Nicht abwehrbereit
Ratspräsident Tusk hat die Politik von US-Präsident Trump zur Gefahr für die EU erklärt. Doch eine Verteidigungs-Strategie hat er nicht vorgelegt. Auch der Sondergipfel in Malta hat nicht geliefert.
Denn die EU ist nicht nur nicht reformwillig – seit Jahren schiebt sie die Vollendung der Eurozone, die Neuordnung der Finanzen und die überfällige Demokratisierung vor sich her.
Sie ist auch nicht abwehrbereit. Schon seit dem Brexit schreckt sie davor zurück, ihre Gegner auf der Insel und deren neuen Verbündete in den USA und anderswo in die Schranken zu weisen.
Nach dem Brexit-Votum hatten die drei EU-Präsidenten, darunter auch Tusk, zwar eine schnelle Antwort gefordert. Doch Kanzlerin Merkel wiegelte ab und bremste sie aus – bis heute.
Das Ergebnis dieser Politik des Aussitzens und Schönredens klingt so (Auszug aus dem offiziellen Einladungsschreiben Tusks zum EU-Sondergipfel auf Malta am 3.2.):
Den Abschluss des Vormittagsprogramms bildet das Familienfoto, das im Freien aufgenommen wird. Danach werden wir zum Mittagessen auf die andere Seite der Bucht fahren. Beim Mittagessen werden wir Gelegenheit haben, uns ungezwungen über andere internationale Herausforderungen und die internationale Lage zu unterhalten.
Das klingt nach gemütlicher Bootsfahrt, genau wie beim Sondergipfel in Bratislava, bei dem auch keine Beschlüsse gefasst wurden. Nach einer entschlossenen Antwort auf Trump klingt es nicht.
Was die EU tun könnte
Dabei wäre die leicht zu finden. Die EU-Staaten könnten, als ersten Schritt, die US-Botschafter einbestellen und auffordern, die neue Politik ihres Präsidenten zu erläutern, insbesondere den Einreisebann.
Sie könnten die Pazifikstaaten einladen, die Trump mit der Kündigung des TPP-Abkommens vor den Kopf gestoßen hat. Auch eine Einladung an muslimische Forscher und Wissenschaftler wäre denkbar.
Sie könnten, als dritten Schritt, mit der Kündigung des Datenschutzabkommens „Privacy Shield“ drohen, an dem das Silicon Valley und damit die amerikanische Zukunft hängt. Und, und, und…
Blindes Vertrauen in die USA
Klar, all das ersetzt keine außenpolitische Strategie, die die EU immer noch nicht hat. Bisher vertraut sie blind auf die „bewährte“ transatlantische Zusammenarbeit und auf die Nato.
Doch es wäre schon ein Fortschritt, einmal die Zähne zu zeigen – statt die mit Trump akut gefährdete Zusammenarbeit ohne Vorbedingungen zu bekräftigen, wie dies Merkel getan hat.
Dazu bräuchte man allerdings politischen Willen, Überlebenswillen, Kampfesmut. All das fehlt dieser EU, leider. Tusk hat zwar einen viel beachteten, wenn auch schrägen Wut-Brief geschrieben.
Doch den Worten sollen, wenn nicht alles täuscht, keine Taten folgen. Auf Malta gab es nur wieder ein Bekenntnis zur Einheit, genau wie in Bratislava. Hat sich seitdem etwas geändert? Eben…
Siehe auch: „Trumps wants global regime change“ und „Wer Trump offen kritisiert – und wer nicht“
alex
4. Februar 2017 @ 00:35
Ebo, du tappst hier gleich in 2 Fallen – in die Obama und in die Trump Falle zugleich.
a) Betreffend dem Einreisebann: diese(n) gab es in den USA in der Vergangenheit mehrfach: seit 2001 und auch unter Obama 2011, 2015 and 2016. Nur eben versteckt, unbeachtet von den Medien. Das Trump(eltier) macht nichts anderes, was nicht schon vorher stattgefunden hat, nur eben mit lautem Getöse, um von anderen Belangen abzulenken.
