Merkels „Schlüsselpartner“ plant Krieg
Im Syrien-Krieg droht eine neue, brandgefährliche Eskalation. Saudi-Arabien schickt Kampfjets und Truppen in die Türkei, um eine Bodenoffensive in Syrien vorzubereiten, meldet der „Independent“.
Der türkische Außenminister bestätigte die Vorbereitungen. „Wenn es eine Strategie (gegen den Islamischen Staat) gibt, könnten die Türkei und Saudi-Arabien einen Einsatz am Boden starten“, sagte Cavusoglu.
Damit durchkreuzen die Türkei und Saudi-Arabien nicht nur die westlichen Pläne für eine Waffenruhe. Sie fordern auch Russland und Iran heraus, die in Syrien ganz andere Ziele verfolgen und Assad stützen.
Die Türkei, der „Schlüsselpartner“ von Kanzlerin Merkel in der Flüchtlingskrise, weist sich in diesem Konflikt als besonders unberechenbarer und gefährlicher Player.
Wenn Merkels neuer bester Freund Erdogan in den Krieg zieht, dürfte bald eine neue Flüchtlingsrolle gen EUropa rollen… – Mehr zur Eskalation im Syrienkrieg hier
P.S. Kaum war dieser Beitrag online, begann die Türkei, kurdische Milizen in Nordsyrien anzugreifen. Dabei werden die Kurden von den USA unterstützt- und von Deutschland auch (jedenfalls im Irak)…
Peter Nemschak
15. Februar 2016 @ 13:58
@ GS Die Rolle Erdogans ist zwiespältig, auf der einen Seite nützlich, aber politisch und finanziell für die EU teuer, ein unverlässlicher Partner in jedem Fall. Seine Interessen überlappen sich nur teilweise mit denen der EU. Sowohl für die EU wie die Türkei ist Russland Gegner im Spiel der Mächte, für die Türkei (traditionell) im Mittleren Osten, für die EU in Europa, wo Putin die EU zerstören will, um Separatfrieden mit einzelnen Mitgliedern schließen zu können. Erdogan hat gehofft, dass Assad fallen würde, hat sich dabei aber verrechnet. Die Türkei kämpft in der Region gemeinsam mit Saudiarabien gegen den Iran und seinen Verbündeten Russland um die regionale Hegemonie. Die EU ist durch den Flüchtlingsstrom Leidtragende dieses Kampfes und hat mangels politischen Konsens wenig Alternativen.
kaush
14. Februar 2016 @ 14:28
Diese Aussagen sollte man sich genauer ansehen:
„Es gibt an diesem Wochenende wohl niemanden im Konferenzsaal des Bayerischen Hofes, der nicht weiß, dass die Nato-Staaten über Atomwaffen verfügen. Es wäre unnötig, die knappe Zeit am Rednerpult darauf zu verwenden, diesen Umstand hervorzuheben, wollte man damit nicht eine Botschaft verbinden. Jens Stoltenberg, Generalsekretär der Nato, tut es.
Sein Bündnis werde die Kapazitäten für Verteidigung und Abschreckung weiter ausbauen, sagt er. Es geht in erster Linie um die Verlegung von Truppen und Gerät in die östlichen Nato-Staaten und um verstärkte Übungen. Doch Stoltenberg sagt auch: „Unsere Abschreckung hat auch eine nukleare Komponente.“
Der Ton für einen Tag voller konfliktreicher Debatten auf der Münchner Sicherheitskonferenz war damit vorgegeben. Eigentlich soll es auf Konferenzen wie diesen um Dialog gehen. Stoltenberg deutete auch an, man arbeite an einem Treffen des Nato-Russland-Rates. Doch der russische Premierminister Dimitri Medwedew ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, scharf auf Stoltenberg zu antworten.
Russland werde vom Westen zur größten Bedrohung erklärt, so Medwedew. Auf Stoltenbergs Äußerung antwortete er: „Es werden erschreckende Szenarien gezeichnet, in denen die Russen einen Atomkrieg anfangen.“ Manchmal frage er sich, ob wir im Jahr 2016 oder im Jahr 1962 leben. Die Sicherheit der vergangenen Jahrzehnte sei „auf den Ruinen des Zweiten Weltkriegs“ gebaut gewesen, so Medwedew. Klare Prinzipien hätten es damals ermöglicht, ideologische Unterschiede zu überbrücken. „Brauchen wir einen dritten Weltschock, um zu verstehen, dass wir die Zusammenarbeit brauchen und nicht die Konfrontation?“…“
http://www.n-tv.de/politik/Russland-warnt-vor-drittem-Weltschock-article16992276.html
Unter diesen Rahmenbedingungen, diesem trommeln für Krieg seitens der Transatlantiker, stelle ich mir die Frage, ob die Türkei und die Saudis jetzt tatsächlich nur auf eigene Rechnung handeln?
Peter Nemschak
14. Februar 2016 @ 16:18
Nehmen Sie nicht das russische Ablenkungsmanöver für bare Münze.
kaush
14. Februar 2016 @ 14:05
Der Friedensnobelpreisträger von 2009 Obama und der von 2012, die EU, taumeln wie die Schlafwandler weiter Richtung 3. Weltkrieg.
