Märkte gegen Mélenchon 

Bisher kannten wir das nur aus den Ländern der Eurokrise. Doch nun reagieren die Märkte auch auf den Wahlkampf in Frankreich: Der Aufstieg des linken Kandidaten Mélenchon sorgt für Unruhe.

Mélenchon hat den konservativen Kandidaten Fillon hinter sich gelassen und belegt in den Umfragen schon Platz drei – hinter FN-Führerin Le Pen und dem sozialliberalen Medien-Liebling Macron.

Wenn das so weiter geht, könnte er auch noch Macron abhängen. Ein Duell Mélonchon – Le Pen wäre jedoch ein „schwarzes Szenario, das die Märkte zittern lässt“, titelt das Wirtschaftsblatt „Les Echos“.

Der Spread zwischen deutschen und französischen Staatsanleihen sei „brutal“ um 70 Basispunkte gestiegen, meldet die Zeitung. Japanische Anleger hätten Anleihen im Wert von 13,6 Milliarden Dollar abgestoßen.

Allerdings reicht das nicht, um eine neue Eurokrise auszulösen. Es zeigt erstmal nur, dass sich die Anleger selbst Angst machen – und dass sie mit demokratischen Wahlen nicht viel am Hut haben, im Gegenteil.

Jede Wahl in einem Euroland wird danach bewertet, ob sie sie den deutschen „Goldstandard“ in Politik und Wirtschaft bestätigt – oder nicht. Alles, was Deutschland herausfordert, ist per se schlecht.

Dabei hat der Brexit gezeigt, dass ein Bruch mit dem deutschen EUropa nicht zu Verwerfungen führen muss. Im Gegenteil: die britische Wirtschaft brummt, einige Anleger flüchten aus dem Euro ins Pfund.

Nur in der Eurozone läuft das nicht – denn der Euro wirkt wie früher der Goldstandard: Er macht jede Abweichung zum Problem, und er definiert Demokratie zum „politischen Risiko“…