b) Was Trupms Vorwürfe gegenüber der deutschen Wirtschaftspolitik betrifft (Stichwort Leistungsbilanzüberschüsse) hat er Recht – ebenfalls keine neue Erkenntnis von Trumps Regierungstruppe, denn dies ist seit Jahren bekannt. Die dt. Wirtschaftspolitik zerstört die €-Zone, ist Generator von Extremismen / Nationalismen und letalen Wettbewerbsverzerrungen. Heiner Flassbeck hat in seinem Beitrag „Über Wahrheit, Lüge und dröhnendes Schweigen“ (https://www.heise.de/tp/features/Offener-Brief-Ueber-Wahrheit-Luege-und-droehnendes-Schweigen-3614004.html) einen Ausweg skizziert: und Flassbeck liegt hier richtig: eine 180° Wende müsste kommen, ein deutscher Kniefall vor der gesamten €-Zone verbunden mit dem verbindlichen Versprechen fortan (in den nächsten 10 Jahren – schneller geht es leider nicht) ausgeglichene Aussenhandelsbilanzen anzustreben. Nichts anderes kann die €-Zone mehr retten.
c) Was die Flüchtlingspolitik betrifft, müsste die EU auf Russland zugehen und die Sanktionen aufheben, die aggresiven NATO-Truppenstationierungen im Osten zurückfahren, dann über Moskau Proschenko und Erdogan auf Linie bringen, die Syrienpolitik fundamental ändern und gemeinsam Libyen stabilisieren.
Ich befürchte, es wird leider so nicht kommen.
ebo
4. Februar 2017 @ 12:07
@Alex Tja, Pech für alle Trump-Versteher, ein Bundesgericht hat gerade den Einreisebann gekippt: http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-02/usa-einreisestopp-donald-trump-seattle-urteil Außerdem ist Trump schon jetzt der unbeliebteste US-Präsident – woran liegt das nur? Bestimmt an den Fake News aus Russland?
Susanne
4. Februar 2017 @ 12:29
Oh, Herr Bonse, das hat Alex nun als Antwort auf seinen Kommentar wirklich nicht verdient.
Ich empfehle Ihnen einen Kurzurlaub. Wandern, danach vor den Kamin, ein gepflegter Wein, ein gutes Buch, ein wenig jazz, ein Saunagang und ein leckeres Essen und richtig ausschlafen.
Was ist mit Ihnen los???? So kenne ich Sie gar nicht.
alex
4. Februar 2017 @ 20:15
@ebo: Es ist nicht Pech für Putin-Versteher, sondern in den allermeisten Fällen Pech für flüchtende und ganz normale Menschen, die wegen der US-Außenpolitik in ihrer Heimat nicht minder leiden müssen. Auf das „Glücksrad der Juristerei“ (A. Dershowitz zu diesem Fall) sollte man sich nicht verlassen wollen, Trump ging in Berufung. Es gibt übrigens auch eine Gerichtsentscheidung in gleicher Sache, aber zu Gunsten Trumps (Massachusetts). Wenig Erfreuliches kommt da aus den USA – aber bei weiten das Unerfreulichste geschah unter Obama, der in der Silvesternacht 2012 ! (31.12.2011) einfach so Habeas Corpus abschaffte (NDAA – National Defense Authorisation Act), demnach jeder (Amerikaner oder Ausländer) vom US-Militär auf Verdacht hin und auf unbestimmte Zeit sowie ohne Gerichtsverfahren, Rechtsbeistand oder Berufungsmöglichkeit verhaftet und zu einen unbekannten Ort (auch ins Ausland) verschleppt werden darf. Ein Schritt zurück ins finstere Mittelalter und nebenbei auch eine Verletzung internationalen Rechts (Rom-Statuten). Wo blieb damals der Aufschrei der liberalen Linken in den USA oder ein Urteil dazu vom US-Supreme Court oder Demonstrationen dagegen in den USA oder weltweit? Für mich knüpft Trump (bedauerlicherweise) nahtlos an dem an, was bereits Obama (und Bush/Clinton) eingeleitet hatten, zahlreiche Einreisebanns inclusive. Noch eine interessante Info: der Patriot Act wurde 1995 von Joe Biden vorbereitet, viele Jahre vor 9/11. Da geht was mächtig schief in den USA, und nicht erst seit Trump. Was die EU betrifft: nach dem Brexit (die Engländer haben historisch vor dem EU-Beitritt immer gegen Kontinentaleuropa agiert – und selbiges erleben wir seit Brexit wieder, das erste Treffen Trumps mit Theresa May ist kein Zufall) und einer für Europa verheerenden deutschen Wirtschaftspolitik, ohne der Einsicht dies ändern zu müssen, wird die EU nicht überleben können.
