50 Jahre Knechtschaft
Keine frischen Hilfskredite, keine Entlastung bei den Schulden: Finanzminister Schäuble schafft die Doppel-Null, die Eurogruppe ist handlungsunfähig. Dafür soll Griechenland büßen – bis 2060!
Wie erwartet, sind die Euro-Finanzminister am Montag (eigentlich war es schon Dienstag früh) ohne Ergebnis auseinander gegangen.
Alle Entscheidungen wurden vertagt. Sie sollen nun beim nächsten Treffen am 15. Juni fallen – oder erst irgendwann 2018, „wenn nötig“.
Die Eurogruppe erweist sich damit wieder einmal als dysfunktionales Gremium, das Hilfe nicht organisiert, sondern verschleppt.
Auch der IWF muss sich vorwerfen lassen, dass er keine Konsequenzen aus seinen Analysen zieht. Dabei zeigen sie eindeutig, dass die Austeritätspolitik in Griechenland gescheitert ist.
Doch statt den Crash-Kurs, der Griechenland erneut in die Rezession gestürzt hat, endlich zu korrigieren, will die Eurogruppe mehr davon.
Die Verhandlungen am Montag kreisten vor allem um die Frage, wie lange Athen noch ein verschärfter Austeritätskurs aufgezwungen werden kann.
Je länger man einen Primärüberschuss (Budgetplus vor Schuldendienst) von 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung fordert, umso weniger Schulden müssen die Gläubiger den Griechen erlassen – so die krude Logik.
Sie wird vor allem von Schäuble vertreten: Er will Griechenland einen Überschuss bis 2060 (!) vorschreiben – das wären 50 Jahre Knechtschaft für einen Schuldenberg, der vor Eingreifen der Eurogruppe niedriger war als heute…
Siehe auch „Schäubles Schuld“
Winston
24. Mai 2017 @ 11:05
Varoufakis hat doch auf ganzer Linie versagt. Varoufakis ist ein Bluffer sonst nix.
Mit nix in der Hand, ausser seiner Spiel Theorie ging er an den Verhandlungstisch mit den Institutionen. Weiss nicht, entweder ist Varoufakis saudumm oder im höchstem masse naiv. Varoufakis hat die Situation Griechenlands massiv verschlechtert und Griechenland wurde eine noch härtere Austerität aufgebrummt als vor den Verhandlungen.
Hier stellt sich die Frage, für wen Arbeitet Varoufakis, für Griechenland definiv nicht. Syriza schadet Griechenland mehr als alle anderen Regierungen vor ihnen.
Ein Ausgleichmechanismus wie Bretton Woods in der Euro-Zone zu implementieren halte ich für reine Utopie.Und immer dran denken, Bretton Woods ist gescheitert, trotz Ausgleichmechanismus.
Bleibe dabei, will man den Institutionen oder der EU – Kommission verhandeln braucht man einen fertig ausgearbeiteten Plan B bzw. ein Exit-Plan. Die Zentralbank spielt dabei eine strategisch wichtige Rolle.
Die EZB kann jederzeit den Geldhahn zudrehen, dann ist schicht im Karton, es sei den man hat eine souveräne Zentralbank die einspringen kann, falls die EZB den Geldhahn zudreht, wie in Griechenland passiert.
Ein Europäer
23. Mai 2017 @ 22:08
Tja the Adults in the Room haben nichts gelernt. Ich empfehle euch auf alle Fälle das neue Buch von Yanis Varoufakis zu lesen: My Battle With Europe’s Deep Establishment
Die deutsche Ausgabe kommt im September unter dem Titel : Die ganze Geschichte: Meine Auseinandersetzung mit Europas Establishment.
Ich habe das Buch schon bei amazon vorbestellt.
Ein Europäer
23. Mai 2017 @ 22:04
Tja, the Adults in the Room haben nichts gelernt. Ich empfehle euch auf alle Fälle das neue Buch von Yanis Varoufakis zu lesen : My Battle With Europe’s Deep Establishment
Die deutsche Ausgabe kommt erst im September unter dem Titel : Die ganze Geschichte: Meine Auseinandersetzung mit Europas Establishment.
https://www.amazon.de/gp/product/3956142020/ref=oh_aui_detailpage_o01_s00?ie=UTF8&psc=1
Sny030
23. Mai 2017 @ 18:56
Ja, das ist ein Jammer mit den selbst verursachten Schulden… immer muss man selbst für sie geradestehen, nie tun es die anderen 🙁
Alexander
23. Mai 2017 @ 18:59
Erzählen Sie das den griechischen Kindern, die von ihren Eltern in ein Heim gegeben werden, weil das Geld für Essen fehlt! Aber vermutlich ist Stammtisch-Brüdern wie Ihnen auch das egal?
