TTIP-Zahlen waren falsch
Rund 500 Euro im Jahr sollte eine Durchschnittsfamilie zusätzlich einnehmen – dank des Freihandels mit den USA (TTIP). So die Schätzung der EU-Kommission. Nun wurde sie gelöscht.
Denn der Gewinn durch den Freihandel wäre nur ein einziges Mal angefallen, und nicht jedes Jahr. So hatte es das Londoner CEPS errechnet, Brüssel hatte es falsch zitiert.
Den “Löschtagen” bei der Kommission fielen nun auch einige “Fragen und Antworten” zum Opfer, die Unbedarfte vom Nutzen des Freihandels überzeugen sollten.
Dass die Angaben nicht stimmen, hatte zuerst “Foodwatch” moniert. Zitat von Lena Blanken, Volkswirtin bei der NGO:
“Wo die Kommission eben noch mit Milliarden-Profiten und mehr Geld für TTIP die Werbetrommel rührte, ist jetzt vor allem Schweigen.”
Tja, so kann’s gehen. Und das nur wenige Tage, nachdem Handelskommissarin Malmström einräumen musste, dass TTIP in diesem Jahr nicht mehr fertig wird… – Mehr hier
Nemschak
1. April 2015 @ 12:20
Ansagen wie die 500 Euro für jede Familie haben bloß populistischen Wert. Solche Sprüche kennen wir von diversen Steuerreformen.
Claus
1. April 2015 @ 09:33
Mit bleibt absolut unklar, wieso das TTIP-Abkommen, mit der nach Aussagen der EU-Kommission jede Durchschnittsfamilie EUR 500 , einnehmen soll, weiterhin unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wird. Wer sitzt seitens der USA und der EU am Verhandlungstisch, welche Organisationen / Unternehmen / Lobbyverbände / Berater sind vertreten, auf wessen Payroll stehen die Leute, wer bezahlt ihre Spesen? Wer bringt welche Positionen ein, wer erhebt Einspruch dagegen? Das würde mich schon interessieren!
Da steht so ziemlich alles im Widerspruch zu den Verhaltensmustern von Politikeren: Wenn es da wirklich einen Nutzen für den Normalbürger (Wähler!) gäbe, würde die Politik längst mit TTIP und allen Details dazu durch die Talkshows tingeln. Das tun sie aber nicht.
PS: Gibt es schon eine Stelle bei der EU, der ich meine Bankverbindung mitteilen kann zwecks Überweisung der EUR 500,-, nun leider nicht jährlich, sonder nur einmal?
Nemschak
1. April 2015 @ 08:54
Ob 100 oder 500 Euro unmittelbarer Vorteil pro Familie ist langfristig nicht relevant. Für hochentwickelte Industrie- und Dienstleistungsnationen ist Freihandel von Vorteil. England im 19.Jhdt. ist ein schlagendes Beispiel dafür. Europa muss im Wettbewerb mit den anderen Weltmächten an der vordersten Front der Innovation und des technologischen Fortschritts mithalten. Protektionismus dient vielleicht der kurzfristigen Bequemlichkeit einzelner Gruppen, würde aber dazu führen, dass Europa langfristig auf die Position eines Entwicklungslandes zurückgedrängt wird. Europa ist gut beraten, nicht den Kopf vor dem Wind der Globalisierung einzuziehen sondern seine Herausforderungen anzunehmen.