur den Status von B-Promis zu erlangen. Das muss ja auch nicht sein, kann man entgegnen. Nachdenklich stimmt aber schon, dass die EU-Politiker auch dem Wählervolk kaum bekannt sind. Die EU ist glücklicherweise keine Monarchie, aber auch keine Republik – selbst von demokratischen Mindeststandards ist sie meilenweit entfernt.

So musste sich Barroso nie einer direkten Wahl stellen, um zum Kommissionschef aufzusteigen. Er kam nur nach Brüssel, weil Merkel und der frühere britische Premier Blair andere (bessere) Kandidaten verhindern wollten. Auch seine zweite Amtszeit wurde in den Hauptstädten ausgeklüngelt. Obwohl das Europaparlament Barroso gerne losgeworden wäre, bestätigten die Abgeordneten den Portugiesen ein zweites Mal. Die Wähler hatten dabei natürlich nichts zu melden…

Noch trauriger lief die “Wahl” von Frau Ashton. Weil Barroso dem konservativen Lager angehört, musste die Außenbeauftragte eine Sozialdemokratin sein, wie schon ihr Amtsvorgänger Solana. Und weil die Kommission zu wenig Frauen hat, wurde händeringend eine Lady gesucht. So kam es, dass eine außenpolitisch völlig unerfahrene Quotenfrau nominiert wurde – die offenbar nicht einmal in ihrer Heimat über Rückhalt verfügt, jedenfalls nicht bei den Windsor’s.

 

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