May lernt Merkeln

Einen Monat nach dem Brexit-Votum kommt die neue britische Premierministerin May am Mittwoch zu ihrem Antrittsbesuch nach Berlin. Paris folgt am Donnerstag, Brüssel muss warten.

Das sagt viel über die Prioritäten der Briten: Sie haben sich nicht geändert. Genau wie unter Ex-Premier Cameron bleibt Kanzlerin Merkel die wichtigste Ansprechpartnerin – und wohl auch die gnädigste.

Denn im Gegensatz zu den drei EU-Granden Juncker, Tusk und Schulz und auch zu Frankreichs Hollande, hat es Merkel überhaupt nicht eilig mit dem Brexit, im Gegenteil.

Die Kanzlerin denkt merkantilistisch – ihr geht es darum, den britischen Exportmarkt für deutsche Produkte offen zu halten. Dafür muss der EU-Binnenmarkt möglichst lange offen bleiben.

May hat ganz ähnliche Interessen, schließlich war sie gegen den Brexit. Auch sie will möglichst vollen Zugang zum Binnenmarkt. Jetzt muss sie nur noch das Merkeln lernen.

Das sollte keine Problem sein: Das Aufschieben und Lasten abwälzen beherrscht May offenbar schon jetzt wie Merkel. So soll der EU-Austrittsantrag nicht vor 2017 kommen.

Eigentlich müsste Merkel sie dafür zusammenstauchen. Die EU-Position ist ja, “so schnell wie möglich” mit den Brexit-Verhandlungen zu beginnen. Doch kümmert das das neue May-Merkel-Duo?

Nö, glaube ich nicht…