Merkel allein in Mailand
Beim Sonder-Jobgipfel in Mailand gab es keinen neuen Beschlüsse, aber neue Fronten. Zum ersten Mal stand Kanzlerin Merkel allein gegen den Rest der EU.
Sowohl Gastgeber Renzi als auch Frankreichs Hollande forderten mehr und schnellere Hilfe gegen die Massenarbeitslosigkeit, vor allem bei den Jugendlichen.
Zudem fordern sie, das Versprechen von EU-Kommissionschef Juncker einzulösen und 300 Mrd. Euro für ein Investitionsprogramm locker zu machen.
Doch Merkel sagt Nein. Sie will kein Geld geben und auch sonst nichts ändern. Nur SPD-Arbeitsministerin Nahles stand in Treue fest zur eisernen Kanzlerin.
Das wird aber nicht reichen, um Deutschland aus der Schusslinie zu nehmen. Wenn Merkel so weiter macht, wird sie für alle Misserfolge der kommenden EU-Legislatur verantwortlich gemacht werden.
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Peter Nemschak
11. Oktober 2014 @ 18:19
Lesen Sie Acemoglu/Robinson „Why Nations Fail“; dann werden Sie die Zusammenhänge zwischen politischen Institutionen und wirtschaftlicher Entwicklung besser verstehen. Das, was Sie erwähnen, mag notwendig aber bei weitem nicht hinreichend sein. Da gehört schon mehr dazu.
winston
11. Oktober 2014 @ 09:11
Dieser ganze Freihandels Blödsinn wird von China total widerlegt.
Offenbar kann man auch mit ordentlichen Zolltarifen gut leben.
http://www.china-briefing.com/news/2012/03/30/china-revises-categorization-of-imported-goods-and-tariff-rates.html
Die westlichen Marktfundamentalisten des „der Markt hat immer Recht, der Markt regelt alles“ werden den Westen zurück ins 18 Jahrhundert befördern und von China überrannt werden, wenn das so weiter geht.
Ohne Staat wäre die Neoliberale (Markt über alles)Scheinwelt längst in sich zusammengebrochen. Der Staat ist gerade gut genug um die Scheisse aufzuräumen (2007) die diese Psychopaten immer wieder hinterlassen, sonst soll der Staat die Schnauze halten.
Wie bekloppt diese Marktfundamentalisten sind, sieht man an Th. Friedman.
Zitat Friedman:
„Noch nie hätten zwei Staaten, in denen die amerikanische Fastfood-Kette McDonalds Restaurants betreibe, Krieg gegeneinander geführt“
Tim
11. Oktober 2014 @ 12:13
@ winston
Meist hilft ein Blick in die Realität.
China ist in etwa auf dem Wohlstandsniveau von Rumänien. Große Teile des Landes liegen weit dahinter. Das sollte nicht unser Vorbild sein.
Wir Neoliberalen sagen auch keinesfalls „Markt über alles“.
ebo
11. Oktober 2014 @ 12:22
„Wir Neoliberalen“ – habt ihr einen neuen Club (die FDP bringt’s ja nicht mehr)?
Tim
11. Oktober 2014 @ 12:40
Ich wüßte nicht, daß die FDP jemals neoliberal gewesen wäre ..
Holly01
11. Oktober 2014 @ 13:48
In Bulgarien sind die Löhne und die Regulierungen extrem niedrig, das muss doch -DER- Zukunftsmarkt sein……….
Ich sehe die Wirtschaft gerade von einer Wachstumsexplosion, genau wie Griechenland, Löhne extrem niedrig, gute Bildung und jede Menge Arbeiterpotential, eine Erfolgsgeschichte quasi garantiert ….
Warum kann darüber eigentlich keiner mehr lachen?
Dieses Gewäsch vom Markt und den Deregulierungen?
winston
10. Oktober 2014 @ 23:00
Der Deutsche Leistungsbilanzüberschuss ggü Frankreich ist ganz einfach zu erklären.
