Stiglitz: Die Eurozone ist das Problem
Nicht der Euro, sondern die Eurozone und ihre Regeln und Strukturen sind das Problem. Das sagte Nobelpreisträger Stiglitz bei einer Tagung in Brüssel – und forderte umstrittene Reformen.
Die Euroländer hätten wegen der falschen Politik schon ein Jahrzehnt verloren, warnte Stiglitz. Wenn sich nicht bald etwas ändere, drohe ein verlorenes Vierteljahrhundert.
Konkret fordert der Amerikaner die Vergemeinschaftung von Schulden, eine echte Bankenunion und eine gemeinsame, wachstumsorientierte Fiskalpolitik. Das „race to the bottom“ müsse aufhören.
Die vor allem von Deutschland vorangetriebenen „Strukturreformen“ auf nationaler Ebene hingegen seien kontraproduktiv. Über kurz oder lang würden sie die Eurozone sprengen.
Denn sie führen nicht zu mehr Konvergenz, sondern zu mehr Divergenz, so der Starökonom. Im Klartext: Deutschland wird reicher, Griechenland ärmer. Bis es knallt… – Mehr zu Stiglitz hier
Johannes
16. April 2016 @ 17:16
Stiglitz spricht nicht von Volksabstimmungen. Stiglitz und seine Anhänger wollen die totale Schuldenunion, die nach geltenem Recht illegal wäre, ohne demokratische Befragung der Bürger durchführen.
Anschließend sprechen sie dann in ihren Sonntagsreden davon, wie wichtig doch Demokratie sei *hahahaha
Von Zwang ist die Rede, nicht von Demokratie!
Hella-Maria Schier
14. April 2016 @ 22:59
Nun, wie soll denn Griechenland seine strukturellen Probleme beheben? Wo kann es denn überhaupt noch sparen? Dieser Sparkurs führt nirgendwo hin, außer zu immer mehr Elend.Dieses Elend, dass dem der Flüchtlinge teilweise nicht nachsteht, ist allerdings kein Thema in unseren Medien. Während man beim Flüchtlingsthema höllisch aufpassen muss, dass einem kein einziges zweifelndes Wörtchen entschlüpft, nennt kein Mensch einen Pegida-affin und AFD-freundlich, wenn man sich über „faule Südländer“ mokiert oder ist mir das entgangen? Dabei ist das so rassistisch, wie etwas nur sein kann und die Anmaßung Deutschlands, als tugendhaftes Vorbild Europa anführen zu wollen, erinnert an das deutsche Wesen, an dem angeblich die Welt genesen soll. Dabei würde es nicht mal funktionieren, wenn alle EU-Länder Deutschland nachmachten und um die Wette exportierten. Ja, warum hört man hier aber keine Nazi-Schmähungen, wie so oft beim Flüchtlingsthema? Weil die nur dann so gehäuft kommen, wenn es gegen Angela Merkels Politik geht und sie öffnete für die Flüchtlinge die Arme, zeigte aber der griechischen Bevölkerung den Mittelfinger.Das ist schon sehr auffällig. In Wirklichkeit geht es nirgendwo Humanität, nur um jeweils bestimmte Interessen.
– Spanien hat praktisch kein Sozialsystem, dies zu Herr Nemschak, aber nicht die Südeuropäer sind schuld, wenn es Deutschen nach und nach immer schlechter geht. Deutschland lebt unter seinen Verhältnissen – nur die Super-Reichen werden immer reicher, wir anderen dürfen uns mit niedrigen Löhnen, schlechten Straßen und Schulen abfinden, jährlich zu tausenden in keiminfizierten Krankenhäusern sterben und in immer. größerer Zahl in die Armut abrutschen – aber etwas dagegen zu haben, am Ende gar die Vermögenden zur Kasse zu bitten, das wäre ja links.
Viele Dinge wären möglich, auch bei uns, wenn überall eine Vermögens- und Erbschaftssteuer eingeführt würde. Den durchschnittlichen Mittelstandsbürger beträfe das sowieso nicht. Diese Riesenvermögen sind nicht erarbeitet und werden nicht durch Leistung verdient, sie vermehren sich ganz von alleine und konzentrieren sich immer mehr. Das führt weltweit zu Schieflagen und Krisen aller Art.
Unsere eigene Bevölkerung ist unserer Regierung aber egal, sie macht nur Politik für ein bestimmtes sehr mächtiges Klientel. Und es geht nicht darum, ob diese Feststellung links oder rechts ist, es geht darum, ob sie stimmt.
