Merkels EU soll die Welt retten – really?
Wird Angela Merkel zur mächtigsten Frau Europas – und zur Retterin der freien Welt? Diese steile These vertritt B. Ulrich in der “Zeit”. Merkel soll sich der EU bedienen, um Trump auszubremsen, fordert er.
Denn die EU sei “von heute an” (seit der Wahl Trumps) die “am besten funktionierende demokratische Weltmacht.” Die USA sind das vorerst nicht mehr, meint Ulrich.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.
Denn erstens wollte die EU nie Weltmacht sein; Deutschland ist es gewiss nicht. Wenn überhaupt, dann können nur Großbritannien und Frankreich noch weltweiten Rang behaupten – nur sie verfügen über Vetorechte und Atomwaffen.
Und zweitens funktioniert die EU derzeit ja nun gerade nicht, schon gar nicht “wertorientiert”. Erst vor zwei Wochen hatten wir die Debatte, was die EU überhaupt noch schafft, wegen des vergleichsweise unwichtigen CETA-Streits.
Und nun streiten wir über die Türkei, die unsere Werte mit Füssen tritt. Die “demokratische Weltmacht” lässt sich vom islamischen Sultan an der Nase führen.
Dennoch ist dieser “Zeit”-Artikel wichtig. Denn er stößt eine Debatte über Europa und die Führungsrolle an, die deutsche Eliten der deutschen Kanzlerin in der EU zuschreiben wollen.
Es ist ein Wut-Artikel aus dem bildungsbürgerlichen, liberalen deutschen Establishment. Und er zeigt, worauf das deutsche Trump-Bashing hinausläuft: Auf ein Loblied auf Merkel…
bernhard
1. Dezember 2016 @ 11:24
Berndt Ulrich meinte – bezogen auf eure Kanzlerin
“Gewiss nicht von Deutschland und seiner Kanzlerin. Sie verkörpert von allem das Gegenteil eines Donald Trump. Sie ist besonnen, rational, diszipliniert, sie kontrolliert ihre Affekte, diese Frau ist, kurzum, nicht besessen von sich selbst. Sie und er werden von Stund’ an die Antipoden der westlichen Welt sein.”
Dennoch wir Europäer sollten zusammenrücken – gemeinsame Aussenpolitik, Verteidigung und Arbeitsmarktförderung, auch Schuldenerlass seitens der Fettgewordenen, das meine ich. Und dann objektive Kontrolle! Solange es ein derart krasses Unverhältnis wie zwischen Norden und Süden innerhalb der EU gibt ist dieser der Zerfall sicher. Denn so wie sich die EU heute präsentiert ist sie zum Heulen!!!!!!!!!!!
Isaac
11. November 2016 @ 10:40
Ihre Mommentare strotzen vor Hohlheit
Reinard
11. November 2016 @ 18:36
@Isaac: Konkret?
Peter Nemschak
11. November 2016 @ 08:19
Wer sonst außer das liberale europäische Bildungsbürgertum sollte in der EU die Führung ausüben? Doch nicht Typen wie Trump und der hass- und neiderfüllte Bodensatz der Gesellschaft. Kein Staat in Europa, nicht einmal das UK und Frankreich, ist allein fähig zur Weltmacht zu werden, die EU, wenn sie will, sehr wohl. Was spricht gegen eine deutsche Führungsrolle in diesem Staatenbund, unabhängig davon, dass man über die Art, wie Führung ausgeübt werden soll, kontroversiell diskutieren kann?
Reinard
11. November 2016 @ 18:34
Da haben sie im Prinzip natürlich leider recht, auch wenn das traurig ist. Denn in der Tat sind die traurigen Gestalten nur dann zu etwas in der Lage, wenn sie gemeinsam handeln. Dann wird vielleicht aus zwei Handvoll etwas, das etwas Wahrnehmbares darstellt.