Punkt 1.
Frankreich hat sich mehrheitlich an das Inflationsziel von 2% gehalten, Deutschland nicht. (0.5-1%)
Punkt 2.
Frankreich hat seine Löhne immer der Inflation angepasst (mindestens) die Deutschen Löhne sind seit 1992 Flach.
Deutschland hat seine Produktivität den Angestellten und Arbeiter nicht weiter gegeben, nicht mal ansatzweise. Deshalb gibt’s so viele Aldis und Lidl’s in Deutschland.
Punkt 3.
Die Schrödersche Agenda 2010 war eine gewaltige Subvention seitens des States zu Gunsten der Arbeitgeber und zu lasten der Arbeitnehmer was ein riesiges Lumperpräkariat geschaffen hat.
Lösung der Eurokrise:
a) Deutschland hebt seine Löhne massiv an (zweitstelliger %Bereich) folglich bricht der Export ein dafür wird der Binnenmarkt angekurbelt.
b) Man löst den Euro auf. Gibt 6-12 Monate Turbulenzen ist mittel bis Langfristig die absolut beste Lösung.
Wird der Status Quo beibehalten kommt’s zum Siechtum und zwar in der gesamten Euro-Zone, folge, Kapitalflucht, Rezession, Deflation, Depression -> Euro break-up. (chaotisch)
Frankreich kann gar keine Agenda ähnliche Reformen durchführen die Euro-Zone würde sofort implodieren, Der Grund wofür man die Euro-Zone geschaffen hat (Der Binnenmarkt)würde obsolet werden.
Peter Nemschak
10. Oktober 2014 @ 19:49
@ebo Ich glaube nicht die Länder sondern deren Eliten, die um ihre traditionellen Privilegien fürchten. Trotzdem, die Anpassung wird erfolgen, nolens volens.
ebo
10. Oktober 2014 @ 20:32
Diese Debatte ist unergiebig. Schauen Sie sich mal die Eliten in Ö oder D an, was haben die in den letzten Jahren an „Anpassung“ geleistet?
Peter Nemschak
11. Oktober 2014 @ 14:06
Lesen Sie den Gastbeitrag von Michael Huether in zeit.online vom 10.10. „Gefangen in Illusionen“. Er bringt es auf den Punkt: Frankreich und Italien müssen sich selber helfen. Im übrigen sind Gesellschaften nicht stationär, sondern entwickeln sich weiter. Dies gilt nicht nur für Deutschland sondern auch für Frankreich, Italien und die anderen EU-Mitglieder. Wir leben nun einmal im 2.Jahrzehnt des 21.Jhdts und nicht mehr in den 60-iger und frühen 70-iger Jahren des letzten Jahrhunderts wie es manche Sozialisten gerne sähen. Zumindest in Österreich haben sich die Gewerkschaften an die heutigen wirtschaftlichen Realitäten angepasst. Das jüngste Beispiel der AUA ist ein Beispiel dafür. Obwohl die Gewerkschaft den Prozess gewonnen hat, der den Bordmitarbeitern (Piloten und Kabinenpersonal) den alten für sie sehr günstigen Kollektivvertrag gesichert hätte, haben sie in Verhandlungen mit dem Arbeitgeber freiwillig substantielle Einbußen hingenommen, um ihre Arbeitsplätze zu sichern. Die Konzernmutter Lufthansa hätte sonst die AUA radikal verkleinert, da sie unter den heutigen Wettbewerbsbedingungen nicht profitabel hätte geführt werden können. Sie erwähnen die arbeitslosen Jugendlichen in Berlin. Gleichzeitig beklagt die deutsche Industrie Facharbeitermangel. Da stimmt doch strukturell etwas nicht. Mit zusätzlichen Schulden, die Sie empfehlen, lassen sich strukturelle Probleme nicht lösen sondern bestenfalls temporär zudecken.
