Was passiert, wenn Schengen scheitert? (II)

(Fortsetzung von Teil 1)

Udo Bullmann, einer der führenden Wirtschaftspolitiker im Europaparlament, warnt: „Die Regierungen müssen sich jetzt entscheiden. Wenn sie weiter von den Vorteilen des europäischen Wirtschaftsraumes profitieren wollen, müssen sie zu einer gemeinsamen humanen Flüchtlingspolitik finden“, fordert der SPD-Politiker.

Doch genau das gelingt den 28 EU-Staaten nicht mehr. Griechenland ist nun fast völlig von Europa abgeschlossen, dennoch kommen weiter Flüchtlinge an.

Der griechische Premierminister Alexis Tsipras fleht um Hilfe – doch die EU schickt nur ein paar hundert Grenzschützer und einige Boote, die die Ägäis „absichern“ sollen.

Weil niemand genau weiß, was das bedeutet, und klare Anweisungen aus Brüssel ausbleiben, bleibt den EU-Helfern nichts übrig, als die Flüchtlinge zu retten und weiter nach Griechenland zu bringen.

Dies führt zu Unruhen in Athen, Tsipras verliert seine ohnehin knappe Mehrheit und stürzt. Die Faschisten von der „Goldenen Morgenröte“ frohlocken; sie dürften die nächste Wahl gewinnen.

Auch in Deutschland nimmt die Nervosität zu. „Grenzkontrollen werden die Zahl der Ankommenden nicht verringern“, hatte Cornelia Ernst (Linke) nach Merkels Kehrtwende gewarnt. Sie sollte Recht behalten, nun kommen die Menschen über die grüne Grenze und über Umwege nach Deutschland.

Als die Lage unerträglich wird, fordert Merkel einen Sonder-EU-Gipfel in Brüssel. Auch der türkische Staatschef Recep Erdogan soll teilnehmen – Merkel will ihn drängen, endlich sein Versprechen wahr zu machen und den Seeweg nach Griechenland zu schließen. Doch Erdogan schlägt die Einladung aus.

Die EU müsse erst die versprochenen drei Milliarden Euro zahlen, erinnert er die Kanzlerin an ihr Versprechen, die Türkei für ihre Hilfe zu belohnen.

Italien hatte die Zahlung blockiert, nun gerät auch Premierminister Matteo Renzi unter Druck. Zwei Wochen nach der Entscheidung, die Grenzen dicht zu machen, steht die EU vor einem Scherbenhaufen.