Merkels Kampf gegen die Frauen
Pünktlich zum Frauentag hat Kanzlerin Merkel den Kampf gegen die Frauenquote verschärft, den EU-Kommissarin Reding vorgeschlagen hat. Sie wies ihre Brüsseler Statthalter an, eine Abwehrfront zu organisieren.
Damit brüskiert Merkel nicht nur den Sozialflügel der europäischen Konservativen, dem sich Reding zugehörig fühlt. Sie brüskiert auch Arbeitsministerin Von der Leyen, die für die Quote war.
Die CDU-Chefin hat offenbar die Parole ausgegeben, das Bündnis mit FDP-Chef Rösler und mit dem britischen Premier Cameron (beide sind strikt gegen die Quote) sei wichtiger als die Sache der Frauen. Dazu F. Brantner von den Grünen:
Frau Merkel beweist damit einmal mehr, dass sie keinerlei Gespür für die Wirklichkeit hat – ein Frauenanteil von 4% in Vorständen und 10% in Aufsichtsräten ist einfach unterirdisch. Und der Kommissionsvorschlag ist nun wahrlich kein Hammer für die deutsche Wirtschaft, sondern vielmehr eine weiche Anleitung, um mehr Frauen in die Aufsichtsräte zu bringen.
Ach ja, die Wirtschaft ist natürlich auch gegen die Quote. Die Männerriege in den deutschen Chefetagen möchte offenbar ungestört ihre Geschäften nachgehen und von der Eurokrise profitieren… Mehr zum Thema hier
marty
7. März 2013 @ 00:59
@ebo: Die “taz” ist eine großartige Zeitung, aber manchmal unerträglich feministisch. Als regelmäßiger Leser muss man das irgendwie ausblenden (insbesondere auch die furchtbare feministische Sprach-Verhunzung).
Warum “Gift”? − Der Feminismus ist (wie fast jede Ideologie) leider entartet und weist teilweise stark repressive Züge auf. Schlimm wird es, wenn sich so eine Ideologie mit dem technokratischen Brüsseler Benchmark-Fetisch verbindet. Dann kommt genau das raus, was EU-Kommissarin Reding jetzt plant: eine weltfremde Frauenquoten-Regelung für Aufsichtsräte.
Warum “Pseudo-Feminismus”? − Es gibt in der EU circa 260 Mio. Frauen − und nur ein mikroskopisch kleiner Bruchteil von ihnen wird jemals auch nur in die Nähe eines Aufsichtsrats kommen (übrigens genau wie die meisten Männer).
Frau Redings tolle frauenpolitische Maßnahme tangiert also nur einen winzigen Zirkel innerhalb der ohnehin völlig korrupten Aufsichtsrat-Welt (massive Posten-Häufung, Ex-Politiker-Schwemme).
Wenn Frau Reding wirklich etwas für Frauen tun möchte, sollte sie auf solche billigen PR-Gags verzichten. Sie könnte sich zum Beispiel mal der osteuropäischen Altenpflegerinnen annehmen, die zu Zehntausenden Tag und Nacht überall in unserem Land schuften − häufig rechtlos und ausgebeutet.
Das wäre mal was, Frau Reding − zumal es sich um ein grenzüberschreitendes, paneuropäisches Problem handelt …
marty
6. März 2013 @ 19:48
Oh nein! Jetzt wurde auch dieser schöne Blog vom korrosiven Gift des Pseudo-Feminismus kontaminiert … 🙁
Ich verachte diese sog. “Bundeskanzlerin” Merkel zutiefst − aber man kann doch beim besten Willen ihre Ablehnung dieser peinlichen Quote nicht als “Kampf gegen die Frauen” bezeichnen!
Selten gab es eine größere Nebelkerze als diese groteske Quote für [Achtung!] börsennotierte Unternehmen (= ein winziger Bruchteil aller Firmen).
Wie Jens Berger auf den NachDenkSeiten so treffend formuliert hat: “Dies ist nicht nur ein Luxusproblem, sondern auch ein Elitenproblem, das an der Lebenswirklichkeit von 99,9% der Menschen komplett vorbeigeht und noch nicht einmal viel mit Gleichberechtigung zu tun hat.” (http://www.nachdenkseiten.de/?p=14528 )
ebo
6. März 2013 @ 20:33
Hey Marty, was ist denn das “Gift des Pseudo-Feminismus”? Wenn es pseudo ist, wird es wohl nicht giftig sein ;-). Ich für meinen Teil habe Frau Reding getroffen und war von ihr beeindruckt. Such is life! Und dass Merkel gegen die Frauen kämpft, die für die Quote sind, ist ja wohl evident. Ein Elitenproblem ist das bestimmt nicht, wie die Bewegungen für Quoten im Journalismus, bei Ärzten und in anderen Branchen zeigen. Die “taz”, für die ich arbeite, macht übrigens auch mit, mehr dazu hier: http://www.pro-quote.de/die-taz-frauen-ziehen-blank/