ebo
10. Oktober 2014 @ 17:06
@Tim „Du willst also in den Bereichen, die die Wirtschaftsleistung beeinflussen, eine EU-einheitliche Politik.“ Wo steht das denn geschrieben? Wenn Du diesen Blog lesen würdest, wüsstest Du, dass ich genau das Gegenteil fordere: eine differenzierte Politik, keine starren Regeln für alle wie im Stabilitätspakt. EU-einheitliche Politik, das ist Merkel – den (deutschen) Regeln folgen. Lies mal die Entstehungsgeschichte des Euro nach…
Peter Nemschak
10. Oktober 2014 @ 18:53
Ein klares Argument gegen den Euro. Was spricht gegen eine Änderung der wirtschaftspolitischen Vorstellungen Italiens und Frankreichs?
ebo
10. Oktober 2014 @ 19:02
Nichts. Außer die ca. 120 Millionen Einwohner der beiden Länder, die eben ihre eigenen Vorstellungen haben. Manche denken bereits über einen Euro-Austritt nach: https://lostineu.eu/au-revoir-leuro/
Holly01
10. Oktober 2014 @ 14:48
Warum ist Deutschland das „erfolgreichere“ Wirtschaftssystem?
Antwort:
Weil es die Gesellschaft in deutschland effizienter zerstört.
These:
In Deutschland werden permanet Eigentumsrechte zu Gunsten der Industrie verschoben.
In Deutschland werden permanent Einkommensmöglichkeiten reduziert.
In Deutschland werden privater Besitz zu ungunsten der Besitzer enteignet.
In Deutschland wird der Binnenmarkt permant reduziert und der Konsum wird im Ausland abgeschöpft, das sich wegen den fehlenden Kapital- und Warenkontrollmöglichkeiten nicht wehren kann.
Ergebniss:
Die Kapitalinhaber ruinieren ihren Binnnenmarkt, gewinnen aber durch Kostenvorteile die Aussenmärkte, als Gewinnquelle.
Die NIIP liegen bei 1200 Mrd. und das exportierte Geldvolumen liegt bei knapp unter 2000 Mrd. Euro.
Ein GAP von rund 800 Mrd., aber verschmerzlich, denn es wurden ja Eigentumsrechte gesichert.
Eigentumsrechte sind weit effizienter als Besitz.
Ja, Deutschland schmarotzt und es führt einen finanzpolitischen Blitzkrieg.
Frankreich und Italien sind die nächsten Finanzkessel die abgeschnürrt werden, damit man auch dort Besitz (Geld) in Eigentum (Versorgunsgssysteme, Rechte) umwandeln kann.
Ich kann das alles detailliert ausführen, aber es sprengt den Rahmen des Blogs.
Hintergrund ist für mich dieses:
http://www.wsws.org/de/articles/2014/10/09/fisc-o09.html
Joschi war schon immer zu dumm, an den wichtigen Stellen den Mund zu halten und hatte schon imme die Neigung sich gerne wichtig zu machen.
Wir akkumulieren Eigentum, damit wir die Politik von 1937/1938 wieder aufnehmen können.
Man sollte schon die Augen aufmachen ………
Peter Nemschak
10. Oktober 2014 @ 12:51
@ebo wenn man das tut, werden gravierende Unterschiede sichtbar: Höhe des Staatsanteils, der Wirtschaftsphilosophie, der Sozialpartnerschaft etc. Das wirtschaftlich erfolgreichere System soll sich durchsetzen und nicht durch das weniger erfolgreichere nivelliert werden. Was ist so schlecht daran?
ebo
10. Oktober 2014 @ 15:45
Sie reden der Konkurrenz zwischen Staaten das Wort, die demselben Club (EU) und sogar einer gemeinsamen Währungsunion angehören. Bisher waren beide (EU und EMU) als Solidargemeinschaften gedacht; nur die Unternehmen sollten konkurrieren. Wer die Staaten gegeneinander stellen möchte, muss auch für Transfers zugunsten der Verlierer sorgen – sonst kann eine Union nicht lange bestehen.