Ironie der Geschichte: Unsere (die deutsche) Rolle in der EU ist die der von Trump (siehe GR/S/I) nicht unähnlich. Make Germany great again. Daß dabei Europa vor die Hunde geht (und wir letztendlich mit) ist in Berlin noch nicht angekommen.
Nichts für ungut,
alex
PS: wenn du Ferien brauchst – jederzeit Willkommen in meiner kleinen Finka in Istrien.
ebo
4. Februar 2017 @ 20:20
Danke für die Einladung, aber ich laufe langsam zu Höchstform auf
Oudejans
4. Februar 2017 @ 23:41
>>“um von anderen Belangen abzulenken.“
Naja, wohl auch um der eigenen Wählerschaft die Wahlversprechenserfüllung zu demonstrieren. Zuzüglich des Umstands, daß Trumpwähler sich anläßlich entsprechender Ankündigungen eher ans Gemächt greifen, während ein DNC-Präsident gleichgerichtete Maßnahmen am Abend eines Dreifachtriumphs Usain Bolts ins Vermischte mogeln würde.
Allerdings wäre ich nicht überzeugt, daß die Tatsache alleine zu einem solidariserenden Schulterschluß der US-Muslime führen würde, wohl aber ihre kontroverse, überschießende und letztlich korrekturbedürftige Umsetzung, durch die das Klischee der staatstragenden Medienhäuser perfekt erfüllt wurde.
Im Übrigen passen Sie bitte [auf sich] auf, daß Sie nicht als P-Kandidat shanghait werden – die Achse Paris-Brüssel-Amsterdam ist gerade ein wenig on edge. Im Notfall behaupten Sie, Sie hätten [Zeitpunkt] ihrer [Verwandschaftsgrad] einige Hunderttausend leistungslos zugeschustert und sich so ihrer staatsbürgerlichen Integrität planvoll entäußert. Das sollte fürs erste reichen, und dann versuchen Sie, sich nach Calais durchzuschlagen.
Winston
3. Februar 2017 @ 20:59
In Deutschland drehen sie langsam durch. So sieht der Spiegel den demokratisch gewählten US Prasident Trump.
https://twitter.com/bopanc/status/827601627423076353
ebo
3. Februar 2017 @ 21:00
Und?
Winston
3. Februar 2017 @ 15:52
In der Zwischenzeit hat das Britische Parlament mit einer beeindruckender Mehrheit für den Brexit gestimmt, 498/114, auch Labour hat für den Brexit gestimmt. Die Medien sind natürlich Stumm. :-))))
Kann mich auch täuschen aber ich glaube das der Wind sich geändert hat. Trump und der Brexit waren imho keine Zufälle sondern bewusst gewollt, deshalb denke ich das man in Frankreich mit Überraschungen rechnen kann. Frankreich hat ein massives Problem und das heisst Handelsbilanzdefizit, Frankreichs Handelsbilanzdefizit ist nicht länger tolerierbar. Um dieses Problem zu lösen gibts imho nur 2 Lösungen:
a) Euro-Exit
b) Binnennachfrage plätten so wie das Monti mit Italien gemacht hat, damit reduzieren sich auch die Importe, Frankreich hängt allerdings stark vom Binnenmarkt ab, so ein Schritte hätte eine massive Depression zur Folge.
