Merkels “sichere” Mittelmeerunion
Hurra, wir haben drei neue sichere Herkunftsländer! Mit Marokko, Algerien und Tunesien hat die Bundesregierung den Krisenbogen in Nordafrika “abgedichtet” – und Geo-Wirtschafts-Politik betrieben.
Denn es geht natürlich nicht nur um die schnelle Abschiebung von Flüchtlingen und Wirtschaftsmigranten. Es geht auch um geopolitische und wirtschaftliche Interessen der deutschen EU-Vormacht.
Indem Merkel & Co. den Maghreb-Staaten einen Persilschein ausstellen, fördern sie den deutschen Einfluss in Nordafrika, der natürlich auch für Exporte genutzt wird, z.B. Waffenexporte nach Algerien.
Gleichzeitig schwächen sie die Position Frankreichs, das zur Ex-Kolonie Algerien immer noch ein schwieriges Verhältnis hat – und nun auch noch wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten dürfte.
Am Ende könnte eine deutsch dominierte Freihandelszone stehen – statt der Mittelmeerunion, die Frankreich, Spanien und Italien wollten. Merkel hat sie versenkt… nun wissen wir, wozu es “gut” war!
P.S.: Neben den drei Maghreb-Staaten mischt Deutschland auch noch in Libyen, Ägypten, Syrien und der Türkei mit – sicher sind sie alle nicht, höchstens fürs Geschäft…
Peter Nemschak
16. Mai 2016 @ 15:02
@ Ute Plass Guter Geist regnet derzeit nicht vom Himmel. Es fällt kalter Regen.
Ute Plass
15. Mai 2016 @ 12:45
@Peter Nemschak – Wie rechtfertigen Sie eigentlich vor Kindern und jungen Menschen
ihre bellizistisch durchtränkte Ideologie über Politik und Wirtschaft?
Peter Nemschak
16. Mai 2016 @ 06:43
…dadurch, dass militärische Eingriffe in Zukunft mehr Leben retten können als sie kosten. Hätte der Westen Hitler in München militärisch gestoppt, als Deutschland noch weniger gerüstet war als später, wäre Millionen Menschen in den Jahren danach Tod und Leid erspart geblieben. Ihr Radikalpazifismus macht es sich ein wenig zu bequem. Staatsmännische Führungskunst kommt um Abwägung nicht herum. Kritik muss sie in jedem Fall einstecken, entweder zu früh oder zu spät eingegriffen zu haben. Lesen Sie Herfried Münkler, den Politikwissenschaftler, der In Berlin lehrt, um sich mit der Realität vertraut zu machen, in der wir leben.
Ute Plass
16. Mai 2016 @ 12:10
“Die Realität” ist vielfältig und nicht mit ‘militärischen Mitteln’ zu gestalten.
Ihr Verweis auf Hítler, der durch vorsorgliches kriegerisches Intervenieren
hätte gestoppt werden können, greift schlicht zu kurz. Die multiplen Interessen galten damals wie heute sicherlich nicht der Vermeidung von Leid und Tod.
An Herfried Münkler , der einer vermeintlich gewachsenen Verantwortung Deutschlands mit zunehmenden Auslandseinsätzen begegnen will, mag ich meine kostbare Lebenszeit nicht verschwenden. Was haben denn die bisherigen militärischen Interventionen den Menschen in den davon betroffenen Regionen
beschert? Diese benötigen ganz sicherlich nicht unsere Drohnen, Panzer und sonstige Wohlstandswaffen sondern Brot und Rosen.
Ich empfehle Ihnen die Lektüre: “Erziehung nach Auschwitz” und
http://www.bzw-weiterdenken.de/2015/07/die-wiederentdeckung-des-selbstverstaendlichen/
Da wir ja noch Pfingsten begehen, hoffe ich doch, dass viel guter Geist
vom Himmel regnet. 🙂
Peter Nemschak
14. Mai 2016 @ 20:03
@ebo Schon damals gab es Kritik an Sarkozys Projekt. In jedem Fall hätte man es mit Autokraten zu tun, die ihre eigenen regionalen Interessen verfolgen. Der EU wird nichts anderes übrig bleiben, als die bisherige Rolle der USA zu übernehmen, allerdings um eigene Interessen politisch und militärisch durchzusetzen. Internationale Politik ist nicht sympathisch, im besten Fall effektiv und erfolgreich, gemessen an den eigenen Interessen.
Peter Nemschak
14. Mai 2016 @ 12:12
Wie wäre es, wenn Frankreich sein Verhältnis zu seiner Ex-Kolonie ins Reine brächte und wirtschaftlich davon profitieren würde. Auch Frankreich betreibt in Afrika Geopolitik, sicher nicht uneigennützig (Rohstoffe) und fragt nicht zuerst bei Deutschland nach, ob es das darf. Soll sich Deutschland in Sack und Asche hüllen?
ebo
14. Mai 2016 @ 13:33
Wie wäre es, wenn Merkel die französische Mittelmeerunion NICHT gestoppt hätte? Damals war die Lage in der Region noch wesentlich friedlicher und stabiler, die EU hätte ihren “ring of friends” bekommen könnten. Aber Deutschland sagt nein…
Peter Nemschak
14. Mai 2016 @ 15:12
Ring of friends ist eine Illusion. Ägypten unter al-Sisi ist noch instabiler als unter Mubarak, Libyen braucht man nicht einmal zu erwähnen. Die durch den Arabischen Frühling ausgelöste, latent schon vorhandene, Instabilität wäre keine gute Basis für einen ring of friends gewesen. Außerdem hätte eine Mittelmeerunion unter Führung Frankreichs den Einfluss Deutschlands in der EU geschwächt. Das vergleichsweise liberalere deutsche Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell ist allemal dem französischen etatistischen vorzuziehen. Was spricht gegen das deutsche Vorgehen?
ebo
14. Mai 2016 @ 15:43
Der “ring of friends” war und ist das offizielle EU-Ziel. Zu Sarkozys Zeiten wäre er in Gestalt der Mittelmeerunion machbar gewesen – denn damals war, wie Sie richtig schreiben, noch Mubarak an der Macht, Libyen noch kein Failed state und Erdogan noch kein Sultan. Damals hat es Merkel verhindert. Jetzt schafft sie einen deutschen Abwehr-Riegel (und Exportmarkt) – mit Diktatoren und Vasallen. Mir war die französische Version lieber.