Tim
10. Oktober 2014 @ 16:22
Mit anderen Worten: Andere sollen dafür zahlen, wenn ein Land schlechte Politik macht.
AfD & Konsorten werden sich über Deine Wahlkampfhilfe freuen.
ebo
10. Oktober 2014 @ 16:27
Gern geschehen. Ansonsten empfehle ich die Gründungsgeschichte der EU, insbesondere die Montanunion.
Tim
10. Oktober 2014 @ 16:36
Du willst also in den Bereichen, die die Wirtschaftsleistung beeinflussen, eine EU-einheitliche Politik. Das französische EU-Modell. So klar und offen habe ich es noch nie von Dir gehört.
Subsidiarität also auf den Müllhaufen. Ah, Moment, gar nicht nötig – dort liegt sie ja ohnehin schon lange …
Peter Nemschak
10. Oktober 2014 @ 16:44
Ich rede grundsätzlich der Aufwärtsmobilität das Wort und nicht der Novellierung nach unten wie es Sozialisten gerne tun.
ebo
10. Oktober 2014 @ 00:19
@Tim Frankreich ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands und umgekehrt. Die Überschüsse Des einen sind die Defizite des anderen. Ist das so schwer zu verstehen?
Tim
10. Oktober 2014 @ 09:10
Nein, das ist nicht schwer zu verstehen, sondern einfach falsch.
Wenn man die Leistungsbilanzen z.B. Frankreichs und Deutschlands miteinander vergleicht, sagt das NICHTS über den gemeinsamen Handel beider Länder aus. Das wird leider immer und immer wieder falsch verstanden, weil es auf den ersten Blick so schön plakativ aussieht.
Außenhandelszahlen sind nicht so leicht zu interpretieren wie das Ergebnis eines Fußballspiels. Ich fürchte, Du mußt Dich einfach mal gründlicher mit Außenhandel befassen.
Grundsätzlich ist darum natürlich auch der von Dir genannte Zusammenhang falsch. Frankreich leider nicht unter hoher Jugendarbeitslosigkeit, „weil“ Deutschland einen Leistungsbilanzüberschuß hat.
Ich hab Dich ja schon mehrfach vergeblich gebeten, mal folgendes zu erklären: Warum sollten deutsche Firmen künftig vor allem französische Waren kaufen, wenn der deutsche Leistungsbilanzüberschuß durch irgendwelche Maßnahmen gesenkt wird? Das ist ja die bizarre Hoffnung von Leuten wie Dir.
Bitte, bitte: Erläutere mir doch mal, auf welchen Gründen diese Meinung basiert.
ebo
10. Oktober 2014 @ 10:01
Einen einfachen kausalen Zusammenhang gibt es natürlich nicht. Eine enge Verflechtung gibt es aber schon – und genau deshalb lohnt es sich, beide Länder gemeinsam zu betrachten.
Tim
10. Oktober 2014 @ 10:11
@ ebo
Und erneut weichst Du aus und lieferst nicht. Was für eine Riesenüberraschung. Ich schlage vor, die Forderung „Deutschen Überschuß senken = französische Wirtschaft stärken“ streichst Du aus Deinem Repertoire. 🙂
Peter Nemschak
9. Oktober 2014 @ 20:32
@TIM Der Bericht der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute bestätigt Ihre Einschätzung. Alle jene, die sich beim Schulden machen auf Keynes berufen, unterschlagen, dass Keynes gemeint hat, dass in guten Zeiten der Staat seine Schulden zurückführen müsse. Dies ist in den letzten 40 Jahren nirgendwo geschehen. Für die politischen Parteien, insbesondere die Sozialisten gibt es offenbar keine überzogenen Ansprüche an den Staat.