– Die meisten Ökonomen weltweit kritisieren die bornierte Austeritäts-Fixiertheit. Brüssel behauptet nach außen, Griechenland weigere sich seine Reichen zu besteuern – und unterminiert hintenherum alle derartigen Versuche. Geht es nicht nur um den billigen Ausverkauf des Landes an internationale Firmen? Aber, ach ja, wenn man Firmen und Banken kritisiert ist das ja „links“ und wir haben doch schon als kleine Kinder gelernt, dass Linke und Russen böse sind, links darf man nicht sein, aber auch nicht ein bisschen. Wo kämen wir denn hin, wenn nicht jeder von der großen Freiheit träumen könnte, Milliardär zu werden, schließlich ist das ja die größtmöglichste Erfüllung eines Menschenlebens.
Peter Nemschak
15. April 2016 @ 09:25
So eine einseitige Sicht wie die ihre disqualifiziert sich selbst. Den Deutschen geht es heute so gut wie nie zuvor; vielleicht nicht allen, aber der Mehrheit der Bürger. Daran hat sich gegenüber früher nichts geändert. Der politische Rand, der alles und jedes schlecht macht, stellt, das werden sie zugeben müssen, eine Minderheit dar. Die relativ zum Norden in Südeuropa bestehende Armut hat historische, politische und mentalitätsmäßige Ursachen, die lange vor der Einführung des Euro ihre Wurzeln haben und mit der von Ihnen beklagten „neoliberalen Wende“ nicht zusammenhängen. Vergleichen Sie einmal die Entwicklung zwischen Nord- und Südeuropa in den 1950-iger bis in die 1970-iger Jahre. Insgesamt hat der technische Fortschritt und die durch ihn beschleunigte Globalisierung der Wirtschaft (Verbilligung der Transportkosten, Digitalisierung und Automatisierung) wenig qualifizierte Arbeitsplätze verschwinden lassen oder in die Niedriglohnländer Asiens verdrängt. Jammern hilft nicht, bessere und überzeugendere Alternativen entwickeln !
Peter Nemschak
14. April 2016 @ 16:12
@ebo die europäische Linke beruft sich auf ihn. Die Professoren Sinn und Feld, wahrlich keine kleinen ökonomischen Kaliber, sind anderer Meinung. Ob andere Länder folgen, wird man sehen. Ein Austritt aus der Eurozone führt nicht dazu, dass ein Land deshalb reicher wird. Dies ist eine Illusion. Griechenland war schon zwischen 1974, dem Ende der Militärdiktatur, und der Einführung des Euro wirtschaftlich ein Nachzügler gegenüber vergleichbar großen Ländern in Mittel- und Nordeuropa. Auch Spanien hat es nach Franco bis heute nicht zu einer wirklichen Konsensdemokratie zwischen Postfrancisten und Republikanern geschafft. Seit Monaten hat das Land keine arbeitsfähige Regierung. Neuwahlen stehen ins Haus.Der unterschiedliche Wohlstand der europäischen Staaten hat gesellschaftliche und innenpolitische Gründe in diesen Staaten und kann durch die EU nicht behoben werden, eben so wenig wie das nach wie vor bestehende Nord-/Südgefälle in Italien, das die italienische Entwicklung behindert. Die EU ist kein Allheilmittel für Europa, trotzdem vorteilhaft für alle. Jedes Land muss primär selbst danach trachten seine strukturellen Probleme zu beheben. Alles andere ist politische Illusion und Bequemlichkeit.
GS
14. April 2016 @ 14:33
Nichts Neues von Stiglitz. Nur bei der Lösung hapert es weiter: Er soll mal erklären, was die Geberländer von solch einer gewaltigen Umverteilung netto haben und wie man die Deutschen (etc.) überzeugt, den spanischen (o.ä.) Sozialstaat zu finanzieren.
Peter Nemschak
14. April 2016 @ 15:35
Die Alternative zur Transferunion, die, wie Sie treffend ausführen politisch keine Mehrheit findet, wäre ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Wenn sich Griechenland, unabhängig vom Euro, strukturell nicht verändert, wird es ein wirtschaftlich zurückgebliebenes Land bleiben. Die Sinnhaftigkeit eines Euroaustritts von Griechenland hat schon der frühere Leiter des IFO-München zur Diskussion gestellt. Stiglitz, der ökonomische Fahnenträger der europäischen Linken, geht darauf nicht ein.
ebo
14. April 2016 @ 15:38
Stiglitz ist Ökonom, kein Fahnenträger. Er sagt, ein Auseinanderbrechen der Eurozone wäre besser als ein „Weiter so“. Wenn Sie Griechenland rauswerfen, werden bald weitere Länder folgen.