Lösung a wäre die Makroökonomische logische, Französischer Franc wertet ab, Importe verteuern sich, Export verbilligen sich, Handelsbilanz gleicht sich aus.
Oudejans
3. Februar 2017 @ 22:53
>>“In der Zwischenzeit hat das Britische Parlament mit einer beeindruckender Mehrheit für den Brexit gestimmt, 498/114, auch Labour hat für den Brexit gestimmt. Die Medien sind natürlich Stumm. :-))))“
Aach nein. Einladung von Slomka/Will an May ist raus, das kommt alles in Ordnung.
Merkel ist seit 21:37 für ein Europa der zwei bis mehreren Geschwindigkeiten, in dem nicht immer alle Länder machen müssen, was Deutschland ansagt.
Beispielsweise könnten sich Holländer oder Franzosen auch noch im nächsten oder übernächsten Jahr nachträglich für Merkel als Minister-/Präsidentin entscheiden, sobald Le Pen oder Wilders doch die Lust verlieren.
Nach der Wahl sei immer auch vor der Wahl, so Merkel.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/zukunft-der-eu-merkel-fuer-europa-der-verschiedenen-geschwindigkeiten-14837016.html
Winston
4. Februar 2017 @ 09:44
Merkel will ein EU der 2 Geschwindigkeiten und gleichzeitig will sie die Euro-Zone enger zusammenschweißen.
Ich interpretiere das so, Merkel will eine EU der 2 Geschwindigkeiten aber sie will den Euro behalten.
Imho ein völliger Nonsens.
Susanne
3. Februar 2017 @ 14:36
„Übrigens laufen bei mir schon die Stoppuhren, wann erstmals jemand beim Donald den typisch deutschen, autoritären Charakter diagnostiziert…“
Danke, denn bei all der Schärfe, mit welcher man um Positionen kämpft, war dieser doch äußerst amüsant.
Peter Nemschak
2. Februar 2017 @ 22:39
@ebo Europa ist keine Nation. Die Nation mit ihrem Gleichheitsideal war der Preis für die Demokratisierung Europas Die Aristokratie des 18.Jhdts. war europäisch und sprach französisch, von St.Petersburg bis Lissabon.
ebo
2. Februar 2017 @ 22:43
Das ist mir durchaus bekannt. Es geht um die Nationalisten, die Trump zujubeln, das Europäische Reich deutscher Nation aber ablehnen und Merkel verachten. Warum sollte sich Deutschland nicht gegen Trump wehren?
Oudejans
2. Februar 2017 @ 23:19
Bonse, Sie hegen da ein merkwürdigen Reflex. Die einzige „Aktion“ Trumps, gegen die sich „Deutschland“ bis jetzt „wehren“ könnte, wäre die Einschätzung zur wirtschaftlichen Staatsräson Deutschland. Dieser Einschätzung kann man zunächst nur widersprechen, was aber sonst? Widersprechen kann man ihr, Sie aber teilen sie kurioserweise wenigstens tendentiell. Ja, sie haben sie schon beim merkelknubbelnden und merkelknuffelnden Obama detektiert:
„Angela, Du altes currency-dumping trade-surplussing EU-busting Haus, an meine Brust!“, so muß man sich Obamas Strenge wohl vorstellen.