Beim 1. Weltkrieg war der Balkan der Ausgangspunkt, dieses mal ist es der von den USA völlig destabilisierte nahe Osten und Teile Nordafrikas.
GS
14. Februar 2016 @ 00:00
Jetzt haben die Türken schon mal bei Aleppo die Kurden bombardiert. Spielen die jetzt alle völlig verrückt? Wann zeigen mal ein paar Leute in der Bundesregierung Rückgrat und machen Merkel klar, dass der Autokrat in Ankara zusammen mit den saudischen Scheichs einer der schlimmsten Gestalten der Weltpolitik ist?
Peter Nemschak
14. Februar 2016 @ 09:02
Das mag schon so sein. Nur sind die Türken und Saudis derzeit nützlicher und weniger gefährlich für Europa als Putin, der die EU zerstören will. Die Feinde meines Feindes sind meine Freunde. Realpolitik muss sich nach der Decke strecken. In Syrien haben Sie die Wahl zwischen Pest und Cholera.
DerDicke
14. Februar 2016 @ 11:35
Sobald Türken oder Saudis gegen Assads Triuppen vorgehen gibt es eine Flugverbotszone über Syrien, diesmal von Russland durchgesetzt. Warum sind die Saudis in der Türkei stationiert? Damit sie nach dem Bombenabwurf schnell den Schwanz einziehen können da sie wissen, dass Russland nicht direkt gegen die Türkei vorgehen kann. Sollte die Türkei jedoch aktiver Kriegspartner sein, der an einem Angriffskrieg gegen Syrien unter Einsatz von Bodentruppen beteiligt ist – dann hoffe ich sehr, dass die NATO sich raushält. Und das gerade keine Bekannten dort unten Urlaub machen.
Lauter Spinner dort unten. Und nur weil Assad „weg soll“. Mehr als die Hälfte der Deutschen ist mittlerweile der Meinung Merkel soll weg. Wenn sich nun 5% Extremisten finden, die das auch mit Gewalt durchziehen würden – dürfen die Russland um Hilfe beim „Regime Change“ bitten? Dann gewaltsam demonstrieren und randalieren, während Russland darauf besteht, dass die Meinungsfreiheit unbedingt gewährleistet werden muss und man bloß keine Polizei einsetzen darf. Den Rest kennen wir dann ja…
GS
14. Februar 2016 @ 12:45
Lies den Quatsch, den Du gerade geschrieben hast, nochmal. Erdogan ist nicht nützlich, sondern eskaliert massiv und droht, einen großen Krieg zu provozieren, während er uns gleichzeitig erpresst. Das nennst Du nützlich? Da fehlen mir die Worte…
Peter Nemschak
13. Februar 2016 @ 18:01
@ebo Die NATO verbietet ihren Mitgliedern nicht eigene Kriege zu führen. Sie leben gedanklich noch in der Zeit des Kalten Krieges. Die Welt ist seither pluralistischer geworden, auch was das Kriegführen betrifft.
luciérnaga rebelde
13. Februar 2016 @ 14:36
Saddam Hussein wollte die Ölvorkommen verstaatlichen, Muhamad Khadafi hatte sie bereits verstaatlicht. Beide wurden, nach General Schwarzkopf „in die Steinzeit zurückgebombt“. Assad ist auf dem Weg dazu… Kurioserweise kommen von dorther die tausendköpfigen Drachen.
Peter Nemschak
13. Februar 2016 @ 13:42
Wie vorauszusehen war, kämpfen die Regionalmächte Türkei, Saudiarabien (sunnitisch) und ihren Verbündeten mit dem Iran (schiitisch) und seinem verbündeten Russland um die Hegemonie in der Region. Assad ist dabei für den Iran und Russland Mittel zum Zweck. Nachdem die türkische Hoffnung auf einen baldigen Sturz Assads nicht aufgegangen ist, tritt die Türkei nun selbst in die Kämpfe ein. Interimistisch könnten die Kurden Nutznießer sein, da die Türkei derzeit einen Mehrfrontenkrieg nicht gebrauchen kann. Die Friedensgespräche werden wohl wieder vertagt werden müssen. Durchaus möglich, dass sich Erdogan beim Einbremsen des Flüchtlingsstroms mehr anstrengen wird, da er das Geld der EU für seine kostspieligen regionalen Machtambitionen gut gebrauchen kann.
Reinard
13. Februar 2016 @ 13:07
Und die Türkei tritt aus der NATO aus oder wie? Das Durcheinander ist langsam nicht mehr erklärbar.
Peter Nemschak
13. Februar 2016 @ 14:42
Warum? Auch andere NATO-Länder kämpfen (friedlich nebeneinander) gegen den IS.
ebo
13. Februar 2016 @ 14:58
Wieso? Meines Wissens ist Saudi-Arabien nicht Mitglied der Nato. Und die Nato ist bisher auch nicht Teil der Anti-IS-Koalition, schon gar nicht der neuen sunnitischen Kampftruppe.