Macron und Merkel – was gibt’s da zu feiern?

Normalerweise wäre der 55. Jahrestag des Elysée-Vertrags kein großes Ding. Der 45. wurde ja auch nicht groß gewürdigt. Doch nun reist Kanzlerin Merkel nach Paris, um mit Präsident Macron zu feiern.

Plötzlich steht die deutsch-französische Entente wieder hoch im Kurs. Ein neuer Freundschaftsvertrag ist geplant, auch eine deutsch-französische Initiative zur Reform von EU und Euro wurde angekündigt.

Man würde gern “Hurra” rufen, wenn dahinter Energie und Leidenschaft steckten. Doch die spürt man, wenn überhaupt, nur auf französischer Seite. Merkel wirkt müde, Macron muss sie aufmuntern.

Die Kanzlerin hat die historische Chance verpasst, ihre vierte und hoffentlich letzte Amtszeit unter das Zeichen der europäischen Erneuerung zu setzen. Sie hat Macron solo tanzen lassen und ihn anschließend ausgebremst.

Eine große EU-Reform und einen Quantensprung beim Euro dürfen wir daher nicht mehr erwarten. Auch um die deutsch-französische Freundschaft ist es nicht zum Besten bestellt.

Früher war sie ein Herzensanliegen der CDU, heute eifert nur noch die SPD den Franzosen nach. Und auch das nur halbherzig. Für Macrons Euro-Regierung hat sie jedenfalls nicht gekämpft.

Im Bundestag wurden Linke und Grüne von den deutsch-französischen Festivitäten ausgeschlossen, in der Assemblée Nationale wurde die Bewegung von J.-L. Mélenchon ausgegrenzt.

Was einst die Völker vereinen sollte, bindet heute nur noch die Eliten. In ihrem Schatten machen sich schon wieder Egoisten und Nationalisten breit. Mitterrand wußte noch, was das bedeutet…

…und Merkels Ziehvater Kohl auch. Doch “das Mädchen” hat mit Kohls Europapolitik gebrochen; unter ihrer Ägide will die CDU  sogar das Europaparlament aus Straßburg abziehen!

WAS FEHLT? Eine Auskunft zum Glyphosat. Wenn an diesem Freitag die Grüne Woche in Berlin eröffnet wird, haben alte und neue GroKo immer noch keine klare Haltung. Agrarminister Schmidt lässt ein genaues Datum für das Aus des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels weiter offen, der SPD fehlt der Mut zum Widerstand.

Immerhin will nun das Europaparlament einen Glyphosat-Sonderausschuss einsetzen. Er soll beleuchten, “inwieweit wissenschaftliche Standards oder Interessen der Agrarkonzerne die Entscheidung der Verantwortlichen lenken”, so die Grünen.