Nur ein „Fait divers“?

Es wurde beiläufig gemeldet, wie ein „Fait divers“. Dabei ist der tragische Tod eines jungen Migranten in Brüssel bezeichnend für die anhaltende Misere der Flüchtlinge in Europa – und in der Hauptstadt der EU.

„Der junge Migrant, der von einem Bus überfahren wurde, kommt offenbar aus Sudan“: So überschreibt „Le Soir“ die Meldung, die ein Schlaglicht auf die Lage der Flüchtlinge wirft.

Der junge Mann hatte versucht, sich am Heck eines Busses zu verstecken, der von Brüssel nach Calais fährt. Als der Bus ein Wendemanöver vollzog, fiel er zu Boden und wurde vom Bus überrollt.

Die Polizei konnte nur noch den Tod feststellen. Der Busfahrer hatte nichts bemerkt.

Und was hat die Politik bemerkt? Wird diese Meldung die EU-Kommission aufschrecken, die von der Misere der Flüchtlinge in Brüssel – also vor ihrer Haustür – bisher noch nichts wissen wollte?

Und was ist mit Frankreich und Großbritannien? Obwohl der „Dschungel“ – das Flüchtlingslager in Calais – geräumt wurde, versuchen immer noch viele Migranten, von dort nach UK zu gelangen.

Doch die Öffentlichkeit nimmt davon kaum noch Notiz. Sie redet vom Brexit und vom Schlauchboot-Verbot der EU. Von den unzähligen Toten muss man schweigen, oder?