Tim
10. Oktober 2014 @ 10:40
@ Peter Nemschak
Keynes würde einen Herzinfarkt bekommen, wenn er die heutigen Staatsquoten sähe. Alle westlichen Staaten fahren seit Jahrzehnten mit Vollgas ein permanentes Keynes-Programm. Die – nicht unplausible – Grundidee ist völlig pervertiert worden.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß sich Keynes heute nicht mehr als Keynesianer bezeichnen lassen würde.
luciérnaga rebelde
9. Oktober 2014 @ 18:17
Dafür ist man aber bereit, Milliarden auszugeben, um die Türkei in die EU aufzunehmen…
Holly01
9. Oktober 2014 @ 11:21
Hallo,
240 Billionen US-$ kreisen auf Anlagesuche um die Welt.
Die Kapitalseite hat so viel Geld, daß die nicht einmal ansatzweise wissen wohin damit.
Wie wäre es denn die Flußgrößen zu verändern und die Steuereinnahmen auf die zu zentrieren, die noch Geld haben und immer mehr bekomme?
Ich meine so lange das noch geht, denn mit TTIP werden Steuerumverteilungen ja unmöglich.
Selbst die OECD-Regeln lassen diese nur bedingt zu.
Man könnte ja „Globalisierung“ einmal neu definieren.
Wenn ein Staat das Geld da hold wo es ist, kann das nicht ungesund sein.
Die rot-grüne Regierung hat den Kapitalinhabern 63Mrd. Euro/a geschenkt, das sind aufkommuliert seit 2005 (63 x 10 x 1,05) in Summe gute 900 Mrd. Euro Staatsschulden.
Willkürlich und einseitig herbeigeführt.
Es wäre Zeit zumindest diese Umverteilung zu beenden ….
Claus
9. Oktober 2014 @ 10:45
Es ist doch klar, Hollande steht unter Druck, bei der Jugendarbeitslosigkeit, genauso wie Renzi. Von Frankreich weiss ich dies persönlich, gerade auf dem Lande ist die Situation für die Jugend besonders präkär.
Wenn wir wirklich Europa und die Gemeinschaft ernst nehmen wollen, können wir nicht eine ganze Generation vor der Tür stehen lassen.
Sonst hat das Gebilde seinen Sinn und seine Berechtigung verloren.
ebo
9. Oktober 2014 @ 09:00
Das stimmt so nicht. Für den Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit stehen gerade mal 6 Mrd. Euro bereit. – viel zu wenig für 28 Länder. Der polnische Finanzminister hat 700 Mrd. gefordert, um die EU aus der Krise zu holen! https://lostineu.eu/schlimmer-als-die-30er/ Es geht um massive Investitionen, nicht um Almosen
Peter Nemschak
9. Oktober 2014 @ 09:31
Umschichten bei den Staatsausgaben, Förderungen und Subventionen, könnte erhebliche Mittel für die Jugend bewegen.
Tim
9. Oktober 2014 @ 14:15
Ich staune zunehmend über die Leserbewertungen hier.
Offenbar finden (die hier sicher überwiegend linken) Leser staatliche Geldgeschenke an Unternehmen besser als Mittel für die Jugend.
Man lernt nie aus.
DerDicke
9. Oktober 2014 @ 16:24
Was wollen Sie noch umschichten?? Weniger Geld in den Straßenbau? Sozialleistungen kürzen?
Jeder Euro der den Bürgern genommen oder nicht gegeben wird drückt die Konsumausgaben und trifft daher direkt die Wirtschaft.
Peter Nemschak
9. Oktober 2014 @ 12:50
Warum werden EU-Gelder nicht abgerufen?
ebo
9. Oktober 2014 @ 14:15
Weil dies die EU ist, da gibt es bürokratische Verfahren. Schnell geht es nur, wenn man Banken retten muss 🙂
DerDicke
9. Oktober 2014 @ 16:31
Was bitteschön soll der Staat mit dem Geld denn anstellen wenn die Betriebe Leute entlassen weil die Wirtschaft kollabiert? Selbst Leute einstellen -> Geschrei weil zu viele Staatsdiener. Den Firmen Geld für Einstellungen geben -> bringt nichts, siehe Zuschüsse für Langzeitarbeitslose, nach Ablauf der Frist stehen die wieder auf der Straße. Selbst Ausbilden? Was sollen sie lernen, wer führt die Ausbildung durch? Und was macht man hinerher mit den ausgebildeten Arbeitslosen?
