Neusprech bei dpa & Co.

Auch dieser Euro-Gipfel ist wieder eine schöne Gelegenheit, den Neusprech der EU-Lenker und ihrer Berichterstatter aufzuspießen. Diesmal geht die goldene Zitrone an die Deutsche Presse-Agentur.

In einem „Hintergrund“ präsentiert dpa die „Sparvorschläge der Euro-Finanzminister für Griechenland“ (Original-Titel). Dabei handelt es sich nicht um Vorschläge, sondern um knallharte Forderungen.

Da sie nicht mehr verhandelbar sind, könnte man auch von einem Diktat sprechen. Doch das Wort Spardiktat kam den dpa-Kollegen wohl noch nie in den Sinn.

Bezeichnend auch, dass weiter von „Reformen“ gesprochen wird. Zum Beispiel die „Reform der griechischen Verwaltung unter der Aufsicht der EU-Kommission“.

Eine Verwaltungsreform unter fremder Aufsicht ist aber nichts anderes als Fremdverwaltung. Dafür haben sich Deutsche schon einmal viele Begriffe ausgedacht. Ich werde sie hier lieber nicht wiederholen.

Sehr hübsch auch die „Verabschiedung eines ersten Gesetzespaketes bis Mittwoch (15. Juli)“. Früher hätte man von einem Ultimatum an das griechische Parlament gesprochen.

Doch da all das auf deutschem Mist gewachsen ist, bietet sich natürlich eine neutrale Formulierung an – nicht wahr, liebe KollegInnen von dpa? – Siehe zu diesem Thema auch „Die schöne neue Welt der Troika 2.0“