TTIP als Jobkiller
Kanzlerin Merkel und EU-Kommissarin Malmström preisen das umstrittene Freihandelsabkommen mit den USA als Jobmaschine. Doch nun kommen US-Forscher zu einem ganz anderen Ergebnis. TTIP könnte sogar die Krise verschärfen.
Allein in Deutschland könnten nach der geplanten Liberalisierung 124.000 Jobs verloren gehen. Zu diesem Ergebnis kommen US-Forscher der renommierten Tufts-Universität in Boston (Massachusetts).
Die Studie widerspricht diametral den optimistischen Annahmen der EU-Kommission. Sie legte sogar eine Studie vor, die die TTIP-Zukunft rosarot malte.
Nach vollständiger Umsetzung werde die Wirtschaft um 0,5 Prozent des BIP schneller wachsen; eine EU-Durchschnittsfamilie soll nach Wegfall aller Handelsschranken 545 Euro zusätzlich verdienen.
Dem widersprechen nun die Forscher aus Boston…
Weiterlesen auf Members only. Dort gibt es auch den Link zur Studie. Password noch kostenlos auf Anfrage per Mail
winston
15. November 2014 @ 19:20
Hier das ganze Paper von Jeronim Capaldo.
http://ase.tufts.edu/gdae/Pubs/wp/14-03CapaldoTTIP.pdf
Peter Nemschak
14. November 2014 @ 13:19
@ebo Sozialwissenschaften sind interessengeleitet. Kaum ein Thema ruft nicht Widerspruch in der akademischen Welt hervor.
Peter Nemschak
14. November 2014 @ 12:37
Das Thema Freihandel war in den letzten 200 Jahren stets Gegenstand kontroversieller und interessengleiteter Debatten, manchmal auch begleitet von gewaltsamen Ausschreitungen. Daher verwundert der Widerspruch gegen das TTIP nicht. Klar hat Freihandel unterschiedliche Auswirkungen auf Länder und soziale Gruppen. Erleichterter Freihandel verstärkt den Wettbewerb und wirkt kurzfristig arbeitsplatzvernichtend bei strukturschwache Branchen und Unternehmen, denen über kurz oder lang strukturelle Anpassungen, sprich Arbeitsverluste, ohnehin nicht erspart bleiben. Mittelfristig profitieren wettbewerbsfähige Unternehmen, nicht nur Konzerne sondern auch der Mittelstand, von den erweiterten Möglichkeiten. Argumente gegen den Freihandel kamen traditionell nicht nur von sozialen Gruppen, die sich vom Freihandel benachteiligt fühlten, sondern auch aus der Entwicklungspolitik, die Ländern, die sich zu industrialisieren beginnen, einen temporären Schutz ihrer jungen Industrien empfiehlt. Japan und Korea waren im späten 20.Jhdt. typische Beispiele dafür. Allerdings würden entwickelte Länder an Innovationskraft verlieren, wären sie nicht dem Druck, aber auch den Chancen des Wettbewerbs unterworfen. Die Vor- und Nachteile des TTIP müssen daher aus gesamtwirtschaftlicher Sicht beurteilt werden, wobei die Vorteile für hochentwickelte und stark außenhandelsverflochtene Volkswirtschaften überwiegen.
Tim
14. November 2014 @ 13:00
@ Peter Nemschak
Ich glaube, es sind wie stets kulturelle Ängste und ideologische Aspekte, die bei dieser Diskussion überwiegen. Niemand käme z.B. auf die Idee, Mecklenburg-Vorpommern innerhalb Deutschlands durch Handelsschranken „schützen“ zu wollen. Jeder würde sofort erkennen, daß das natülrich gar kein Schutz ist.
Sogar beim Freihandel innerhalb der EG/EU gab es lange Zeit Vorbehalte, daß bestimmte Branchen unter den Handelseffekten leiden würden, was ja auch durchaus der Fall war und ist. Sie haben die wesentlichen Effekte oben genannt.
Letztlich bedeutet Freihandel, Handelspartner nicht nach Herkunft zu diskriminieren. Genau damit tun sich viele Leute aus kulturell-ideologischen Gründen schwer.
ebo
14. November 2014 @ 13:08
Die Studie kommt aus den USA, von einer hoch angesehenen privaten Universität. Wieso Du von „kulturell-ideologischen Gründen“ sprichst, ist mir schleierhaft.
Tim
14. November 2014 @ 15:53
@ ebo
Ganz einfach: Weil die vielen Leute, die gegen TTIP & Co. demonstrieren, nicht identisch mit den Autoren dieser Studie sind.