Magnet Deutschland

Die Fluchtwelle nach Europa reisst nicht ab. Immer mehr Menschen drängen über die Türkei und Griechenland nach Norden – und das dürfte sich auch nicht so schnell ändern: Deutschland wirkt wie ein Magnet.

Am Mittwoch will Kommissionschef Juncker seine neue Flüchtlingspolitik ankündigen – mit neuen, ehrgeizigeren Quoten für die Umverteilung von Flüchtlingen. Von 40.000 auf 160.000, heißt die Planvorgabe aus Brüssel.

Doch die Zahlen sind schon jetzt überholt. Denn Deutschland wirkt wie ein Magnet. Seit der Ankündigung von Kanzlerin Merkel, syrische Flüchtlinge nicht abzuschieben, hat sich die Stimmung in Nahost geändert.

Besonders anschaulich illustriert dies eine hervorragende Reportage in der französischen Tageszeitung „Libération“, die sich in Gaziantep im Süden der Süden der Türkei umgehört hat. Hier einige Zitate:

„Die Erklärungen aus Deutschland wurden in allen Cafes und Parks von Gaziantep gehört und weiterverbreitet.“

„Deutschland zieht selbst jene an, die nie daran gedacht haben. Leute, die vorher nie ihr Dorf im Norden Syriens verlassen hatten, sprechen jetzt davon, dass sie nach Schweden der in die Niederlande gehen wollen.“

Die größte Begeisterung löste offenbar die Ankündigung aus, das Deutschland die Arbeitskraft und die Kompetenzen der Syrer nutzen möchte, so Libé weiter. Dazu noch ein Zitat:

„Wir sind auf den Status von Bettlern gesunken. Wer uns unsere Würde zurückgibt, wird sofort zum Helden“, zitiert das linksliberale Blatt einen jungen Syrer, der nach Deutschland auswandern will.

Nach fünf Jahren Bürgerkrieg hätten die Syrer jede Hoffnung auf Besserung verloren. Auch diejenigen, die schon in die Türkei geflüchtet sind, sehen keine Perspektive und wollen nun schnellstmöglich nach Europa.

Die Folgen sehen wir auf der griechischen Insel Lesbos, wo es zu Krawallen zwischen Flüchtlingen und der Polizei gekommen ist. Von der Türkei über Griechenland nach Deutschland – das hoffen nun Millionen…

…und wenn es so weiter geht, wird die EU ihre Politik bald erneut überdenken müssen. Junckers „große“ Rede zur „Lage der Union“ kommt viel zu spät, gefragt ist jetzt nur noch Merkel!

photo credit: #guertelstr – Refugees resist on roof @ Berlin via photopin (license)