Sehr deutsch, sehr flexibel

Die EU hat es nicht eilig mit dem Brexit. London darf sich den Start der Scheidungs-Gespräche selbst aussuchen, ein Reform-Gipfel wird auf den Herbst verschoben. Wie üblich zieht Merkel die Fäden, doch eine Strategie hat sie nicht.

So viel deutsches Europa war nie. Kaum hatten die drei EU-Präsidenten Juncker, Tusk und Schulz am Freitag in Brüssel gemeinsam gefordert, die Verhandlungen über den Brexit so schnell wie möglich zu beginnen, trat Kanzlerin Angela Merkel auf die Bremse. Sie wolle sich für den Zeitplan “nicht verkämpfen” und nichts überstürzen, gab sie aus dem Kanzleramt den Ton an.

Kurz danach eilten Frankreichs Staatschef Hollande und Italiens Ministerpräsident Renzi nach Berlin. Dort mühte sich Merkel auf einem Dreiergipfel erfolgreich, die Rufe nach einem Neustart in der EU zu entschärfen.

Statt der Abkehr vom deutschen Sparkurs, den vor allem Renzi fordert, war danach nur noch vage von “neuen Impulsen” für die EU die Rede.

Und auch die werden auf die lange Bank geschoben. Schon zu Beginn des EU-Gipfel am Dienstag stellt Tusk klar, dass es zwar einen Prozess “tieferer Reflexion” über die Zukunft Europas geben soll – zu 27, also ohne Großbritannien.

Dieser Prozess soll aber erst auf einem informellen Sondergipfel im September beginnen. Eilig hat es Tusk offenbar nicht.

Auch bei den Austritts-Verhandlungen, die laut EU-Vertrag maximal zwei Jahre dauern können, aber durch eine offizielle Austritts-Erklärung ausgelöst werden müssen, zeigen sich einige EU-Chefs, allen voran Merkel, erstaunlich flexibel.

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