Wir haben in Europa dank der Dauersparerei aller Sektoren einen kollabierenden Binnenkonsum. Wenn keiner mehr konsumieren kann braucht man auch keine Firmen und Angestellten mehr. Was wollen Sie da mit 6 Milliarden? Sie brauchen Konsumenten, die Zuversichtlich in die Zukunft blicken und daher ihr Geld ausgeben damit die Wirtschaft funktionieren kann, diese ist nämlich kein Selbstzweck sondern dafür da, die Menschen mit den notwendigen Gütern zu versorgen (unter der Vorraussetzung, die Menschen können sich die Güter überhaupt noch leisten nach lauter Lohndumping und Hartz4!).
Wir haben in Europa im Moment ein explodierendes NACHFRAGEPROBLEM!
Tim
9. Oktober 2014 @ 13:41
Kann mir mal jemand erklären, wie man mit Geld nachhaltig Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen kann?
ebo
9. Oktober 2014 @ 14:16
Und wie macht man es ohne Geld? Dein Zynismus macht mich sprachlos…
Peter Nemschak
9. Oktober 2014 @ 16:19
Nachhaltig sicher nicht. Dazu bedarf es einer Reform der Arbeitsmärkte, auf der einen Seite mehr Flexibilität, auf der anderen eine verbesserte Arbeitslosenversicherung. Im übrigen ist die Jugendarbeitslosigkeit in den einzelnen Mitgliedsländern sehr unterschiedlich und hat auch unterschiedliche Gründe, die man spezifisch angehen muss. Wenn man, um ein österreichisches Beispiel zu nennen, die 600 Empfehlungen des Bundesrechnungshofs umsetzt, kann man damit eine Bildungsreform, Pensionsreform, Forschung und Entwicklung, Infrastruktur und so manches andere finanzieren. Ausgabenseitige Reformen und andere Schwerpunktsetzungen schaffen zusätzliche Finanzmittel ohne neue Schulden. Mit der Politik des „nur niemandem wehtun“ (Subventionen, Doppelförderungen, unwirtschaftlicher Föderalismus etc.) kommen wir nicht weiter. Das hat mit Zynismus nichts zu tun sondern mit der Einsicht, dass eine Politik des geringsten Widerstands ins Abseits führt.
ebo
9. Oktober 2014 @ 16:36
Schauen Sie sich mal die Jugendarbeitslosigkeit in Berlin an. Muss da auch der Arbeitsmarkt reformiert werden?
Tim
9. Oktober 2014 @ 16:47
@ ebo
Die Frage war ernst gemeint. „Jugendarbeitslosigkeit mit Geld bekämpfen!“, das klingt natürlich erst mal super.
In der Praxis heißt das dann z.B. in Frankreich: Chancenlose Jugendliche aus den Vorstädten dürfen 6 Monate bei Staats- und Privatfirmen den Hof fegen, wofür die Firmen finanzielle Anreize bekommen. Danach stehen die armen Jugendlichen wieder auf der Straße. Die formale Jugendarbeitslosigkeit sinkt für die Dauer des Programms, am Problem ändert sich: nichts. Wieder mal kann die Politik sich bequem um die Beseitigung der echten Probleme kümmern, die viel Zeit und Energie kostet.
Wer solche Programme fordert und beschließt, kauft damit Medienpräsenz. So einfach und beschämend ist das.
ebo
9. Oktober 2014 @ 17:02
Bien sur. Genauso toll ist es, sie mit Ein-Euro-Jobs aus der Statistik zu nehmen oder zwangsweise in die Scheinselbständigkeit zu entlassen, wie in Deutschland. Die Franzosen freuen sich schon darauf, diesem Modell nacheifern zu dürfen, n’est-ce pas?
