Risiko Deutschland

Im deutschen Bankensektor tauchen immer neue Risiken auf. Nicht nur die Deutsche Bank ist ein Problemfall, wie die Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung zeigen. Insgesamt 36 deutsche Geldinstitute sind so groß und/oder risikofreudig, dass sie als „systemrelevant“ gelten, meldet die „Süddeutsche“. Besonders pikant: ausgerechnet die Großbanken werden weniger kontrolliert – eine Gefahr für die Eurozone?

Es ist gerade mal ein paar Tage her, dass Deutschland einen großen „Sieg“ davongetragen hat. Rechtzeitig vor dem EU-Gipfel setzten Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble durch, dass die meisten deutschen Banken von der neuen zentralen Aufsicht bei der EZB ausgenommen werden. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken sollen wie bisher unter nationaler Kontrolle stehen.

„Hauptsache, es gefällt Deutschland“, schrieb die „Süddeutsche“ in einem ironischen Kommentar, der an meinen Blogpost „Zu deutschen Konditionen“ erinnert. Nun legt das Münchener Blatt nach und enthüllt pikante Details aus dem deutschen Finanzwesen. 36 Geldinstitute sind „unsterblich“ – und damit deutlich mehr, als die EZB unter ihre Fittiche nehmen wird. Vor allem die größeren werden, so die „SZ“, proportional wenig überwacht.

Da tut sich also eine Lücke auf, die auch das neue EU-Aufsichtssystem nicht so schnell schließen dürfte. Beruhigend ist zwar, dass Sparkassen und Genossenschaftsbanken ofenbar recht gut kontrolliert werden. Doch auch sie bergen ein systemisches Risiko, glaubt der Finanzexperte N. Véron vom Brüsseler Thinktank Bruegel. Weil die Sparkassen füreinander einstehen, seien sie eine einzige „Too big-to fail“- Bank.

Véron weist in einem Interview mit der „tageszeitung“ darauf hin, dass Deutschland in der Bankenkrise einer der größten Sünder war und ist. Das mag ziemlich gewagt klingen, wird aber durch neue Fakten untermauert. So macht der deutsche Bankenrettungsfonds Soffin auch in diesem Jahr wieder massiv Miese – bis zur 3 Mrd. Euro könnten es sein, meldet das „Handelsblatt“.

Insgesamt ist bei der innerdeutschen Bankenrettung ein „Fehlbetrag“ von 23 Mrd. Euro aufgelaufen, der von den Steuerzahlern gedeckt werden muss (Quelle: Reuters). Dagegen sind die Mindereinnahmen, die Schäuble 2013 wegen der Griechenland-Rettung veranschlagt, Peanuts. Insgesamt ist die Euro-Rettung für Deutschland überaus lukrativ – während die Stützung der eigenen Pleitebanken ein Verlustgeschäft bleibt…

Aus Brüsseler Sicht ärgerlich ist vor allem, dass die Zahlen erst jetzt durchsickern – nachdem Berlin eine Extrawurst bei der Bankenaufsicht durchgedrückt hat. Ärgerlich ist auch, dass sich Merkel und Schäuble immer als Tugendwächter aufspielen, ja sogar mit dem Finger auf andere Länder zeigen (siehe:„Risiko Frankreich“) – während zu Hause in Berlin die K… dampft…