Daher verstehe ich nicht, was Sie mit „wehren“ sonst meinen könnten und vor allem: bewirken wollen – _jetzt_.
ebo
3. Februar 2017 @ 09:13
@Oudejans Naja, für einen Reflex habe ich lange gebraucht, um über Trump zu schreiben und Gegenwehr zu fordern. Wollte dem Mann erstmal eine Chance geben. Aber er zielt genau, legt den Finger in die (deutschen) Wunden: die EU als Vehikel Deutschlands, der weiche deutsche Euro, die zu geringen Rüstungsausgaben etc. Würde mich freuen, wenn sich da was bewegt. Nicht hinnehmbar ist aber, dass Trump die EU „auflösen“ will. Wir sagen ja auch nicht, Kalifornien soll die USA verlassen, die Südstaaten sollen sich loslösen etc. Da muss man gegenhalten, Kohls Methode des Aussitzens hilft nicht
Oudejans
2. Februar 2017 @ 23:23
Corrigendum: … Ja, Sie haben sie schon…
*
Übrigens laufen bei mir schon die Stoppuhren, wann erstmals jemand beim Donald den typisch deutschen, autoritären Charakter diagnostiziert…
kaush
2. Februar 2017 @ 19:36
ebo, Du bewegst Dich auf (im schlechtestem Sinne) Populisten-Niveau.
Die EU soll also Kratzen, Treten und Beißen, um dann (als Tiger gesprungen) als Bettvorleger zu landen?
Vor allem: Die EU ist kein Staat, sie ist zudem noch zerstritten.
In jedem Sinn würde hier der Schwanz versuchen mit dem Hund zu wedeln. Dumm hoch zehn.
Und jetzt?
Wie die US-Regierung jetzt aktuell Gabriel / den Deutschen Außenminister abtropfen lässt, ist bezeichnend.
Gabriel darf durch den Lieferentenausgang wieder entfleuchen. Ohne Pressekonferenz, oder Tschingderassabumm.
Das ist unser Status. den haben wir uns auch hart erarbeitet…
ebo
2. Februar 2017 @ 19:46
@kaush DLies mal das: http://www.europeonline-magazine.eu/eu-politiker-wollen-trump-vertrauten-als-botschafter-verhindern_513566.html
So muss man mit den TRUMPisten umspringen, eine andere Sprache verstehen sie nicht. Appeasement hilft gar nix.
kaush
2. Februar 2017 @ 19:56
@ebo
Kann die EU ja machen.
Im Etiketten verteilen bist Du echt meisterlich negativ.;)
ebo
2. Februar 2017 @ 20:01
Eins verstehe ich bei Euch Nationalisten nicht: Trump und Putin, vielleicht sogar Erdogan, findet Ihr toll, aber Europa soll sich nicht wehren? Wo bleibt denn da der Nationalstolz?
Oudejans
2. Februar 2017 @ 12:59
>>“Ich bin nun schon einigermaßen in Sorge.
Wir haben es nun mit dem Gegner GB zu tuen?“
Nein, Bonse schreibt ja ‚Gegner AUF der Insel‘, womit recht deutlich nicht UK als Ganzes in die Büßerecke gestellt ist.
Das Problem der Ansprache nur der Gegner, nicht aber der britischen EU-Befürworter (= Referendumsverlierer), mithin Stärkung der letzteren, wäre aber prospektiv die innere Spaltung des UK zu befördern, wie dies der EU auch schon in der Ukraine „gelungen“ ist.
Susanne
2. Februar 2017 @ 10:54
„Schon seit dem Brexit schreckt sie davor zurück, ihre Gegner auf der Insel und deren neuen Verbündete in den USA und anderswo in die Schranken zu weisen.“ + „Was die EU tun könnte…“
Ich bin nun schon einigermaßen in Sorge.
Wir haben es nun mit dem Gegner GB zu tuen? Wäre Griechenland auch ein Gegner, wenn man Schäubles „Ideen“ umsetzen würde? Wären austrittswillige Länder Gegner der eu? Oder ist es nicht so, dass die von Ihnen dringend angemahnten Reformen Schritte zur Gestaltung einer „eu für die Bürger“ fordern, die die jetzige Präsidentenriege nebst dem Obereinflüsterer Merkel bewußt niemals andenken würde.
Glaubt man wirklich, die eu der Sanktionen ist das Erfolgsmodell? Ist es nicht eher ein Hilfsanker, um irgendwie noch trotz verfahrener Situation – die Bürger wenden sich ab, deshalb auch der Brexit – ein kleines Zeichen ohnmächtiger Handlungsfähigkeit zu demonstrieren?
