Schäuble gegen Merkel

Finanzminister Schäuble glaubt nicht mehr an eine Einigung mit Griechenland – und hat auch keine Angst vor dem „Grexit“. Damit geht der CDU-Mann auf Konfrontationskurs mit Athen – und mit Kanzlerin Merkel.

Good cop, bad cop: Bisher schien es so, als spielten Merkel und Schäuble ein Spiel mit verteilten Rollen. Schäuble gab den bösen Neinsager, Merkel die treusorgende Mutti.

Nur in einem waren sich beide bisher einig: Griechenland müsse im Euro gehalten werden, Deutschland wolle nicht Schuld an einem Rausschmiss aus dem Euro sein.

Doch damit ist nun vorbei. Schäuble hat in New York offenbar bewusst die rote Linie überschritten, die Obstruktion von Aggression trennt. Hart wie nie rechnete er mit Premier Tsipras ab.

Damit wird der Alptraum aller EU-Vermittler in Brüssel wahr: Schäuble stellt sich offen gegen Merkel, die noch beim Tsipras-Besuch in Berlin für eine gütliche Einigung geworben hatte.

Keine klare Linie im deutschen Europa

Abgezeichnet hat sich das schon länger. In Berlin kursieren seit Wochen Gerüchte, dass das Tuch zwischen Merkel und Schäuble zerrissen sei und das Kanzleramt das BMF argwöhnisch überwache.

Mittlerweile machen diese Sorgen auch in Brüssel die Runde. Nicht nur in Athen sei es fast unmöglich, einen vernünftigen Ansprechpartner zu finden, heißt es in Kommission und Eurogruppe.

Auch in Berlin, der Hauptstadt des deutschen Europa, gebe es keine klare, berechenbare Linie mehr. Auch deshalb sei eine Einigung im Schuldenstreit fast unmöglich geworden…