Tim
9. Oktober 2014 @ 16:52
@ ebo
Der Arbeitsmarkt wird in Deutschland ja gerade reformiert. Die vielen Benachteiligten werden tmit Freude sehen, daß sie durch den Mindestlohn jetzt noch weniger Chancen im legalen Arbeitsmarkt haben.
Die Titanic hat zu Blödsinnsregulierungen schon vor 30 Jahren alles Wesentliche gesagte:
https://www.titanic-magazin.de/shop/images/default_shop/POSTER%20BonnrettetPK.jpg
ebo
9. Oktober 2014 @ 17:00
https://lostineu.eu/schlimm-die-jugendarbeitslosigkeit-in-berlin/
DerDicke
9. Oktober 2014 @ 19:02
@Peter
Hört bitte endlich mit den Reformen auf, die nur so heißen, weil jemandem der fast nichts hat dieses bißchen auch noch weggenommen wird!
Firmen stellen keine Leute ein, nur weil man sie leicht wieder loswerden kann, sondern weil der Bedarf für neue Arbeitskräfte da ist! Und wenn ein Gewinn dabei herauskommt ist es auch egal, was diese Leute kosten. Aber so lange die Märkte schrumpfen gibt es einfach mangels Bedarf an Produkten keine neuen Arbeitsplätze, egal wie flexibel die Arbeitnehmer sind.
Gebt den Menschen wieder eine sichere Rente, dann können sie ihr Geld JETZT für den Konsum ausgeben anstatt es in dubiosen Finanzprodukten zu versenken!
Sorgt endlich für deutliche Lohnerhöhungen, dann können die Menschen auch wieder mehr Konsumieren!
Wenn ihr wollt, dass im Inland produziert wird dann erhebt hohe Importzölle und schei*t auf die Globalisierung, so lange es nur ein Wettlauf nach unten in Richtung der niedrigsten Sozialstandards ist! Sonst hilft die nämlich eh nur den Reichsten!
Wir könnten so viel produzieren dass es ALLEN Menschen im Land verdammt gut ginge und alle etwas zu tun hätten, wenn die Ergebnisse der Arbeit nur fairer verteilt würden! Wir leisten uns Millionen Menschen die wir nur mitschleppen anstatt sie partizipieren zu lassen, obwohl es bei entsprechender Nachfrage auch entsprechend zu tun gäbe!
Dieses ganze System ist im Moment nur noch pervertiert mit komplett falschen Prioritäten, mach die Reichen immer Reicher indem du es von den Armen nimmst, lass die unteren 80% gegeneinander arbeiten (Arbeitnehmer gegen Rentner, gegen Arbeitslose, gegen Beamte,…), erkläre Geld zur Gottheit und tanze ums goldene Kalb, nimm dem Staat sein Vermögen (der Staat sind WIR ALLE!) und gib es einen wenigen die es vergolden dürfen (Wasserprivatisierung, Straßenprivatisierung, PPP, …), nimm dem Staat die Macht und leg sie in die Hände der Privaten (z.B. Gefängnisse in den USA),…
Demnächst fliegt uns der Mist um die Ohren.
Tim
9. Oktober 2014 @ 19:28
@ ebo
Wenn man irgendwo Frankreich kritisiert, kritisiert Du als Gegenargument anschließend immer Deutschland. Findest Du das überzeugend?
Natürlich macht Deutschland dumme Wirtschafts-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Für diese Position mußt Du hier nicht kämpfen.
Sieh aber bitte endlich ein, daß die französische Politik genauso dumm ist.
Peter Nemschak
9. Oktober 2014 @ 08:37
Angeblich sind die vorhandenen finanziellen Möglichkeiten der EU bis dato nicht im entferntesten ausgeschöpft, was die Notwendigkeit neuer Schulden vorläufig überflüssig machen würde.