Ich glaube, alle reden von dringend notwendigen Reformen der eu. Selbst die Art der notwendigen Reformen sind nun strittig. Die einen reden vom straighten Superstaat, der per Sanktionen seinem Geltungsbedürfnis Macht verleiht. Die anderen wünschen sich eine echte Demokratisierung, um den Bürgerwillen in dem Handeln der eu vertreten zu wissen.
Oudejans
2. Februar 2017 @ 13:26
>>“Ich glaube, alle reden von dringend notwendigen Reformen der eu. Selbst die Art der notwendigen Reformen sind nun strittig.“
Nicht ’selbst‘, sondern ‚vor allem‘. Was Sie „notwendig“ denken, ist eben gerade das Zweifelhafte. Was Holland und Deutschland, Dijsselbloem und Schaeuble, notwendig finden, ist für Spanien und Portugal vielleicht absurd. Das bilaterale Zischeln zwischen Hollande und May ist aus irischer Sicht vielleicht erfreulich, aus dänischer bedrohlich.
I tell u somethin: Die UNION ist gar keine. Sie ist mittlerweile viel zu disparat in Zielen und Notwendigkeiten. En gros ist abseits der Autosuggestion hinsichtlich der guten Absichten keine Konkretisierung, keine Road Map in konkrete, einvernehmliche, ratifizierbare Worte zu fassen, während zugleich jede bilaterale Lösung der je bilateral drängendsten Probleme abschließend gehemmt ist. In so einer Lage bleibt dann Deregulierung, also das koordinierte Wegmachen bestehender Gesetze in den Einzelstaaten als einzige Handlungsoption, und gerät schließlich zum notwendigen Credo. Das Ergebnis ist Regellosigkeit, kein Frieden.
Die EU-as-is konserviert die Probleme der europäischen Staaten.
Aus Angst vor einem neuen europäischen Krieg werden dann schädliche Glühbirnen durch umweltfreundliche Quecksilberleuchten ersetzt.
Peter Nemschak
2. Februar 2017 @ 10:53
@S.B. Was ist der Unterschied zu den unduldsamen religiösen Fundamentalisten, die Trump gewählt haben ? Wir durchlaufen derzeit eine Phase, in der die USA, aber auch der Westen insgesamt, Probleme hat, seinen relativen Bedeutungsverlust in der Welt zu akzeptieren, sich neu zu positionieren und für sich Prioritäten zu setzen. Political correctness und neurotisches Gegendere.sollten nicht zu den Prioritäten zählen, ebenso wenig wie das forsche und unüberlegte Auftreten von Trump, das in Wahrheit Zeichen eines beschädigten Selbstwertgefühls ist.
S.B.
2. Februar 2017 @ 11:20
@Peter Nemschak: Sie wollen doch nicht sagen, dass 50 Prozent der Amerikaner unduldsame religiöse Fundamentalisten sind.
Der Westen hat sich seinen Bedeutungsverlust in der Welt selbst zuzuschreiben.
„Political correctness und neurotisches Gegendere sollten nicht zu den Prioritäten zählen…“ – Da haben Sie auf jeden Fall recht.
„…ebenso wenig wie das forsche und unüberlegte Auftreten von Trump, das in Wahrheit Zeichen eines beschädigten Selbstwertgefühls ist.“ – Das kann schon gut sein. Nur sollten Sie nicht vergessen, wer die Ursache dafür gelegt hat. Das war nicht Trump.
Peter Nemschak
2. Februar 2017 @ 10:42
Angriff ist die beste Art der Abwehr, agieren nicht reagieren. Dies würde voraussetzen, dass die EU ein eigenes Zukunftskonzept besitzt und den unbeugsamen Willen es Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen. Eigene Maßstäbe zu haben statt sich an den Maßstäben anderer zu messen ist die beste Grundlage für ein gesundes Selbstbewusstsein jeder Organisation, die in ihrer Peer-Gruppe zur Spitze gehören will.
