The new Great Game

Die Lage in der Ukraine wird immer unübersichtlicher. Während die proeuropäischen Proteste weitergehen, konnten sich Präsident Janukowitsch und Russlands Putin nicht auf die erhofften Gas-Rabatte einigen. Das Tauziehen erinnert an das „Great Game“ des 19. Jahrhunderts.

Erst Afghanistan, dann die Ukraine: Beide Länder galt es nach Ansicht des polnisch-amerikanischen Geostrategen Z. Brezinski dem Sowjetreich zu entreißen, um den Kommunismus zu besiegen und Russland entscheidend zu schwächen.

Brezinski bezog sich bei seiner „Grand Strategy“ auf das „Great Game“ zwischen Grossbritannien und Russland um die Vorherrschaft in Zentralasien im 19. Jahrhundert.

Damals ging es um den Zugang zu eisfreiem Meer, heute geht es um Geld und Gas.

Wer die Meldungen der letzten Tage liest, fühlt sich unwillkürlich an das „Great Game“ und Brezinskis Strategien erinnert. Georgien und Aserbaidschan hat der Westen schon dem russischen Einfluss entrissen. Nun geht es um die Ukraine.

Ich möchte hier keine Verschwörungstheorien aufstellen. Ich glaube nicht, dass die pro-europäoschen Ukrainer von dunklen Strategen und finsteren Mächten „ferngesteuert“ werden – selbst wenn Merkel nun offen Partei für Klitschko ergreift.

Aber die Meldungen der letzten Tage machen nachdenklich. Offenbar geht es um mehr, viel mehr, als die Vorliebe vieler Ukrainer für Europa. Möge sich jeder selbst sein Urteil bilden.

– „Keine russischen Rabatte für die Ukraine“, meldete die Tagesschau am Wochenende. Es geht ums Gas – die Ukraine ist dringend auf günstige Lieferungen aus Russland angewiesen, Putin bremst.

– „South Stream: EU legt sich mit Gazprom an“, berichtet das ORF. Auch hier geht es um Gas – „wie zufällig“ blockiert die EU ausgerechnet jetzt die seit langem geplante russische Gaspipeline nach Südosteuropa.

– „EU, IMF coordinate on Ukraine as Russian threat looms“, meldete die BBC schon vor Tagen. Es geht um Hilfskredite für das finanzielle schwer angeschlagene Land. Die EU-Kommission hat Kiew gerade erst wieder „Unterstützung“ bei den IWF-Verhandungen versprochen.

-„No Russia-Ukraine gas or customs deal“, meldete Reuters am Wochenende. Putin versucht, eventuelle Finanzhilfen an einen Gasdeal mit Janukowitsch zu koppeln, kommt damit aber offenbar nicht voran.

Wenn man dann noch bedenkt, dass ausgerechnet Breziniskis Polen am intensivsten für eine Annäherung an die EU wirbt, werden die Grundzüge des „New Great Game“ ziemlich deutlich, oder?

Siehe zu diesem Thema auch „Auf schlechte Nachbarschaft“ und die diversen Updates, Stichwort Ukraine