Noch ein geplatzter Traum
Geld ist kein Problem, sagt Kanzlerin Merkel. Die EU habe genug Mittel, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Von wegen, für ein neues Jugendprogramm reicht es nicht mehr.
Es war ein Lieblingsprojekt von M. Weber, dem CSU-Mann an der Spitze der konservativen Fraktion im Europaparlament. Eine kostenlose Interrail-Karte für alle Jugendlichen, das würde die EU wieder populär machen.
Doch daraus wird nichts. Die EU-Kommission spielt nicht mit. Sie kündigte an, lediglich ein begrenztes Kontingent von Reisetickets im Rahmen von Bildungsprogrammen bereitstellen zu wollen.
Geplant ist dies im Rahmen der Initiative “Move2Learn, Learn2Move”, wofür die Kommission nach eigenen Angaben 2,5 Millionen Euro zur Verfügung stellt.
Das “Interrail for all” hätte ein Vielfaches gekostet. Doch das Geld ist nicht da, und die Brüsseler Bürokraten wollen es auch nicht lockermachen. Weber ist enttäuscht.
Dabei geht es auch anders, wie das Beispiel Türkei zeigt. Auf Drängen von Merkel haben die EU-Staaten mal eben 3 Mrd. Euro lockergemacht – zusätzlich zum EU-Budget.
Die andere Möglichkeit wäre, das (von Merkel vor Jahren gekürzte) Gemeinschaftsbudget zu erhöhen, wie es Außenminister Gabriel neuerdings fordert. Aber da ist sogar CSU-Weber dagegen…
Kleopatra
29. März 2017 @ 13:12
Ich finde diese Art, zu glauben, dass junge Leute für (oder gegen) etwas sind, weil man ihnen ein “Zuckerle” hingehalten hat, entsetzlich würdelos. Es spricht Bände darüber, wie wenig der Anbieter sich selbst zutraut, aber auch, für wie dumm er den Empfänger hält. Polemisch ausgedrückt, läuft es auf die Ersetzung politischer Diskussionen durch Freibier und facebook-Partys hinaus.
bluecrystal7
29. März 2017 @ 03:07
Mir persönlich hätte so ein kostenloses Interrail-Ticket eh nichts mehr gebracht… Und für die jüngeren Europäer, die unter 18-jährigen? :O Naja, die Idee eines kostenfreien Bahntickets ist zwar nett gemeint, aber es würde deswegen ganz sicherlich nicht sofort das ohnehin schon beschädigte Ansehen dieser EU in irgendeiner Weise nach oben pushen…
Konstantin Schwarzmüller
28. März 2017 @ 21:50
Sehr traurig , dass diese Gelder für ein kostenloses Interrail nicht lockergemacht wurden.
hintermbusch
28. März 2017 @ 13:59
“Eine kostenlose Interrail-Karte für alle Jugendlichen, das würde die EU wieder populär machen.”
Wozu führt das? Dazu, dass junge Leute überwiegend akademischer Prägung glauben, die EU sei ein Füllhorn, sie dort eine Karriere suchen, und das Ganze am Schluss für eine “Idee” halten, obwohl es immer nur ihr Privileg war. Genau solche Dinge haben die EU doch zu dem Problem gemacht, das sie heute ist: einem lukrativen Spielzeug von Eliten, die auf die Völker Europas bzw. das europäische Volk herabsehen.
Wem eine einmonatige, freie Fahrt durch Europa kein selbstbesorgtes Reisebudget wert ist, der soll es halt bleiben lassen! Außerdem ist der Geltungsbereich von Interrail für ein ernsthaftes Kennenlernen der Vielfalt von Land und Leuten zu groß, die Verführung zu einem sinnlosen Rattenrennen über Nordkap und Sizilien nach Gibraltar einfach zu groß. Man muss davon abraten. Eine ausgedehnte Fahrradtour von Deutschland nach Norden, Westen, Süden oder Osten hat mehr Potenzial. Die Rückfahrt dann gerne mit der Bahn.
DerDicke
28. März 2017 @ 15:09
Vor allem – wer bezahlt dafür? Die Alten. Was haben die davon? Nichts. Also ein paar Pluspunkte bei den Jungen und noch mehr Ablehnung bei den Alten. Weniger als ein Nullsummenspiel.
bluecrystal7
29. März 2017 @ 03:03
Im Grunde genommen stimmt das, richtig. Ich sehe es ganz ähnlich.
Peter Nemschak
28. März 2017 @ 08:22
Der Unterschied zwischen Interrailticket und Türkeiabkommen: Nice to have und need to have. Hier werden wieder einmal der Polemik zuliebe Äpfel mit Birnen verglichen.