S.B.
2. Februar 2017 @ 09:06
„Die EU-Staaten könnten, als ersten Schritt, die US-Botschafter einbestellen und auffordern, die neue Politik ihres Präsidenten zu erläutern, insbesondere den Einreisebann.“
Das hätten die EUliten schon bei Obama machen müssen, denn der hat den „Einreise-Bann“ begründet. Trump hat ihn lediglich konkretisiert. Wer es genau nachlesen will, bitte hier entlang (insbesondere letzter Absatz):
http://www.anderweltonline.com/politik/politik-2017/pro-der-einreisestopp-des-donald-trump-ein-relikt-aus-der-obama-aera/
oder hier
https://www.nytimes.com/2017/01/27/us/politics/refugee-muslim-executive-order-trump.html?_r=1
Im Übrigen ist der Begriff „Einreise-Bann“ pure Globalisten-Hetze gegen Trump, denn es gibt überhaupt keinen solchen. Siehe zuvor.
Die EU könnte, könnte, könnte… dieses, jenes, weiß nicht was… „mal die Zähne zeigen“… Welche denn? Sie hat doch gar keine.
Das einzige, was die EU wirklich könnte und das möglichst schnell, ist sich aufzulösen. Das wäre mal ein echter Fortschritt und es würde sich auch endlich etwas ändern. Denn mit einer echten Reform im ursprünglichen Sinne wird’s ja wohl ganz klar nichts mehr.
ebo
2. Februar 2017 @ 09:18
S.B. Wollen Sie sich wirklich als Trump-Fan outen? Das wäre bedauerlich. Vor allem, wenn es auf falschen Prämissen beruht wie jener, dass Trump mit der „Globalisten“-Politik brechen wird. Er macht doch schon globale Politik, auf die alte, chauvinistische Art. Wohin das führt, können Sie im 20. Jhdt. besichtigen.
S.B.
2. Februar 2017 @ 09:33
@ebo: Trump-Fan zu sein, wäre viel zu voreilig. Lassen wir ihn einfach mal machen, ohne dauernd zu hetzen. Das hat doch bei den Globalisten-Präsidenten auch niemand gemacht.
Wobei ich seine Ansätze schon sehr vielversprechend finde:
– Absoluter Bruch mit der grauenvollen Political Correctness (wir werden bei der im Artikel beschriebenen gemütlichen Bootsfahrt der EU-Volltrottel wieder sehen, wohin das führt: nämlich zu nichts),
– Eine Regierung arbeitet gefälligst für diejenigen, die sie gewählt haben,
– Klare Stellung beziehen zu Ideologien, die sich als Religion ausgeben (Islam).
Wohin die Globalisten-Politik mit blick auf Krieg und Zerstörung ganzer Regionen führt, sehen wir übrigens am aktuellen Zustand der Welt. Er spiegelt das 20. Jahrhundert wider, nur in anderen Regionen. Ich kann dem nichts abgewinnen. Sie etwa? Und das ist der Ist-Zustand, der nicht von Trump zu vertreten ist, sondern vom US-amerikanischen Establishment unter aktiver Vasallenunterstützung aus EUropa. Wohin Trump mit seiner Politik führt, werden wir sehen. Viel schlimmer kann es doch gar nicht werden.
Oudejans
2. Februar 2017 @ 12:42
„Globale Politik auf die neue Art“ scheint aber nur die je bilateralen staatlich geronnenen, gewaltmonopolisierten Konflikte dahingehend zu maskieren, daß deren Regierungen Gutfreund spielen, während die Konflikte sich real und gewaltförmig über die gesamten Territorien und ihre Subjekte ausbreiten, von Vermögensausgleich via Wohnungseinbruch über Treppetreten, LKW auf Boulevards und Märkten bis hin zu Kalaschnikows auf Terrassen, Clubs, Konzerten.
Was ist denn das für ein Frieden?