Neuer Fieberschub

Die Eurokrise verschärft sich wieder, vor allem in Portugal: Dort tritt der Finanzminister zurück – aus Protest gegen das verfehlte Spardiktat. Aber auch aus Rom und Athen kommen schlechte Nachrichten. Der Sommer wird heiß.

Beim EU-Gipfel spielte die Eurokrise keine Rolle, genauso wenig wie die NSA-Spionageaffäre. Die Chefs, Kanzlerin Merkel voran, wollen mit schlechten Nachrichten nichts mehr zu tun haben.

Doch nun kommt es ganz dicke: Erst meldete das Statistikamt Eurostat einen neuen Höchsttand der Arbeitslosigkeit in Euroland. Im Mai suchten 19,2 Millionen Menschen einen Job – 1,3 Millionen mehr als ein Jahr zuvor.

Dann folgten die Schreckensnachrichten aus den Krisenländern. In Italien erreicht die Arbeitslosenquote mit 12,2 Prozent den höchsten Wert seit 36 Jahren – den Reformvorgaben aus Brüssel und Ex-Premier Monti sei dank.

Gleichzeitig kündigte die neue Regierung in Rom eine neue Welle von Sparmaßnahmen an. Auch eine Solidaritätssteuer ist im Gespräch. Da all dies den Wahlversprechen widerspricht, droht eine weitere Regierungskrise.

Derweil bereitet sich die Troika in Griechenland auf neue Kraftproben vor. Sie will die neue Regierung in Athen zwingen, bis Jahresende 4000 Beamte zu entlassen und mehr als 10.000 weitere aufs Abstellgleis zu schieben.

Zudem stehen massive Einschnitte im Gesundheitswesen bevor; ganze Klinken müssen schließen. Wenn die Griechen nicht spuren, dreht die Troika Ende Juli den Geldhahn zu. Es geht um 8,1 Mrd. Euro – also ums Überleben.

Ein heißer Sommer steht auch Portugal bevor. Dort ist Finanzminister Gaspar zurückgetreten, der bisher als treuer Diener der Troika und “Architekt” der drastischen Sparmaßnahmen galt. Hier geht es um 4,7 Mrd. Euro neuer Kürzungen.

“Vor uns liegen enorme Risiken und Herausforderungen”, schrieb er in seinem Rücktrittsbrief. Doch in Lissabon glaubt kaum noch jemand, das das Land sie meistern kann – das Volk meutert, für weitere Kürzungen gibt es keinen Rückhalt.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein neuer Fieberschub an den Anleihemärkten, und die Eurokrise ist wieder voll da. Diesmal steht nicht nur – wie 2012 – ein Land am Abgrund. Zu Griechenland haben sich auch Portugal und Italien gesellt.

Dabei hatten die Regierungen in Rom und Lissabon bisher genau das getan, was die EU und die Eurogruppe ihnen befohlen hatten… Monti und Gaspar galten als Garanten einer soliden Politik, nun lässt sich das Ergebnis besichtigen…

Siehe zu diesem Thema auch meine aktuelle Umfrage: Lassen sich die Probleme der Eurozone noch lösen?