Sie steuern auf den Eisberg
Der gefühlt 99. Sonder-Griechenland-Gipfel hat begonnen. Nach allem, was man so hört und sieht, steuern Kanzlerin Merkel & Co. das Euro-Schiff bei bester Sicht auf den Eisberg zu.
Merkel sagt, es gebe “immer noch nicht die Grundlage” für Verhandlungen über ein neues Hilfsprogramm im Rahmen des Euro-Rettungsfonds ESM. Damit offenbart sie den Crash-Kurs.
Denn wer jetzt noch die üblichen kafkaesken Euro-Prozeduren in Gang setzt, der will keine Rettung Griechenlands mehr. Verhandlungen dauern viel zu lange, die Hürden sind zu hoch.
Nötig wäre nicht nur ein Antrag und ein Hilfsprogramm. Nötig wäre auch, den IWF auszuzahlen, die EZB zu bedienen (20. Juli), den Bundestag umzustimmen etc. pp. No way.
Wer jetzt nicht sofort eine Brückenfinanzierung für Griechenland und seine Banken beschließt, der kann sich sicher sein, dass das Land den Eisberg rammt, womöglich noch diese Woche.
Gibt es noch (große) Europäer, die das Ruder herumreißen? – Mehr zur neuen Eurokrise um Griechenland hier, zum Grexit hier
Peter Nemschak
8. Juli 2015 @ 12:25
Sinn hat recht, wenn er fordert, dass ein Ausstieg aus dem Euro und Wiedereinstieg möglich sein muss. Mit einem Zwangseuro ist niemandem gedient. Europa als große Transferunion findet derzeit keine Mehrheit bei den europäischen Wählern.
ebo
8. Juli 2015 @ 12:38
@ Nemschak Ich neige auch zunehmend dieser Ansicht zu. Angesichts der unerträglichen und alles andere als zielführenden Konditionen für neue Hilfen ist es Zeit, den Grexit vorzubereiten. Leider finden unsere EU-Politiker nicht den Mut, einen geordneten Ausstieg aus dem Euro zu organisieren, der – frei nach Sinn – auch einen Schuldenerlass beinhalten würde.
Peter Nemschak
8. Juli 2015 @ 18:08
Da bin ich voll bei Ihnen. Der größte langfristige Nachteil eines Grexit für Griechenland wäre, dass die notwendigen Reformen, die Griechenland benötigt, um ein modernes, funktionierendes Gemeinwesen zu werden, auf die lange Bank geschoben würden, weil der finanzielle Druck wegfiele. Vielleicht gelingt doch noch eine einigermaßen sozialverträgliche Lösung bis zum Wochenende.
DerDicke
8. Juli 2015 @ 06:35
Ab heute wird auf’s Blut gekämpft. Bekommen wir endlich mal wieder einen Aufstand in Europa?
http://www.zerohedge.com/news/2015-07-07/merkel-just-turned-screws-greece-there-money-deal-much-harsher-now-and-no-debt-hairc
Und dabei war alle doch nur ein Spiel, die Griechische Regierung hat doch so fest mit einem “ja” gerechnet…
http://www.zerohedge.com/news/2015-07-07/greferendum-shocker-tsipras-intended-lose-and-now-trapped-his-success
Peter Nemschak
8. Juli 2015 @ 09:39
Die Euro-Karawane wird auch ohne Griechenland weiterziehen. Die Märkte waren von den Ereignissen der letzten Tag kaum berührt. Der Börsenkrach in China wird als wichtiger für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft beurteilt als die Frage, ob Griechenland Mitglied der Eurozone bleiben wird oder nicht.
DerDicke
8. Juli 2015 @ 10:02
Da bin ich anderer Meinung. Wenn man ein Land aus dem Euro mobbt (etwas anderes wird im Moment nicht gemacht, rauswerfen darf man sie ja nicht) schafft man damit eine Präzedenzfall, der das ganze Konstrukt in Frage stellt – nichts mit Unumkehrbarkeit, nichts mit “Scheitert der Euro dann scheitert Europa”. Das könnte so manches Südland zum Nachdenken bewegen, ob man nicht den Griechen folgen will – spätestens wenn die Wahlergebnisse dies implizieren. Auch Portugal steht z.B. wesentlich schlechter da als es in den Medien dargestellt wird.
http://www.zerohedge.com/news/2015-07-07/meanwhile-success-story-portugal
urs
7. Juli 2015 @ 22:04
Der korrekte Weg. Lieber nach Osten orientieren und an die eigenständige Zukunft denken. Soll doch der Ami die Griechen durchfüttern, wenn er den geopolitischen Zwang sieht. Gibt man klein bei, fängt kurze Zeit später die Grande Nation mit dem Betteln an…