Winston
23. Mai 2017 @ 21:55
Natürlich tun es die anderen, Z.B bei den NPLs (Non performing Loans) deutscher Banken in Länder wie Griechenland, Spanien, Portugal und Irland. Die liegen nun alle beim ESM bzw. dem Europäischen Steuerzahler.
Alexander
23. Mai 2017 @ 15:50
„Schäuble scheint somit ein im Sparwahn verfangenes Auslaufmodell zu sein, das nach der Wahl – unabhängig von deren Ausgang – entsorgt werden dürfte.“
https://www.heise.de/tp/features/Gabriel-fuer-Kehrtwende-beim-Fetisch-Sparpolitik-gegenueber-Griechenland-3722851.html
Diesen Optimismus teile ich nicht! Es sei denn, die Natur würde *endlich* ein Einsehen zeigen …
Winston
23. Mai 2017 @ 15:07
Frage mich wieso man die Griechen so hart dran nimmt und die Spanier nicht.
Spanien verfehlt die 3% Defizit Grenze und das z.T. massiv seit mittlerweile 9 Jahren und keiner muckt auf.
http://de.tradingeconomics.com/spain/government-budget
Womöglich ein Grund wieso Spanien so stark wächst.
http://de.tradingeconomics.com/spain/gdp-growth-annual
Dixie Chique
23. Mai 2017 @ 10:19
Vielleicht wären einige Warnmanöver blau-weißer F-16 über Berlin nicht die schlechteste Idee..
hintermbusch
23. Mai 2017 @ 10:50
Ein Anschlag gegen die Vertreter der „Institutionen“ in Athen ist leichter zu bewerkstelligen. Das Endspiel dieses Kampfes wird kaum mit wirtschafts- und währungspolitischen Methoden ausgefochten werden. Das sollte man wissen, damit man sich dann nicht überrascht zeigen muss.
Peter Nemschak
23. Mai 2017 @ 12:29
Nur keine Übertreibungen. Um den 15.6., jedenfalls rechtzeitig, wird es eine Einigung geben, 2018 wird Griechenland gegen Schuldenerlass die Eurozone verlassen. Was spricht gegen diese wirtschaftlich Logik außer wirtschaftspolitische Unvernunft? Die Diskussion um den Verbleib Griechenlands in der Eurozone läuft bereits so lange, dass sie die Märkte nicht übertrieben aufregen wird. Möglicherweise wird die EZB vorübergehend Italien stützen müssen.
Dixie Chique
23. Mai 2017 @ 13:11
Die Vertreter der „Institutionen“ kann man auch einfach auf Nimmerwiedersehn ins Flugzeug setzen, kein Grund für Schlimmeres! Gerne noch ne Bud Spencersche Backpfeife mit auf den Weg und gut is. Rafael Correa hatte ja schon mal vorgemacht, wie sowas geht.
Was das „Endspiel“ betrifft, verbleiben Athen noch ein paar Trümpfe im Ärmel, wirtschaftlicher, juristischer, vor allem aber moralisch-kultureller Natur. Die können, wenn der Diskurswind sich denn mal dreht, sehr wirkmächtig sein. Zumal ja auch noch einige Reparationsmilliarden offen sind. Die Schatten, an deren Fäden der berühmte Rollstuhl hängt, haben mehr als genug illegitimen Zaster, und Scham ist für Schäubles „Kurs“ jetzt schon angebracht.
hintermbusch
25. Mai 2017 @ 19:18
Man kann sie auch ins Flugzeug setzen – wenn man sich einig ist.
Wenn man sich uneinig ist, passiert sowas:
https://www.welt.de/politik/ausland/article164943978/Lucas-Papademos-bei-Anschlag-mit-Briefbombe-in-Athen-verletzt.html
Peter Nemschak
23. Mai 2017 @ 08:29
Irgendwann wird Griechenland verstehen, dass es keinen Platz im EURO hat und von sich aus aktiv werden. Man fragt sich, welche von den Gläubigern erwarteten Maßnahmen Griechenland bisher nicht umgesetzt hat. Der Fokus auf den Primärüberschuss ist zu eng. Es gilt die Frage zu beantworten, ob Griechenland nachhaltig – ewig ist der Primärüberschuss nicht durchzuhalten – ohne Transferleistungen der übrigen Mitglieder in der Eurozone zu halten sein wird. Diese Frage wurde bisher zu wenig untersucht bzw. in den Medien berichtet. Ob sich strukturell in der griechischen Wirtschaft seit Ausbruch der Krise etwas zum Besseren gewendet hat, fehlt in der Berichterstattung.
ebo
23. Mai 2017 @ 09:22
Schäuble fordert nun, den Primärüberschuss bis 2060 bei mindestens 2% zu halten. Bis 2060! Hätte man Nazi-Deutschland solche Konditionen auferlegt, so hätte Berlin noch nach dem Mauerfall noch unter Finanzaufsicht gestanden…