Nun ist Polen doch verloren

Noch ist Polen nicht verloren, hieß es in diesem Blog nach dem Patt im Streit um die Rechtsstaatlichkeit. Doch nun hat sich die Regierung in Warschau endgültig ins Abseits manövriert.

Sie hat den (noch) amtierenden EU-Ratspräsidenten Tusk – einen Polen – auf offener Bühne desavouiert und einen Gegenkandidaten nominiert. Beides ist in der EU-Geschichte einmalig.

Und es schadet vor allem – Polen. Ex-Premier Tusk  steht nun ohne Rückhalt aus seinem eigenen Land da. Gegenkandidat Saryusz-Wolski, ein Europaabgeordneter, wird auf die Knochen blamiert.

Denn der Mann, der schon einmal den außenpolitischen Ausschuß leitete und neuerdings aggressive Töne gegen Russland anschlägt, hat keine Chance auf die Nominierung zum Ratspräsidenten.

Die polnische Rechtsregierung hat damit den Interessen des eigenen Landes geschadet. Sie hat sich auch aus dem Kreis der anderen EU-Länder verabschiedet, die an Tusk festhalten wollen. Ihr ist nicht mehr zu helfen.

Wie üblich trifft auch diese Peinlichkeit auch Kanzlerin Merkel. Schließlich hatte sie Tusk vor fünf Jahren aufs Schild gehoben. Und erst vor ein paar Wochen erwies sie der polnischen Regierung ihre Reverenz.

Was hat der Besuch in Warschau und der Kniefall vor Kaczyński eigentlich gebracht? Tusk sei „der deutsche Kandidat“, sagte Kaczynski zur Begründung seines Kamikaze-Manövers…